Bochum. Im Theater Rottstraße 5 in Bochum kommt eine freie Adaption des Romans heraus. Für Regisseurin Maria Trautmann hat das auch persönliche Gründe.

Ein klingender Titel, eine schillernde Vorlage: Mit „Cabaret“ setzt das Theater Rottstraße 5 in Bochum zur letzten Premiere in diesem Jahr an. Auf die Bühne gebracht wird allerdings nicht das Musical, das mit Liza Minnelli Anfang der 70er Jahre unvergessen verfilmt wurde, sondern vielmehr eine Hommage an den Roman „Goodbye to Berlin“ frei nach Christopher Isherwood.

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Rottstraße 5 in Bochum zeigt Premiere von „Cabaret“

„Unsere Idee war, aus Motiven der verschiedenen Vorlagen einen eigenen Abend für die Rottstraße zu erschaffen“, sagt die Regisseurin Maria Trautmann. Die etwa einstündige Aufführung spielt während der brodelnden Zeit gegen Ende der 1920er Jahre, also vor rund 100 Jahren. Während sich auf den Straßen der politische Umbruch zusammenbraut, versucht man im „Cabaret“ mit grell-aufreizenden Darbietungen zu verdrängen, was unaufhaltsam ist. „Dort ist die dekadente Welt noch in Ordnung, während die Lage auf den Berliner Straßen allmählich aus den Fugen gerät.“

Maria Trautmann ist vielseitig unterwegs

Maria Trautmann (32) studierte Jazzposaune an der Folkwang-Uni in Essen und Regie in Maastricht. Als Schauspielerin ist sie Teil der Jungen Bühne Bochum, die zuletzt unter anderem die wunderbare Performance „Nervt!“ ins Theaterrevier brachte.

Daneben adaptierte sie mehrere Romane fürs Theater: etwa „Der Wendepunkt“ von Klaus Mann und „Momo“ von Michael Ende. Als Musikerin ist sie mit der Band „Wir hatten was mit Björn“ deutschlandweit auf Tour.

Für Theaterleiter Oliver Paolo Thomas ist die Vorlage so aktuell wie nie zuvor: „Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich schon ein bisschen“, sagt er. Damals wie heute seien die Verwerfungen und die Risse innerhalb der Gesellschaft deutlich spürbar, was die Rottstraße 5 dazu bewog, mit dieser Aufführung an die Welt der „Goldenen 20er“ zu erinnern, die schließlich in einer Katastrophe mündete. Ganz ähnlich spürt auch die preisgekrönte TV-Serie „Babylon Berlin“ diesem Lebensgefühl nach.

Musikalischer Abend voller Abgründe

Die Stimmung von Isherwoods Roman ist aktuell, auch wenn wir keine 1:1 Vergleiche ziehen wollen“, erzählt Maria Trautmann. „Wir versuchen, die Atmosphäre des Stoffes einzufangen und konzentrieren uns eher auf das Leben im Angesicht der drohenden Katastrophe.“ Die Zuschauer erwartet ein musikalischer Abend voller abgründiger Geschichten. Dabei sei es schwer, die Handlung in wenige Worte zu fassen: „Das sollte man einfach gesehen haben“, merkt Thomas an.

Regisseurin Maria Trautmann (hier in einer Szene aus „Momo“) bringt „Cabaret“ an der Rottstraße auf die Bühne.
Regisseurin Maria Trautmann (hier in einer Szene aus „Momo“) bringt „Cabaret“ an der Rottstraße auf die Bühne. © Andre Symann

Sally Bowles und der Conférencier sind zentrale Figuren. Mit dabei ist die Schauspielerin Lea Kallmeier, die an der Rottstraße 5 zuletzt in „Schöne neue Welt“ und „Die Wand“ zu sehen war, sowie Linus Scherz, der im Folkwang-Theaterzentrum studierte und hier sein Debüt auf der kleinen Off-Bühne geben wird. Live begleitet werden sie von dem Musiker Benedikt ter Braak, der klassisches Klavierspiel mit Jazzmusik verbindet und die Untergangs-Party gewiss schwungvoll begleitet.

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Erinnerungen an den Großvater

Maria Trautmann, die mit „Cabaret“ bereits ihre vierte Regiearbeit an der Rottstraße zeigt, hat auch eine persönliche Beziehung zu dem Stoff: „Mein Großvater hat als Regisseur zweimal ‚Cabaret‘ inszeniert“, erzählt sie. „Auch wenn ich diese Aufführungen selbst nicht sehen konnte, hatte ich das immer irgendwie im Hinterkopf.“ Lothar Trautmann (1935-2010) war u.a. Schauspieldirektor in Saarbrücken und Oberspielleiter in Essen, wo er „Cabaret“ 1975 auf die Bühne brachte.

Premiere am Freitag, 2. Dezember, um 19.30 Uhr. Wieder am 16. Dezember. Karten (14, erm. sieben Euro): karten@rottstr.de