Bochum. Die IHK Mittleres Ruhrgebiet hat ihren Jahresempfang veranstaltet. NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) findet klare Worte.
Langfristige Einladungen können erstaunliche Wendungen nehmen. Das weiß man gerade bei der IHK Mittleres Ruhrgebiet aus Erfahrung. 2013 hatte sie Frank-Walter Steinmeier als Festredner zum Neujahrsempfang eingeladen - als SPD-Fraktionsvorsitzender im Bundestag. Doch Anfang 2014 sprach er als Außenminister bei der IHK. Als der NRW-FDP-Landesvorsitzende Joachim Stamp die Einladung die Einladung zum diesjährigen IHK-Jahresempfang angenommen hatte, konnte er nicht ahnen, dass die Vorgänge in Thüringen die FDP in eine große Krise stürzen würden.
Stamp: Es war ein kapitaler Fehler, die Wahl anzunehmen
So war es fraglich, ob Stamp es überhaupt von Berlin nach Bochum schaffen würde (Plan B war bereits in Vorbereitung). Er schaffte es – und fand in seiner Rede vor mehr als 700 Besuchern im Ruhrcongress deutliche Worte zur Ministerpräsidentenwahl in Thüringen: „Es kann und darf niemals einen liberalen Ministerpräsidenten geben, der durch die Stimmen von Rechtsextremisten ins Amt gekommen ist.“ Es sei ein „kapitaler Fehler“ gewesen, die Wahl überhaupt anzunehmen. Die Demokratie stehe vor großen Herausforderungen. „Wir leben nicht in Weimarer Verhältnissen. Aber wir dürfen es auch nie wieder zulassen, dass es zu Weimarer Verhältnissen kommen kann.“
Stamps frohe Botschaft in Sachen Quaz.Ruhr, dem Qualifikationszentrum in der ehemaligen Opel-Ausbildungswerkstatt in Langendreer: Es sei ihm egal, „wie wir das zusammenkratzen und wie wir das organisieren, aber das Quaz wird fortgesetzt“. Und der NRW-Integrationsminister setzte noch einen drauf: Man sollte „gemeinsam sehen, dass Quaz nicht nur hier gesichert wird, sondern dass wir es tatsächlich zur Blaupause machen auch für andere Standorte“.
Hoffnung auf weitere Förderung derSprach- und Qualifizierungsangebote
IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik, der die Idee des Qualifizierungszentrums für Zugewanderte vor Jahren ins Rollen gebracht hatte, meinte lächelnd: „Wir nehmen die Förderzusage für Quaz.Ruhr gerne entgegen...“
Stamp hatte vor einigen Wochen das Sprach- und Qualifizierungszentrum in der früheren Opel-Lehrwerkstatt besucht und sich begeistert gezeigt. „Da findet genau das statt, was passieren muss“, sagte er jetzt beim IHK-Jahresempfang – und meinte damit die Sprach- und Qualifizierungsangebote, die individuell auf das Sprachniveau und die Talente der Zugewanderten zugeschnitten werden.
Problem: Die Finanzierung ist bislang nur bis Mitte dieses Jahres gesichert das bisherige Sprachkursangebot war nur durch eine Förderung des Landes in Höhe von zwei Millionen Euro in drei Jahren möglich geworden. Nun können alle Beteiligten hoffen, dass sich das Land nicht zurückzieht. Dazu muss man wissen: Die Finanzierung von Quaz.Ruhr liegt nicht in der Verantwortung von Stamps Ministerium, sondern bei NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU). Und der hatte in der Vergangenheit wenig Begeisterung für das Projekt gezeigt. Vielleicht kann Stamp diese ja wecken.
Bereits zuvor hatte IHK Präsident Wilfried Neuhaus-Galladé – nach einer doch arg langen Begrüßung durch Eric Weik – ebenso klare Worte zu anderen Themen gefunden: Mit Verweis auf die vom Geschäftsführer der Business Metropole Ruhr, Rasmus C. Beck, Anfang des Jahres in der WAZ angestoßene Debatte über eine deutliche Senkung der Gewerbesteuern, stellte Neuhaus-Galladé fest: „Die Gewerbesteuern und die Grundsteuer B in unseren Städten sind zu hoch. Und gerade in Witten und Hattingen sind sie besonders hoch.“ Er wünsche sich „ausdrücklich den Mut der politisch Verantwortlichen in den Räten der Städte, über den Tellerrand hinweg zu schauen und sich zu fragen, wie lange sich die Unternehmen das Drehen an der Steuerschraube noch gefallen lassen“, so der IHK-Präsident.
IHK-Präsident: Bochum arbeitet mit Augenmaß an seiner Zukunft
Neuhaus-Galladé bescheinigte Bochum, dass es in der Stadt voran gehe. So sei das Industrie-, Gewerbe- und Forschungsareal Mark 51/7 eine Erfolgsgeschichte. Aus seiner Sicht werde dort etwas gelingen, was für den wirtschaftlichen Erfolg einer Region von herausragender Bedeutung sei: die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft. So schmerzvoll das Ende der Autoproduktion gewesen sei: In wenigen Jahren würden auf dem Areal mehr Menschen arbeiten als zuletzt im Autowerk. „Auf dem Areal wird Zukunft gestaltet.“
Gleiches gelte für die Innenstadt: Der Abriss des alten Justizzentrums liege in den letzten Zügen. Mit dem Viktoria-Karrée dürfte die Innenstadt eine Aufwertung erleben, die sie über die Stadtgrenzen hinaus attraktiver mache. Die Innenstädte veränderten sich, die Frage der Aufenthaltsqualität werde in Zeiten des Online-Handels immer entscheidender. Auch hier arbeite Bochum mit Augenmaß an seiner Zukunft. Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus Bochum