Bochum. An einem ungewöhnlichen Ort liest Büchner-Preisträgerin Emine Sevgi Özdamar aus ihrem neuen Roman: im großen Ratssaal des Rathauses in Bochum.

Mit ihrem Roman „Ein von Schatten begrenzter Raum“ gelang der Autorin Emine Sevgi Özdamar eine literarische Sensation, die Verleihung des renommierten Büchner-Preises vor wenigen Tagen war der verdiente Lohn. Jetzt kommt die 76-jährige Autorin für eine Lesung nach Bochum: Am Samstag, 19. November, um 19.30 Uhr liest sie an einem Ort, in dem es sonst selten um Literatur, sondern mehr um Politik und Finanzen geht – im großen Ratssaal des Rathauses.

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Literatur zieht ins Rathaus in Bochum ein

Der Ratssaal trat für kulturelle Veranstaltungen bislang kaum in Erscheinung. Die Aufführung „Lehrer*innen“ des Schauspielhauses war 2019 ein erster Versuch, den weitläufigen Saal etwas stärker ins öffentliche Leben einzubinden. Im Rahmen der „Bochum-Strategie“ will das Kulturbüro der Stadt daran jetzt anknüpfen: „Wir wollen zeigen, dass das altehrwürdige Rathaus mehr sein kann als nur ein Verwaltungsgebäude“, sagt Organisator Bertram Frewer.

Mit Erfolg: Das „Rathaus-Clubbing“ im Sommer, bei dem der Innenhof des 90 Jahre alten Behördenbaus kunstvoll illuminiert und für einen Abend mit Band, Chor und Elektroklängen beschallt wurde, war heftig umjubelt. Der Auftritt von Literatur-Star Özdamar ist jetzt der nächste Akt einer längerfristig angelegten Öffnung des Rathauses: „Auch 2023 wollen wir möglichst viele Formate ausprobieren“, sagt Frewer. Geplant ist etwa eine gemeinsame Veranstaltung mit „Boskop“, der studentischen Kulturvereinigung der Ruhr-Uni.

Der große Ratssaal in Bochum wird nur selten für kulturelle Veranstaltungen genutzt.
Der große Ratssaal in Bochum wird nur selten für kulturelle Veranstaltungen genutzt. © Stadt Bochum, Presseamt | Lutz Leitmann

Viele Bezüge zum Bochumer Schauspielhaus

Die Lesung von Emine Sevgi Özdamar dürfte nicht nur Literaturfans interessieren, denn ihr Roman „Ein von Schatten begrenzter Raum“ steckt voller Bochumer Bezüge. Ausführlich beschreibt sie darin ihre Zeit am Schauspielhaus, an dem sie von 1979 bis 1984 als Schauspielerin und Regieassistentin engagiert war. „Ihre Schilderungen während der Intendanz von Claus Peymann sind sensationell“, sagt der Kulturjournalist Max Kühlem, der die Lesung als Kurator betreut.

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Daneben zeichnet die türkisch-deutsche Autorin ein ganz persönliches Bild der Zeit nach dem Putsch in der Türkei 1971. Künstler und Intellektuelle fürchteten um ihre Existenz – darunter auch die Erzählerin, die aus Istanbul übers Meer nach Europa floh.

Auch Regisseurin Selen Kara ist zu Gast

Ebenfalls zu Gast ist die Regisseurin Selen Kara, die am Schauspielhaus beliebte Inszenierungen wie „Istanbul“ und „Mit anderen Augen“ herausbrachte. Im kommenden Jahr wird sie Teil der neuen Doppel-Intendanz am Schauspiel Essen. Gemeinsam mit Max Kühlem soll es auf der Bühne ein lockeres Gespräch geben.

Karten (fünf Euro) unter 0234 910 86 66 und tickets@bochum-tourismus.de sowie ab 18.30 Uhr an der Abendkasse.