Bochum. Die Serie „Babylon Berlin“ wird auch am Eisenbahnmuseum in Bochum gedreht. So laufen die Arbeiten für das Erfolgsformat in Dahlhausen.

Mit Mützen und dicken Wintermänteln spielen Mädchen und Jungen draußen vor einem Zelt in der Nähe des Eisenbahnmuseums in Bochum-Dahlhausen. Dabei strahlt die Sonne auf den Schotterplatz, die Temperaturen liegen bei mehr als 20 Grad. Die Kinder sind schätzungsweise zwischen sechs und 14 Jahren alt, ihre Outfits sind wohl nicht das, was Kinder in ihrem Alter eigentlich anziehen würden. Sie kommen gerade vom Set, sind Komparsen für die vierte Staffel der Kriminal-Fernsehserie„Babylon Berlin“, die in den 1920er und 1930er Jahren spielt.

Auch interessant

Babylon Berlin“ ist die erste deutsche TV-Serie, die die politische Entwicklung der Weimarer Republik erzählt, so „Das Erste“. Mit den Augen eines jungen Kommissars aus Köln blickt der Zuschauer hinter die Kulissen der „Golden Zwanziger“. Für die Erfolgsserie gab es zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Deutschen Fernsehpreis, die Goldene Kamera oder den Grimme-Preis.

David aus Bochum ist einer der Komparsen, der Teil der winterlichen Szenen ist. „Wir haben heute schon gedreht“, erzählt der 13-Jährige in einem kurzen Gespräch. Geht es denn an diesem Dienstag, 24. August, noch weiter mit den Filmaufnahmen? „Ja, hoffentlich bald“, antwortet ein Mädchen, das etwas jünger ist. Sie hat schulterlange Haare, trägt Rock und Kniestrümpfe.

Babylon Berlin: Dreharbeiten in Bochum sind streng geheim

Viel mehr dürfen die jungen Darstellerinnen und Darsteller nicht erzählen. Einzelheiten zu dem Dreh sind weder vom Eisenbahnmuseum noch von der Filmproduktionsfirma zu erfahren. Auf Biertischen und Stühlen reihen sich Requisiten aus den 30er Jahren: Hüte, Schuhe, Taschen, daneben lange Reihen von Kostümen und – in einer Kiste Blasenpflaster noch und nöcher, denn die alten Schuhe dürften nicht jedem Komparsen, jeder Komparsin gleich gut passen. Doch ein direkter Blick ins Zelt, in dem die Schauspielerinnen und Schauspieler untergebracht sind, ist kaum möglich. „Aus Coronaschutzgründen“, begründet der Produktionsleiter.

Viele Schaulustige werfen einen Blick auf das Zelt, in dem die Komparsen der Serie „Babylon Berlin“ untergebracht sind.
Viele Schaulustige werfen einen Blick auf das Zelt, in dem die Komparsen der Serie „Babylon Berlin“ untergebracht sind. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Die Begeisterung, dass die Erfolgsserie, die in über 140 Ländern läuft, in Bochum gedreht wird, ist groß. „Das ist direkt vor deiner Haustür“, schreibt bei Facebook eine Userin an einen Freund zu einem vorherigen Bericht. Der antwortet: „Jo, ich werde da 48 Mal durch das Bild laufen.“ Nicht ganz ernst gemeint – und wohl auch nicht möglich.

Wenige Meter weiter bewacht ein Sicherheitsmann den Eingang zur Filmkulisse am Eisenbahnmuseum. Viel ist von außen nicht zu sehen. „Da kommste nicht rein“, sagt der freundliche Herr mit der orangenen Weste. Der Blick hinter die Kulissen bleibt den vielen Schaulustigen verwehrt, die gerne sehen würden, was da in ihrer Stadt passiert.

Bochumer kommen nach Dahlhausen – und erhoffen sich Blick auf das Filmset

Viele wollen einen Blick auf die Dreharbeiten werfen – ob sie nun extra oder zufällig hier in Dahlhausen vorbeikommen, ob sie die Serie bisher schon gesehen haben oder noch nicht. „Man ist ja schon neugierig“, erzählt eine ältere Dame aus Höntrop, die vor dem Zelt an der Dr.-C.-Otto-Straße steht. Genauso wie ein Mann aus Essen. Für vorherige Staffeln wurde bereits in seiner Heimatstadt am Baldeneysee oder auch in Duisburg gedreht, die Neugierde war groß, was nun in Bochum passieren würde.

Auch interessant

Jede Folge von Babylon Berlin hat Frank Rütten, ebenfalls aus Essen, gesehen. Der Lehrer der Pestalozzi-Förderschule ist mit Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften zu Fuß unterwegs auf Erkundungstour, es geht von Dahlhausen zurück nach Essen. „Das ist ein absolutes Highlight für die Schüler“, sagt Rütten. Und nicht nur für die – auch der Pädagoge ist begeistert, zufällig am Filmset vorbeigelaufen zu sein. Anschauen wird er sich die Staffel ganz sicher.

Keine Autogramme für Fans der Hauptdarsteller

Für die Dreharbeiten, die am Montag und Dienstag stattfanden, kamen auch die beiden Gesichter der Serie – Liv Lisa Fries als Charlotte Ritter und Volker Bruch als Gereon Rath – nach Bochum. Zu sehen waren die beiden für die Fans allerdings nicht. Ganz im Gegensatz zu den jungen Schauspielerinnen und Schauspielern, die vor der Kulisse des Eisenbahnmuseums mit seinen alten Lokomotiven und Waggons, für eine kleine Reise in die Vergangenheit sorgten.