Bochum. „We want Sweet!“ 700 Fans meist jenseits der 60 feierten die 70er-Band in der Bochumer Christuskirche. So lief das Konzert der Glamrock-Heroen.
„We want Sweet! We want Sweet!“ Minuten vor dem Auftritt skandieren die Fans den Ruf, der vor bald 50 Jahren den Klassiker „Teenage Rampage“ einläutete. Wenig später ist er da: Andy Scott, der mit The Sweet Musikgeschichte geschrieben hat. Die Legende lebt. Und wie! Die Christuskirche wird für 90 Minuten zur Rock-Arena.
Regelmäßig gelingt es Thomas Wessel, Pfarrer der Bochumer Kulturkirche, Pop- und Rockgrößen aus den 70er und 80er Jahren zu gewinnen. Mit The Sweet gelang ein Volltreffer. Die 700 Besucher im nahezu ausverkauften Gotteshaus feierten eine Oldie-Party, die noch lange nachhallen wird.
„The Sweet“ in Bochum: „Die Blondine ist das Original“
„Die Blondine ist das Original!“, ruft ein Endsechziger im spackigen Sweet-Tourshirt seiner deutlich jüngeren Begleiterin zu. Stimmt. Gitarrist Andy Scott, 73 Jahre jung und mit wallendem Blondhaar gesegnet, ist das letzte verbliebene Gründungsmitglied der 1968 formierten englischen Glamrock-Heroen.
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Scott hat eine Band um sich gescharrt, die den Sweet-Sound nahezu 1:1 drauf hat. Das ist vor allem Sänger Paul Manzi zu verdanken, der dem 1997 verstorbenen Frontmann Brian Connolly in Stimme und Gestik bemerkenswert nahekommt.
„The Six Teens“ ist ein Höhepunkt in der Christuskirche
Gut, dass The Sweet anno 2022 die allzu seichten (gleichwohl sehr erfolgreichen) Frühwerke wie „Poppa Joe“ oder „Co-Co“ konsequent außen vor lassen. Die härtere Gangart wird bevorzugt. Und dabei liefern Scott & Co. vortrefflich ab. Kein Hardrock-Kracher fehlt. Begeistert holen die Besucher bei „Block Buster“, „Hell Raiser“, „Action“, „Fox on the Run“ oder „Teenage Rampage“ die Luftgitarren raus. Textfest sind sie allemal.
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Ein Höhepunkt: „The Six Teens“, eines der vielen Meisterwerke der Produzenten Chinn/Chapmann, die The Sweet in den 70er Jahren acht Nummer-1-Singles allein in Deutschland bescherten. Immer wieder hörenswert auch „Love is like Oxygen“ aus der Feder von Andy Scott.
„Ballroom Blitz“ markiert das Ende einer Zeitreise in die Kindheit und Jugend der fast ausschließlich Ü-60-Fans. Mal Sondock hätte in seiner Discothek im WDR fünf Sterne vergeben. Ich auch.
WAZ-Wertung: 5 Sterne