Bochum. Im Foyer der Kammerspiele ist ab jetzt die Betriebskantine des Bochumer Theaters beheimatet. Bald sollen auch die Besucher hier speisen dürfen.
Der Spielbetrieb des Bochumer Schauspielhauses ist während der Corona-Pandemie weiterhin lahmgelegt. Wann der Vorhang wieder geöffnet werden kann, mag derzeit niemand vorherzusagen. Doch hinter den Kulissen ist trotzdem einiges los: Die größte Veränderung betrifft die Betriebskantine, die seit wenigen Tagen eine neue, ungewöhnliche Heimat gefunden hat. Ab jetzt findet man sie im Foyer der Kammerspiele, was auch in der Zeit „nach Corona“ so bleiben soll.
Die alte Kantine lag im Untergeschoss des Theaters und war für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Nur wer seitlich am Gebäude vorbei lief, dem kroch dort der typische Pommes-Geruch in die Nase, der einiges über die kulinarischen Finessen dieser gutbürgerlichen Großküche verriet.
Wasserschaden besiegelte des endgültige Aus der Kantine
Der große Wasserschaden vor rund einem Jahr besiegelte dann das endgültige Aus der alten Betriebskantine, die schon Wochen vorher geschlossen war. Nach dem Rohrbruch war die Einrichtung nicht mehr zu retten: „Es hätte unfassbar viel Geld und Arbeit gekostet, sie dort wieder neu aufzubauen“, sagt die stellvertretende Intendantin Susanne Winnacker. Entsprechend fieberhaft lief die Suche nach einer neuen Lösung: „Der Traum von Intendant Johan Simons war es immer, eine Kantine zu haben, in der die Mitarbeiter des Theaters und die Zuschauer sich begegnen können.“
So rückte das Restaurant „Tanas“ im Foyer der Kammerspiele in den Fokus, das vor allem vor und nach den Vorstellungen bei den Theatergängern sehr beliebt war. In seiner damaligen Form durfte es baurechtlich nicht mehr fortgeführt werden, die Claudius-Stiftung schied als Pächter aus. Hier nun die Kantine unterzubringen, schien nahezu folgerichtig: „Wir haben mit der Stadt gesprochen und durften die entsprechenden Voraussetzungen dafür schaffen“, meint Winnacker.
Neue Betreiber bringen Rezepte aus Brasilien mit
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Und so zog die Kantine vor kurzem unter neuer Leitung ins „Tanas“ ein. Die große Fensterfront zur Königsallee ist seitdem mit weißen Vorhängen verhüllt: „Damit soll klar werden, dass momentan leider niemand von außen in die Kantine gehen kann, was uns sehr leid tut“, sagt Winnacker.
Geleitet wird das neue „Tanas“ von einem Ehepaar: Barbara Fegert-Stadler (37) und Anderson Stadler (36) haben schon zuvor im Schauspielhaus gearbeitet und bringen viele Ideen für eine frische, gesunde Küche mit. Anderson stammt aus Brasilien und möchte den Bochumern gern einige Rezepte aus seiner Heimat näherbringen. „Es gibt jeden Morgen Frühstück, mittags Gerichte mit Fleisch und vegetarisch und abends eine kleine Speisekarte, aus der man wählen kann“, sagt er. Anders als in den üblichen Personalkantinen läuft das nicht mit einem Tablett am Fließband, sondern nach Bestellung.
Auch die Besucher sollen demnächst hier essen können
Wenn im Schauspielhaus der normale Spielbetrieb wieder startet, soll die neue Lokalität regulär auch von den Zuschauern zu den Vorstellungen besucht werden können. Dafür wollen die Betreiber ihr Team personell aufstocken, und die Vorhänge an den Fenstern sollen dann verschwinden.
Ob hungrige Besucher bereits tagsüber vorbei kommen können, um hier etwa zu Mittag zu essen, scheint noch nicht ganz geklärt. Die neuen Betreiber hoffen darauf, ihre Kantine möglichst schon früh am Tag für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Susanne Winnacker bleibt skeptisch: „Mittags wird die Kantine den Besuchern vermutlich nicht zur Verfügung stehen, aber abends sehr gern.“
Info: Sogar eine Prügelei wurde in der Kantine schon angezettelt
Die ehemalige Kantine des Schauspielhauses genießt unter Schauspielern und Theatermachern einen legendären Ruf. Schon manch hitzige Diskussionen sind in dem kleinen Kellerraum spät nachts entbrannt.
Bundesweit in die Schlagzeilen geriet die Lokalität im Jahr 1997, als es dort zu einer mittelschweren Prügelei zwischen Ex-Intendant Leander Haußmann und dem Regisseur Jürgen Kruse gekommen sein soll.
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