Bochum. Der riesige Vierbeiner wurde für „Moondog“ in den Kammerspielen Bochum gebaut – und macht Karriere. Bei der Documenta wurde er zum Selfie-Star.
Krümel macht Karriere: Der riesige Hund, der bei der Moondog-Performance 2016 in den Kammerspielen Bochum für Furore sorgte, streunt weiterhin durch die Lande. Während der Documenta in Kassel avancierte das meterhohe Tier aus Stoff zum gefragten Selfie-Star und wurde auf Hunderten Fotos abgelichtet. Jetzt soll ein neues Zuhause für Krümel, wie er einst in Bochum liebevoll getauft wurde, gefunden werden.
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Drei Meter hoher Stoffhund zieht von Bochum nach Kassel und Berlin
Wie die Hessische/Niedersächsische Allgemeine (HNA) berichtet, gibt es inzwischen mehrere „Adoptionsversuche“, um den Mega-Hund dauerhaft zu erhalten. Zunächst soll er einer Ausstellung in Berlin die monströse Nase zeigen. Die Theatermacher aus Bochum, die die Figur einst für die Eröffnung des Figurentheaterfestivals „Fidena“ bauten, staunen nicht schlecht: „Damit hatten wir nicht gerechnet, aber wir freuen uns“, sagt Leiterin Annette Dabs.
Kurzer Rückblick: Bei der Premiere des performativen Konzerts „Moondog“ im Mai 2016 in den Kammerspielen gab es ein großes Geheimnis. Der Abend war zu Ehren des legendären New Yorker Komponisten Moondog entwickelt worden, der damals 100 Jahre alt geworden wäre. Was vorher niemand wissen durfte: Das Bühnenbild in den Kammerspielen bestand aus einem gigantischen Haufen dampfendem Kunstfell, der sich im Laufe der Aufführung als überlebensgroßer Hund entpuppen sollte.
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Bei der Premiere staunten die Zuschauer Bauklötze
Über Wochen hatten Annette Dabs als Regisseurin und die Figurenspielerin Stefanie Oberhoff an ihrem gewitzten Bühnenbild gearbeitet. „Die Idee war, dass die Bühne zunächst aussieht wie ein Berg, hinter dem die Sonne aufgeht“, erzählt Dabs. „Erst später sollte man merken, dass der Berg in Wahrheit ein schlafender Hund ist.“
Das Geheimnis hat bis zur Premiere gehalten. Die Zuschauer staunten Bauklötze, als sich plötzlich ein etwa drei Meter großer Kopf mit Kulleraugen so groß wie Autoreifen in die Höhe streckte. Die gesamte Figur war etwa 14 Meter lang. Der Kopf wurde von Figurenspielern innen drin geführt, die Augen und selbst die Wimpern konnten bewegt werden. Krümel sabberte auch: „Wir hatten extra eine Art Sabbermaschine besorgt, die so komisches, rutschiges Zeug aus seinem Maul tropfen ließ.“
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Krümels Kopf ragte bis unters Bühnendach
Was bei der Premiere noch nicht funktionierte, später aber schon: Krümel konnte sich auch auf die Vorderbeine stellen und wurde dann so groß, dass sein Kopf bis unters Bühnendach ragte. Ein Gastspiel führte den Hund nach Dänemark, ein Lkw des Schauspielhauses diente als Hundehütte. „Fast hätten wir es sogar bis nach Chicago geschafft, aber das kam leider nicht zustande“, erzählt Annette Dabs.
Danach verschwand der Stoffhund in der Materialverwaltung in Gelsenkirchen, wo Bühnenbilder im Sinne der Nachhaltigkeit aufgehoben und weiter verliehen werden. Wie Krümels Kopf plötzlich bei der Documenta in Kassel auftauchen konnte, hat Annette Dabs auch überrascht. „Das haben wir nicht gewusst“, sagt sie.
Bis April überwintert Krümel in Frankfurt
Im Hübner-Areal sorgte die Figur für einen wahren Ansturm der Besucher und wird mittlerweile schon als „inoffizielles Documenta-Maskottchen“ bezeichnet, wie die HNA schreibt. „Der riesige Plüschhund ist vielen Kasselern ans Herz gewachsen.“
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Wie es mit Krümel nach Ende der Documenta nun weitergeht, ist eine spannende Frage. Die Idee, ihn in eine nahe gelegene Gesamtschule zu geben, sei schnell verworfen worden, weil der riesige Hundekopf aus Stoff im Brandfall ein Risiko darstelle. Das Künstlerhaus Bethanien in Berlin habe Krümel daraufhin für eine Ausstellung zum Thema „Nachhaltigkeit im Kulturbetrieb“ angefragt, wo er ab April zu sehen sein soll. Bis dahin überwintert er in einer Lagerhalle in Frankfurt – in vier Teile zerlegt. Es gibt auch Überlegungen, ihn nach der Ausstellung in Berlin zurück nach Kassel zu holen. Wuff!