Bochum. IHK lädt zum Sommerempfang im Rahmen des Zeltfestivals. Gute Laune, guter Input eines Finanzexperten, aber düstere Aussichten für nahe Zukunft.

400 Gäste – alle mit Aloha-Kette um den Hals, gute Laune, gutes Wetter, Zeltfeststimmung beim IHK-Sommerempfang, der erstmals überhaupt und im Rahmen des Kulturspektakels am Kemnader See veranstaltet wurde. Das Fazit vorweg: ein Format mit Zukunft – trotz zum Teil trüber Aussichten.

IHK Mittleres Ruhrgebiet will wieder sichtbarer werden

Ersonnen haben es die beiden neuen Spitzenköpfe der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittleres Ruhrgebiet vor sechs Monaten, so Hauptgeschäftsführer Michael Bergmann. Und damals, in einer Corona-Hochphase, sei noch nicht daran zu denken gewesen, dass es tatsächlich im Sommer, zweieinhalb Jahre nach dem letzten Jahresempfang, zu so einer Zusammenkunft kommen könnte, erinnert sich Philipp Böhme, der neue IHK-Präsident. Zwei neue Köpfe, die den Neuanfang der Kammer repräsentieren.

Die launige Party im Beach-Gewand kommt nicht von Ungefähr. Sichtbarer will die Kammer wieder werden, sich mit Positionen einmischen in das gesellschaftliche und politische Geschehen. Und das ist am Mittwoch schon mal ganz gut gelungen, wenn man Josef Hovenjürgen glauben darf. Der ehemalige NRW-Generalsekretär der CDU und Parlamentarische Staatssekretär im Heimatministerium kennt die IHK-Empfänge im weiten Umkreis ganz genau. Für den in Bochum gab es von ihm einen sinnbildlichen Daumen noch oben.

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ARD-Finanzexperte referiert launig und kompetent

Was an der guten Stimmung, an spannenden Gesprächen und bestimmt auch am Gastreferenten lag. Markus Gürne, Leiter der ARD-Finanzredaktion und Moderator von „Wirtschaft vor Acht“, sprach über „Europas Rolle in einer veränderten Welt“ – launig, kompetent und 45 Minuten ohne Manuskript, Punkt und Komma. Der 51-jährige gebürtige Stuttgarter und Medienprofi, der mit klaren Botschaften („Wir brauchen eine neue Idee für dieses Europa“ oder: „Deutschland kann die großen Herausforderungen nicht allein bewältigen“), herrlichen Anekdoten und schmissigen Zitaten die Zuhörer auf seine Seite zog, erntete den dicksten Applaus des Abends.

„Aloha“. IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Bergmann (l.) und Philipp Böhme, Präsident der IHK Mittleres Ruhrgebiet, hatten die Idee, einen Sommerempfang zu veranstalten.
„Aloha“. IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Bergmann (l.) und Philipp Böhme, Präsident der IHK Mittleres Ruhrgebiet, hatten die Idee, einen Sommerempfang zu veranstalten. © Sascha Kreklau

Auch für Sätze wie diese: „Ich glaube nicht nur, der Typ hat eine Meise. Ich weiß es“; nach einem Treffen mit Visionär und Milliardär Elon Musk. Oder über die größte Hürde des deutschen Mittelstands: „Nirgendwo gibt es eine so perfektionistische, katastrophale Bürokratie wie in unserem Land.“ Oder beim TV-Bashing: „Das Durchschnittsalter der ARD-Zuschauer liegt bei 65 Jahren. Darauf sind wir stolz, denn beim Zweiten sind es noch zwei Jahre mehr. Deshalb nennen wir das ZDF auch Kukident-Sender.“

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Energiekrise trifft selbst bislang gesunde Unternehmen hart

Lustig. Ganz so lustig waren die sechs Monate seit Amtsbeginn der neuen IHK-Spitze indes nicht, wie Hauptgeschäftsführer Michael Bergmann in einem kurzen Resümee verriet. Von „harten Monaten“ war die Rede, die „kein Zuckerschlecken“ gewesen seien. Es war u.a. die Zeit des abrupten Abschieds von seinem Vorgänger Eric Weik und der Abkehr vom ehrgeizigen Projekt eines neuen IHK-Hauptquartiers. Mit mehr Personal und mit neuer Programmatik, die sich im „Kurs Zukunft“ und in einem stärkeren Verständnis als Dienstleister der 30.000 Mitgliedsunternehmen niederschlägt, will die Kammer die Herausforderungen bewältigen.

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Der Präsident nennt fünf Themen, die ganz besonders herausfordernd für die Kammer und ihre Mitglieder sind: der Fachkräftemangel; das offenbar schwindende Interesse an Ausbildung; die Digitalisierung, die nicht nur Technikwandel, sondern eine ganz neue Denkweise mit sich bringe, und Maßnahmen zu Eindämmung und Bewältigung des Klimawandels. „Dafür“, so Philipp Böhme, „ist es allerhöchste Zeit.“ Und, ganz aktuell, weiß der Geschäftsführer von Creditreform Bochum aus seiner hauptberuflichen Zeit, wie sehr die Energiekrise selbst bislang gesunde Unternehmen belastet: „Es gibt die ersten Insolvenzen von Unternehmen, die bislang kerngesund waren.“