Bochum. Der Roman „Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat“ von Hervé Guibert kommt in den Kammerspielen auf die Bühne. Premiere am Donnerstag.
Die berührende, aber auch traurige Geschichte eines todkranken Schriftstellers wird bei der nächsten Premiere am Donnerstag, 17. November, um 19.30 Uhr in den Kammerspielen in Bochum erzählt. „Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat“ basiert auf dem gleichnamigen Roman des französischen Autors und Fotografen Hervé Guibert, der 1991 an Aids starb.
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Premiere am Donnerstag in den Kammerspielen Bochum
In seinem stark autobiografisch geprägten Werk setzt er sich mit dem eigenen Tod und der Liebe der Menschen um ihn herum auseinander. Fürs Theater adaptiert wurde der Roman bislang noch nicht. Regisseur Florian Fischer, der in Bochum zuletzt die Performance „Geister“ in die Zeche Eins brachte, kann sich noch genau dran erinnern, wann er ihn zum ersten Mal las.
„Es war kurz vor dem ersten Lockdown“, erzählt er. „Ich hatte Premiere am Schauspielhaus Wien und wusste genau, dass dies für längere Zeit die letzte Vorstellung sein würde, weil direkt danach alles geschlossen wurde.“ Da nahm Fischer den 1990 erschienen Roman zur Hand, der von der Aids-Epidemie in den späten 80ern erzählt, als die Krankheit noch als unheilbar galt. „Es war verrückt, wie sich Realität und Fiktion plötzlich vermischten. Auch bei der Corona-Pandemie wusste ja damals niemand so genau, wie schlimm sie uns treffen würde.“
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Ausgelassenes Leben im Paris der 1980er Jahre
Aids und Corona in einen Topf zu rühren und seine Bochumer Inszenierung zwanghaft auf aktuell zu bürsten: Davon hält Fischer allerdings wenig. „Es wird keinen erhobenen Zeigefinger geben“, sagt er. „Den Zuschauern ist die Pandemie noch so gegenwärtig, die Parallelen erschließen sich von ganz allein.“
Erzählt wird von dem jungen Schriftsteller Hervé, der im Paris der 1980er Jahre ein ausgelassenes Leben führt – bis bei seinem jugendlichen Lover seltsame Hautflecken auftauchen, die Anzeichen einer bislang unbekannten Krankheit sind und letztlich auch Hervés Leben bedrohen. Doch sei der Roman (und auch die Aufführung) kein reines Aids-Drama: „Es geht um Liebe, Freundschaft und Macht – und immer wieder gibt es auch ganz berührende Momente“, sagt der Regisseur.
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Kein einfacher Probenprozess
Mit nur vier Schauspielern bringt er das Drama auf die Bühne: Risto Kübar spielt Hervé, William Cooper seinen Freund Jules. Als Ärztin Claudette Chandi ist Gina Haller zu sehen, deren Figur im Vergleich zum Roman deutlich ausgebaut wurde. Als der im Titel genannte Freund und Pharma-Manager kehrt Thomas Huber nach einigen Jahren ans Schauspielhaus zurück.
Florian Fischer lobt vor allem das „fantastische Ensemble“: „Es war kein einfacher Probenprozess, weil wir wegen eines Corona-Falls im Sommer eine Weile unterbrechen mussten. Aber mit welcher Hingabe und Präzision die Spieler auftreten, das fasziniert mich total.“ Die Aufführung sei keinesfalls allein für eine schwule Community gedacht, betont Dramaturg Vasco Boenisch: „Das ist ein zärtliches Stück über Freundschaft und Liebe.“
Dauer: ca. zwei Stunden ohne Pause. Wieder am 25. November um 19.30 Uhr (mit Publikumsgespräch) sowie 20. und 28. Dezember. Karten: 0234 33335555.