Bochum-Hamme. Für die städtebauliche und soziale Umgestaltung in Bochum-Hamme muss das Land noch den Förderantrag bewilligen. Im letzten Jahr gab’s kein Geld.

Im letzten Jahr ging Hamme leer aus; das Land ließ die Stadt bei der Vergabe der Städtebaufördermittel für den Ortsteil im Regen stehen. Das hatte zur Folge, dass das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) auf Eis lag. Doch jetzt sollen die geplanten Verbesserungen in dem Stadtteil mit seinen vielen städtebaulichen und sozialen Defiziten eine Chance erhalten und mit einem Jahr Verzögerung starten.

Die Vorberatungen des Regionalverbandes des Ruhrgebiets (RVR) sind dazu inzwischen abgeschlossen. Nun steht noch die Zusage des Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW aus. Die Bezirksregierung als Förderstelle reicht die Wünsche der Städte an die Landesregierung weiter; Arnsberg verwaltet das Budget für alle Anträge.

Chancen auf Förderzusage stehen gut

„Wir sind kurz vor dem nächsten Meilenstein und ich bin hoffnungsfroh, dass wir diesmal eine Zusage bekommen“, sagt Tabea Reichert, Projektleiterin für die Stadtteilerneuerung Hamme im Planungsamt. Denn längst vorbei sind die Zeiten, da das Land alle Anträge, die die Städte in ein Handlungsprogramm gossen, tatsächlich förderte.

Um in diesem Jahr die Chancen auf den ISEK-Start zu erhöhen, hat sich die Stadt Bochum bescheidener gegeben und begrenzte die beantragte Fördersumme auf 982.000 Euro. Zum Vergleich: 2020, als ISEK eigentlich an den Start gehen sollte, wurden 1,2 Millionen Euro beantragt.

An der Dorstener Straße 195 in Bochum-Hamme gibt es nun ein Stadtteilbüro: Die neuen Stadtteilkoordinatoren Martin Müller (links) und Patrick Ritter; in der Mitte Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke.
An der Dorstener Straße 195 in Bochum-Hamme gibt es nun ein Stadtteilbüro: Die neuen Stadtteilkoordinatoren Martin Müller (links) und Patrick Ritter; in der Mitte Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke. © Stadt Bochum

Die Chancen steigen aber auch, weil jetzt eine europäische Förderung hinzu kommt über den Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE), was für den Herbst erwartet wird. Da können Maßnahmen dann „reingeschoben“ werden.

Bis zu acht Jahre Erneuerungsphase

Wenn das ISEK Hamme in diesem Jahr beginnen kann, rechnen die Planer mit sechs bis acht Jahren als Stadtteilerneuerungsphase. 16 Maßnahmen sind beantragt, „die müssen wir so zügig es geht umsetzen“, betont Tabea Reichert. Insgesamt stehen 33 Maßnahmen für Hamme mit einer Gesamtsumme in Höhe von fast 22 Millionen Euro auf der Wunschliste, „da müssen wir sehen, wo wir die Gelder dafür bekommen“.

Maßnahmen zum Start

Als „Startermaßnahmen“ schweben den Planern ein Hof- und Fassadenprogramm vor, die Überprüfung der Sicherheit für die Menschen im Stadtteil durch Experten wie Kriminalitätsstatistiken, Angsträume, aber auch Straßenverkehr. Zudem geht es um die Aufwertung des Amtsplatzes, um Schmuddelecken. Ein Freiraumkonzept beschäftigt sich mit den Wegeverbinden. „Die Grünflächen in Hamme sind bislang nicht miteinander verknüpft“, sagt Tabea Reichert.

Engagement der Jugendlichen stärken

Durch Verfügungs- und Jugendfonds sollen zudem das bürgerschaftliche Engagement und die gesellschaftliche Teilhabe von Kindern und Jugendlichen unterstützt werden. Auch das Quartiersmanagement soll gestärkt werden. Dessen Aufgaben sind: Unterstützung der Verwaltung bei der Umsetzung der Stadterneuerungsmaßnahmen, Ansprechpartner für die Bewohner, Bürgerbeteiligung am Gesamtprozess und bei einzelnen Maßnahmen, Vernetzung der Betroffenen vor Ort, u.a. der Geschäftsleute, Koordination der Quartiershausmeister und Beratung zu Förderprogrammen für Hauseigentümer.

Mehr Bürger zum Mitmachen ermuntern

70.000 Euro sollen in die Steigerung der Bürgerbeteiligung investiert werden. In Hamme gibt es eine Reihe von finanziell schwachen und bildungsfernen Haushalten sowie Menschen mit Migrationshintergrund, so heißt es in der ISEK-Beschreibung der Stadt.

Erfahrungen zeigen, dass bürgerschaftliches Engagement und Zusammenarbeit dadurch geringer ausfallen. Für eine nachhaltige Stadtentwicklung werden aber alle gesellschaftlichen Gruppen gebraucht. Im Rahmen dieser Maßnahme sollen Aktivitäten und Veranstaltungen angeboten werden, um die Betroffenen in Hamme zu mehr Mitbestimmung zu ermuntern.

Ziel ist auch die Förderung der Integration und der Stärkung der Selbstverantwortung. Hierzu ist es wichtig, die vielfältigen Angebote so zu gestalten, dass sie alle ansprechen.

In der „finalen Liste“ stehen mit vorderster Priorität u.a.: der Kinderspielplatz Schmechtingstraße mit 265.000 Euro, Planung und Umbau Amtsplatz sowie die Umgestaltung des Volksparks Hamme. Der aber, so erklärt Tabea Reichert, sei inzwischen in die zweite Umsetzungsphase des ISEK verschoben worden.

Hammes Image verbessern

In der zweiten Phase listen die Planer die Schulhofgestaltung Feldsieper Straße, einen Begegnungsgarten für das Stadtteilzentrum auf, ferner stadtteilorientierte Bildungsarbeit und die Imageentwicklung Hammes, denn der Stadtteil hat bis heute einen schlechten Ruf. Dies gilt in der Außenwahrnehmung, etwa durch städtebauliche Missstände, aber auch in der Unzufriedenheit der Bürger mit ihrem Stadtteil selbst.

Zuletzt sollen die Gestaltung der Stadtteiltore, Erneuerung des Bürgerplatzes, Umbau der Gahlenschen Straße, ein Leerstandsmanagement sowie Zwischennutzungen leerer Geschäftslokale folgen. Auch eine Bezirkssportanlage soll der Stadtteil bekommen.