Bochum/Hattingen/Witten. In seinem Klimakollaps-Thriller „Palmen an der Ruhr“ malt Autor Jost Baum ein düsteres Bild: Bochum ist ausgedörrt, Warlords herrschen im Land.

Wohin zieht es die Menschen, wenn die Zeit für einen kleinen Ausflug gekommen ist? Klar, an den Kemnader See! Doch wir sollten den See besuchen, solang es ihn noch gibt: Davon zumindest ist der Autor Jost Baum überzeugt, der in seinem neuen Roman „Palmen an der Ruhr“ ein düsteres Bild von Bochum in naher Zukunft malt.

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Krimi erzählt vom Leben in Bochum nach dem Klimakollaps

Denn der Klimawandel ist längst auch in unseren Breiten deutlich zu spüren. Das sei keine Panikmache, sondern eine einfache Tatsache: „Gerade der letzte Hitzesommer hat das wieder auf erschreckende Weise gezeigt“, sagt der Autor. Vor lauter Wut und auch aus Sorge vor möglichen nahenden Katastrophen hat sich Jost Baum an den Schreibtisch gesetzt und einen Science-Fiction-Thriller aus dem Ruhrgebiet geschrieben: „Da hatte sich bei mir so viel angestaut: Nur sechs Wochen habe ich dafür gebraucht.“

Neuer Roman erscheint im Dezember

In Bochum lässt der Wuppertaler Jost Baum seine Geschichten besonders gern spielen: „Ich mag die Stadt und habe viele gute Freunde hier“, sagt er. „Auch die freie Kulturszene in Bochum ist unglaublich reich.“

„Palmen an der Ruhr“ ist im Ruhrkrimi-Verlag erschienen (176 Seiten, zehn Euro). Voraussichtlich im Dezember kommt sein neues Buch „Die Brise des Meeres“ heraus, das allerdings ganz woanders spielt: auf Korsika.

„Palmen an der Ruhr“ spielt in naher Zukunft, das genaue Jahr lässt der Autor offen. Vom einst wohlgeratenen Kemnader See ist nur noch ein Tümpel übrig, das Land ist ausgedörrt, eine tropische Vegetation macht sich breit. Auch das Leben hat sich drastisch verändert: Eine funktionierende Regierung gibt es nicht mehr, die Menschen werden von einem ominösen Warlord und seiner Söldnertruppe aus Düsseldorf in Schach gehalten.

Aus unendlicher Tiefe wird wieder Kohle gefördert

Dafür ist der Bergbau zurück in der Region: Die Kohle wird mittlerweile aus unendlichen Tiefen gefördert, von anderer Energieversorgung ist das Ruhrgebiet abgeschnitten. Die Bergarbeiter werden derweil mit Opium bei Laune gehalten. „Das klingt erstmal unglaublich abwegig, aber wenn man hört, dass in China gerade über 150 neue Kohlekraftwerke geplant sind, dann ist das gar nicht so weit weg“, meint Baum.

Bei einer Abifeier im Zollhaus Herbede lernt der Leser die Öko-Aktivistin Marlene kennen, die zurückgezogen in einem Bunker lebt. Gemeinsam mit dem engagierten Leo gerät sie zwischen die Fronten eines Drogenkrieges und zettelt schließlich eine kleine Rebellion gegen die herrschende Klasse an. Ganz so düster, so viel sei verraten, geht die Geschichte nicht aus: „Das Ende ist halbwegs versöhnlich“, sagt Baum.

Autor Jost Baum (hier bei einer Lesung an der Ko-Fabrik) beschreibt das Leben im Ruhrgebiet nach dem Klimawandel.
Autor Jost Baum (hier bei einer Lesung an der Ko-Fabrik) beschreibt das Leben im Ruhrgebiet nach dem Klimawandel. © Buchhandlung Im Busch

Buch ist eine Herzensangelegenheit

Für den 68-jährigen Autor, der schon lange in Wuppertal lebt, war dieses Buch eine Herzensangelegenheit. „Was die Ausbeutung fossiler Energieträger angeht, herrschte bei uns über Jahrzehnte der absolute Egoismus. Jeder war sich selbst der nächste.“ So will er mit seinem Klimakollaps-Roman eine Warnung aussenden und so manchen Skeptiker wachrütteln: „Die Party ist vorbei! Wir müssen handeln – und zwar sofort.“

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Erinnerungen an Lokalreporter Eddie Jablonski

Als Krimiautor hat sich der studierte Soziologe über viele Jahre einen Namen gemacht. Immer wieder sind es Umweltthemen, die ihn umtreiben: So beschäftigte sich direkt sein erster Krimi „Computer weinen nicht“ (1989) mit der Tschernobyl-Katastrophe. Später widmete er sich den Abenteuern des Bochumer Lokalreporters Eddie Jablonski, über den er drei Romane schrieb: darunter „68er Spätlese“ (1991) um den Mord an einem türkischen Bauarbeiter und „Schrebergarten Blues“ (1992).

Das Cover von „Palmen an der Ruhr“.
Das Cover von „Palmen an der Ruhr“. © Ruhrkrimi-Verlag

„Eddie war meist besoffen und hatte eine Menge Affären, aber er war ein charmanter Kerl“, erinnert sich Baum. „Bei den Lesern kam er gut an.“ Einer seiner Vorbilder war TV-Raubein Horst Schimanski: „In den 90er Jahren konnte man von solchen Machos noch erzählen. Das wäre heute wohl gar nicht mehr möglich.“ Baum arbeitete zudem als Lektor in einem Schulbuchverlag und veröffentlichte zahlreiche Schulbücher. Sein Kinderkrimi „Die Feriendetektive“ wurde sogar in chinesischer Sprache übersetzt.