Bochum. Der Bochumer Lokalpolitiker Lothar Gräfingholt gibt sein Romandebüt: Mit „Die Colliers der Kanzlerin“ schreibt er eine rührende Liebesgeschichte.
Unterhaltsame Lektüre ist in diesen finsteren Zeiten hoch willkommen. Genau dies bietet jetzt ein Autor, dem man solch einen leichten Lesestoff nicht zugetraut hätte. Der Lokalpolitiker Lothar Gräfingholt, über Jahrzehnte eine wichtige Stimme der CDU im Stadtrat und im Kulturausschuss in Bochum, gibt mit „Die Colliers der Kanzlerin“ sein Debüt als Romancier. Auf knapp 200 Seiten beschreibt er darin eine ungewöhnliche Liebesgeschichte zwischen einem Bochumer Juwelier und der mächtigsten Frau Deutschlands.
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Lokalpolitiker Lothar Gräfingholt aus Bochum schreibt Roman
Im Mittelpunkt steht Bundeskanzlerin Angelika Hermes, deren Gemeinsamkeiten mit Angela Merkel durch jede zweite Zeile scheinen, obwohl alles natürlich „frei erfunden“ ist, wie Gräfingholt lächelnd anmerkt. Ähnlich wie Merkel lässt sich auch Hermes zu Beginn ihrer Kanzlerschaft eine neuen Look verpassen: „Deine Frisur, die könnte schon einen neuen Schnitt gebrauchen, mehr Volumen, mehr Wellen, gefälliger eben“, rät ihr Landwirtschaftsministerin Julia Fischer. Und außerdem: „Deine Ketten sind schön, aber unscheinbar.“
Lesung in der Bücherei in Grumme
Lothar Gräfingholt (*1953) studierte Jura und Publizistik an der Ruhr-Universität. Für den RWE-Konzern arbeitete er schließlich zehn Jahre in der Rechtsabteilung, danach unter anderem in der Projektentwicklung. Er war Fraktionsvorsitzender der CDU Bochum und von 1999 bis 2020 Mitglied des Rates und des Kulturausschusses. 2004 und 2009 kandidierte er als Oberbürgermeister.
Seinen Roman „Die Colliers der Kanzlerin“ stellt er am Sonntag, 20. November, in der katholischen öffentlichen Bücherei in Grumme (An der Kaiseraue 12) vor. Beginn gegen 15 Uhr.
Und so wendet sich Angelika Hermes über einige Umwege an den Goldschmied Volker Luerke, der ein Juweliergeschäft unweit des Bochumer Hauptbahnhofs betreibt. Mit seinen Colliers am Hals sorgt die Kanzlerin für einiges Aufsehen. Bei der Ruhrtriennale lernen sich die beiden schließlich kennen, und es funkt gewaltig. Doch kann sich eine Kanzlerin so einfach in einen Mann aus dem Volk verlieben. Und vor allem: Was sagt eigentlich ihr Mann Hartwich dazu?
Als eindeutiges Vorbild diente Angela Merkel
Wie genau ihm die Idee für diesen schönen Plot gekommen ist, kann Gräfingholt rückblickend gar nicht mehr genau sagen. „Irgendwo habe ich gelesen, dass Merkel ihren Schmuck oft in einer Edelsteinschmiede in Idar-Oberstein fertigen lässt“, erzählt er. „Da nahm die Geschichte ihren Lauf.“
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Literarisch durchaus interessiert, kam Gräfingholt zuvor nie auf den Gedanken, selbst einen Roman zu verfassen. „Ich habe immer mal kleinere Texte geschrieben, die meisten waren aber eher für mich und nicht für eine Veröffentlichung gedacht.“ Doch als der 69-Jährige vor zwei Jahren aus dem Rat ausschied und der Corona-Lockdown für eine Menge freier Zeit zu Hause sorgte, war die Gelegenheit günstig: „Ich habe mich einfach mal an den Computer gesetzt und geschrieben. Jeden Tag zwei bis drei Seiten, das hat richtig Spaß gemacht.“
Das Ende der Geschichte war lange Zeit offen
Knapp eineinhalb Jahre brauchte Gräfingholt für seinen ersten Roman. Seine Frau Beata war lange Zeit die einzige kritische Leserin: „Sie hat als Lehrerin gearbeitet und kennt sich in Kommasetzung und Grammatik viel besser aus als ich.“ Auch ein Verlag war schnell gefunden, der von der originellen Liebesgeschichte direkt begeistert war. Den Feinschliff besorgte Gräfingholt schließlich gemeinsam mit einem Lektor: „Vor allem das Ende der Geschichte war lange offen. Ich hatte zwei verschiedene Enden im Kopf. Aber jetzt ist, denke ich, alles gut geworden.“
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Mit Merkel beim Wahlkampf auf dem Dr.-Ruer-Platz
Ob die echte ehemalige Kanzlerin von ihrem Roman-Pendant schon gehört hat, ist nicht bekannt. Gräfingholt hat sie persönlich nur einmal bei einem Wahlkampfauftritt getroffen, als er selbst als Oberbürgermeister kandidierte: „Da gibt es ein Bild, auf dem Merkel und ich nebeneinander auf dem Dr.-Ruer-Platz stehen. Sie war sympathisch und sehr glaubwürdig. Danach haben wir uns nicht mehr gesehen.“
Vom Romandebüt sichtlich beflügelt, kann Gräfingholt sich durchaus vorstellen, bald erneut zur Feder zu greifen: „Ich denke über einige Ideen nach, aber noch ist nichts konkret.“ Wenn es soweit ist, soll es aber unbedingt wieder ein unterhaltsames Buch mit Bezug zum Ruhrgebiet werden: „Krimis sind überhaupt nicht mein Fall.“
Lothar Gräfingholt: Die Colliers der Kanzlerin. Verlag Henselowsky Boschmann. 192 Seiten, gebunden, 14,90 Euro.