Bochum-Hamme. Laut Experten würde Tempo 30 auf der Dorstener Straße gleich mehrere Probleme im Stadtteil Bochum-Hamme lösen. Das sind für sie die Vorteile.

Tempo 30 auch auf der Dorstener Straße? Für das Ingenieurbüro Planersocietät aus Dortmund eine gute Idee. Es war von der Stadt mit der Erstellung des Nahmobilitätskonzeptes für den Stadtteil Hamme beauftragt worden. Im ausführlichen Endbericht, der dem Bezirk Bochum-Mitte vorgestellt wurde, ist der Vorschlag der Geschwindigkeitsreduzierung für die Dorstener Straße indes etwas versteckt worden, und nicht leicht zu finden.

Gernot Steinberg, Geschäftsführer von Planersocietät: „Ich war durchaus verwundert, dass die Stadtverwaltung uns diesen Vorschlag nicht direkt herausgestrichen hat.“ Er sieht ihn als Zukunftsidee, die mittelfristig in Frage käme. Radfahrer könnten bei Tempo 30 auf die Straße geführt und besser gesehen werden, Gehwege könnten verbreitert werden und Fußgänger die Dorstener Straße viel besser überqueren, erklärt er auf Anfrage.

Herner Straße hat Begehrlichkeiten geweckt

„Zumal Tempo 30 auf der Herner Straße durchaus Begehrlichkeiten bei Anwohnerinnen und Anwohnern der ebenso viel befahrenen Dorstener Straße geweckt haben.“ Durch die Verkehrs- und Ampeldichte sei schnelleres Fahren dort schon heute kaum möglich.

Die Geschwindigkeitsreduzierung verbessere nicht allein die Verkehrssicherheit, sondern darüber hinaus auch die Aufenthaltsqualität rund um die Hauptverkehrsstraßen. Luft- und Lärmemissionen würden ebenfalls reduziert und führten so zu einem besseren Klima auf der Dorstener Straße.

Denn die Verkehrsprobleme in Hamme seien nicht einfach in den Griff zu kriegen: „Wir haben einen hohen Parkdruck in den Wohnstraßen. Besonders nachts sei das Stadtteilzentrum stark überlastet, so dass sich Falschparker ausbreiten.“

Verkehrsprobleme nicht leicht in den Griff zu kriegen

Der Kfz-Verkehr müsse vermindert werden, um den Hammern mehr Lebensqualität in ihrem Wohnviertel zu verschaffen. „Auf der einen Seite muss die Geschwindigkeit so weit angepasst werden, dass eine gleichzeitige Nutzung des Straßenraums durch Rad-, Fuß- und Kfz-Verkehr in einem möglichst ähnlichen Geschwindigkeitsniveau möglich ist. Auf der anderen Seite müssen Flächen des ruhenden Verkehrs überplant und eventuell umverteilt werden, um den nötigen Platz zubekommen für eine adäquate Infrastruktur im Fuß- und Radverkehr“, so das Büro in seiner Auswertung.

Stadt Bochum will nun endlich marode Bahnbrücken sanierenHeute dominierten fahrende und parkende Autos das Straßenbild in Hamme. Die Stadt Bochum möchte das mit Hilfe des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) ändern: Der innenstadtnah gelegene Stadtteil (2,5 Kilometer entfernt) biete idealtypische Voraussetzungen für eine praktizierbare Nahmobilität zu Fuß, mit dem Rad sowie mit Bus und Straßenbahn.

Radabstellanlagen verdrängen weitere Parkplätze

Fußgänger und Radfahrer bräuchten mehr Komfort und Sicherheit. Benötigt würden im Stadtteil mehr Radabstellanlagen, aber die verdrängten weitere Parkplätze. Steinberg: „Politiker müssen den Mut haben, solche Entscheidungen zu treffen. Nicht immer sind geschmeidige Lösungen die besten.“

An der Erarbeitung des Nahmobilitätskonzeptes konnten Bürgerinnen und Bürger mitwirken. So fanden neben einer Onlinebeteiligung, über die eine Vielzahl an Ideen und Anregungen gesammelt werden konnte, auch Informationsstände und Stadteilspaziergänge statt. Zudem wurden Gespräche mit Akteuren aus dem Stadtteil geführt.

Nicht alles, so die Stadtverwaltung, lasse sich rasch umsetzen. Zunächst soll es einen Auftakttermin zur Umsetzungsphase geben, an dem neben der Verwaltung auch das Stadtteilmanagement und Akteure aus Hamme teilnehmen sollen.

CDU im Bezirk Mitte lehnt die Idee ab

Aus Sicht der CDU besteht derzeit keine realistische Möglichkeit zur Umsetzung des Vorschlags von durchgängig Tempo 30 auf der Dorstener Straße. „Das Konzept regt die Geschwindigkeitsreduzierung von der Brücke Präsident bis zur A 40 an. Die Leistungsfähigkeit dieser wichtigen Bundesstraße würde dadurch erheblich gesenkt und der Verkehr in Ausweichstrecken verlagert“, so Susanne Dewender, Mitglied der Fraktion im Bezirk Bochum-Mitte.

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