Bochum. Der Vertrag von Tung-Chieh Chuang wird um zwei Jahre verlängert. Bei den Besucherzahlen melden die Bochumer Symphoniker einen Aufwärtstrend.
Tung-Chieh Chuang bleibt der Stadt noch eine Weile erhalten: Der Vertrag des Generalmusikdirektors der Bochumer Symphoniker wird um zwei weitere Jahre verlängert. Dies geht aus einer Mitteilung der Verwaltung hervor, die den Mitgliedern des Ausschusses für Kultur und Tourismus bei ihrer Sitzung am kommenden Donnerstag, 17. November, im Rathaus vorliegt. Chuang wird demnach bis mindestens Ende Juli 2026 Chef des Orchesters bleiben.
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Tung-Chieh Chuang bleibt bis 2026 in Bochum
Eine riesige Überraschung ist das nicht: Als der 40-jährige Dirigent aus Taipeh Mitte 2021 sein Amt im Anneliese-Brost-Musikforum antrat, lief sein Kontrakt über drei Jahre – mit der Option einer Verlängerung um weitere zwei Jahre. „Vor dem Hintergrund der bisherigen erfolgreichen und fruchtbaren Zusammenarbeit hat sich die Stadt gemäß Vertragstext mit Herrn Chuang darauf verständigt, diese Option zu nutzen“, sagt Thomas Kipp, Betriebsdirektor der Symphoniker.
Dass dies bereits über eineinhalb Jahre vor Ablauf seines ursprünglichen Vertrags geschieht, hat mehrere Gründe. Zum einen laufen die Programmplanungen bei städtischen Orchestern normalerweise über Jahre im Voraus. Zum anderen hätte sich Kulturdezernent Dietmar Dieckmann (SPD) bei einem möglichen vorzeitigen Weggang Chuangs alsbald auf die Suche nach einem Nachfolger begeben müssen. Ähnlich wie beim Intendanten des Schauspielhauses rechnet man für solch eine Findung üblicherweise mit etwa einem Jahr.
Schwieriger Einstieg in einer fremden Stadt
So ist die vorzeitige Verlängerung des Vertrages im Grunde für alle Beteiligten eine gute Nachricht – und auch das Publikum darf sich freuen. Denn dass sich zwischen dem jungen GMD und den Zuschauerinnen und Zuschauern in den letzten Monaten eine besondere Beziehung entwickelt hat, konnte jeder beobachten, der gelegentlich ein Konzert im Musikforum besucht.
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Dabei war Tung-Chieh Chuangs Einstieg in Bochum alles andere als einfach. Der Schatten des Vorgängers Steven Sloane: überlebensgroß. Dazu: Eine fremde Stadt, viele fremde Menschen, eine fremde Sprache und zudem die vielen Beschränkungen durch die Pandemie machten es „TCC“, wie er von seinen Kollegen gern genannt wird, zu Beginn etwas schwer. Direkt sein Antrittskonzert im September letzten Jahres konnte coronabedingt nur vor halbleeren Rängen stattfinden. Das Publikum empfing den neuen Chef am Dirigentenpult trotzdem neugierig und mit offenen Armen.
Fulminante Aufführung von Mahlers „Dritter“ mit stehenden Ovationen
Mit der höflich, manchmal etwas reserviert wirkenden Art eines wohlerzogenen Taiwanesen stand Chuang daraufhin immer öfter im Blickpunkt: Seine „Von Herzen“-Reihe, die er stets mit wundervollen kleinen Einführungen eine Stunde vor Konzertbeginn einläutet, stieß direkt auf großes Interesse – und auch Chuang selbst schien sichtlich aufzutauen. Stand er beim Schlussapplaus zu Beginn noch etwas schüchtern am Bühnenrand, strahlt er in letzter Zeit immer häufiger.
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Spätestens die fulminante Aufführung der dritten Symphonie von Gustav Mahler zum Abschluss seiner ersten Bochumer Spielzeit darf man als gewaltigen Paukenschlag bezeichnen. Die ultimative Nagelprobe bestand Chuang perfekt. Das Orchester spielte wie entfesselt – und das Publikum spendete zehn Minuten stehende Ovationen.
Chuang mischt sich mittlerweile häufiger unter die Leute
Auch wer wie der GMD in Konzertsälen in aller Welt zu Gast ist, dürfte solch eine Euphorie selten erlebt haben. Und der Eindruck ist durchaus, dass Chuang in seinem zweiten Bochumer Jahr häufiger Präsenz zeigt, weniger durch die Weltgeschichte reist, mehr in Bochum dirigiert und sich öfter unter die Leute mischt.
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Die Corona-Pandemie hätten die Bochumer Symphoniker unter ihrem neuen Maestro gut überstanden, sagt Thomas Kipp. Die Abozahlen würden laut Symphoniker schon wieder 85 Prozent der Auslastung vor Corona entsprechen. „Auch im Einzelkartenverkauf beobachten wir einen Aufwärtstrend“, so Kipp. Viele gute Gründe also, mit Tung-Chieh Chuang den weiteren Weg zu gehen.