Bochum. Mit neuem Team startet die freie Bühne in die Spielzeit. Oliver Thomas führt das Haus künftig gemeinsam mit dem Schauspieler Alexander Ritter.
Das Theater Rottstraße 5 stellt sich neu auf: Mit frischen Gesichtern und großem Elan startet die freie Bühne in die erste Spielzeit nach dem Weggang des langjährigen Theaterleiters Hans Dreher, der Chef am Prinz-Regent-Theater wird.
Die wichtigste Personalie: Der Regisseur Oliver Paolo Thomas, der die Bühne gemeinsam mit Hans Dreher und Arne Nobel im Jahr 2009 gründete, soll dem Leitungsteam künftig als künstlerischer Leiter und Geschäftsführer vorstehen. Neu an seiner Seite sind Alexander Ritter und Matthias Hecht, beides bekannte Gesichter aus der freien Theaterszene, die auch an der Rottstraße schon lange wirken. Ritter wird gemeinsam mit Thomas das neue Team leiten, während sich Hecht federführend um das Jugendensemble „Young’n’Rotten“ kümmert. Weiterhin dabei sind Simon Krämer als technischer Leiter und Jasmina Dittrich als Produktionsassistentin.
Das neue Leitungsteam
Oliver Paolo Thomas war einer der Mitbegründer des Theaters Rottstraße 5. Seine Inszenierung von „Fight Club“ (2010) prägte die Ästhetik der Bühne entscheidend mit. In diesem Jahr brachte er Orwells „1984“ auf die Bühne und inszenierte höchst erfolgreich „Der Gott des Gemetzels“ am Prinz-Regent-Theater.
Alexander Ritter spielte an der Rottstraße u.a. in „Fight Club“ und „Die Glasmenagerie“. Auch als Regisseur (u.a. „Lolita“) trat er hier in Erscheinung. Von 2009 bis 2010 war er festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus und arbeitete danach frei.
Freies Theater mit herausfordernden Stoffen
Seit über zehn Jahren gibt es auf dem Hinterhof unter dem Brückenbogen der Glückauf-Bahn freies Theater par excellence: Mit harten und herausfordernden Stoffen ist die Off-Bühne in ganz NRW ebenso bekannt geworden wie mit zeitgenössischer Literatur und pfiffigen Komödien. Inszenierungen wie „Fight Club“ und „Traum eines lächerlichen Menschen“ gelten längst als Klassiker auf dem Spielplan.
An diesem Konzept soll nicht gerüttelt werden: „Wir werden ein lebendiges und sinnlich erlebbares Theater machen und setzen dabei auf die ursprüngliche Kraft: das Live-Erlebnis“, verspricht Thomas. Theater mit starken Geschichten und starken Bildern: „Die erzählerische Kraft und die schonungslose Darbietung der Schauspieler werden im Zentrum unserer Arbeit stehen“, ergänzt Ritter.
Finanzielle Lage bleibt prekär
Eine weitere Aufgabe des neuen Leitungsteams sei es, die finanzielle Situation des Theaters zu verbessern. Trotz der weiterhin steigenden Zuschauerzahlen sei die Lage „prekär und von Ausbeutung geprägt“, meint Thomas. 40.000 Euro bekomme das Theater pro Jahr aus den Fördertöpfen der Stadt, dazu kommen 20.000 Euro als Sponsoring der Stadtwerke. „Den größten Teil des Budgets müssen wir aus eigener Kraft erwirtschaften, in Form von Eintrittsgeldern, Gastspielen und Sponsoring.“
Für die nächsten drei Jahre sei eine Konzeptionsförderung des Landes NRW in Höhe von 40.000 Euro pro Jahr bewilligt worden, die sich auf die Förderung von kontinuierlich arbeitenden Ensembles fokussiere: „Damit erhalten wir zum ersten Mal eine längerfristige Zuwendung auf Landesebene, was uns extrem freut.“
Nächste Premiere am 3. Oktober
Anders als viele andere Bühne verzichtet man an der Rottstraße auf die Sommerpause und spielt (auch aus wirtschaftlichen Gründen) das ganze Jahr durch. Zuletzt sorgten Aufführungen von „Misery“ und „Maria Stuart“ für großes Interesse. Im Herbst plant Alexander Ritter eine Adaption des Romans „Der Zementgarten“ (Premiere: 3. Oktober). Matthias Hecht bringt im November als neuer Leiter des „Young’n’Rotten“-Ensembles mit den Nachwuchsschauspielern den Klassiker „Die Physiker“ von Friedrich Dürrenmatt auf die Bühne. Die Jugendsparte soll künftig weiter ausgebaut werden.
Auch das Kinderensemble „Die Truffaldinos“ ist weiter im Einsatz: Die Leiterin Tanja Grix entwickelt mit den Kindern zwischen 6 und 13 Jahren pünktlich zur Adventszeit eine Aufführung von „Pinocchio“ (Premiere: 1. Dezember).