Grumme. Trauriges Bild: Viele Pflanzen auf dem Grummer Deckel sind vertrocknet. Leserin Sabine Schemmann ärgert das. Sie kritisiert die Grünpflege.

Die Blätter sind vertrocknet und braun. Traurig hängen sie an den Ästen herab, auch die Wiese ist vor Wassermangel schon ganz verfärbt. "Erschütternd", sagt Sabine Schemmann und führt zum verkümmerten Grünstreifen in Grumme. Hier, auf dem Grummer Deckel, der im Bereich der Parallelstraße, Wilhelm-Raabe-Straße und Heckertstraße die Autobahn A40 überquert, gibt die Grünpflege aus Sicht der Bochumerin ein Armutszeugnis ab.

Etwa 400 Meter lang ist der 1989 fertiggestellte "Deckel" über der Autobahn. Sträucher wie Felsenbirne, Hartriegel, Heckenkirsche und Berberis wurde hier einst gepflanzt, auch Bäume wie Eichen, Mehlbeerbäume, Zierkirschen, Birken und Erlen wachsen auf dem Grummer Deckel. "Das könnte ein schönes Bild abgegeben, tut es aber nicht", sagt die Bochumerin. Grünflächen seien die Visitenkarte einer Stadt, machten sie lebendig - der aktuelle Zustand aber erbärmlich.

A40 bei Bochum: Pflanzen sind in schlechtem Zustand

"Die Grünflächen am Grummer Deckel sind nicht die einzigen in so einem schlechten Zustand. Auch im Stadtpark ist die Pflege massiv vernachlässigt worden", findet Schemmann. Vor diesem Hintergrund ärgert sie sich über ein Projekt der Stadt besonders: Das Haus des Wissens in der Bochumer Innenstadt. Das Projekt gehört zur Bochum Strategie 2030.

Im sogenannten "Telekomgebäude" sollen Stadtbibliothek, Volkshochschule, "UniverCity" und eine Markthalle unterkommen. Teil des Projekts ist auch eine spektakuläre Dachterrasse, die die alte Bunkeranlage aus rotem Backstein zu etwas ganz Besonderem machen soll.

Pflegeaufwand zu hoch

"Wer den Grummer Deckel in Augenschein genommen hat, kann das kaum befürworten", meint Schemmann. Denn dort gingen die gepflanzten Gehölze zugrunde, teilweise hätten sie schon gefällt werden müssen. "Bevor unsere bestehenden Grünflächen nicht ausreichend und zuverlässig gepflegt werden, darf es auf dem künftigen Haus des Wissens keinen Dachgarten geben", findet sie.

Dass ein Dachgarten auf dem Telekomblock ein tolles Projekt wäre, will sie gar nicht abstreiten. "Allerdings wäre auch der Pflegeaufwand enorm", erinnert sie. Die Grünflächen am Grummer Deckel zeigten, dass dieser stadtweit scheinbar schon jetzt zu hoch sei. "Vor diesem Hintergrund ist es unverhältnismäßig, jetzt ein Prestigeobjekt mit Dachgarten zu versehen", sagt sie.

Mehr in Grünpflege investieren

Schemmann wünscht sich, dass die Stadt mehr in die Pflege ihrer Grünflächen investiert. "Es müsste ein Wasserwagen kommen, der die Flächen regelmäßig bewässert", sagt sie. Schemmann könnte sich auch vorstellen, Anwohner aus dem Quartier für die Beetpflege zu gewinnen. "Als eine Art Bürgerprojekt", erklärt sie.

Für das Haus des Wissens regt sie an, Flachdächer in der Stadt für etwas anderes zu nutzen: "Man könnte die Gebäude auch mit Photovoltaikanlagen autarker machen", schlägt Schemmann vor.

Die Stadt Bochum gibt zu, dass der Zustand des Grummer Deckels schlecht ist. Die Bäume, die im vergangenen Jahr gefällt worden seien, hätten allerdings im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht - unter anderem wegen Pilzbefalls - weichen müssen.

Pflanzen mit Sonnenbrand

"Das Umwelt- und Grünflächenamt hat sich gemeinsam mit dem Technischen Betrieb ein Bild von der Situation vor Ort gemacht", sagt Stadtsprecherin Janina Zogass. Dabei sei aufgefallen, dass es in der Schneise der A40 aufgrund der starken Hitzeeinstrahlung der letzten Wochen und begünstigt durch die aufgeheizte Luft der Autobahn zum Absterben der Blätter gekommen sei.

"Die Pflanzen haben einen Sonnenbrand bekommen", so die Sprecherin. Der Technische Betrieb versuche die Situation im Herbst durch einen Strauchrückschnitt zu verbessern. "Ein zusätzliches Gießen der Vegetationsfläche ergibt aus fachlicher Sicht zurzeit keinen Sinn, da die Triebe der Pflanzen weder vertrocknet noch abgestorben sind", erklärt Zogass. Nur die Blätter seien betroffen.

Fachkräftemangel in Grünpflege

Hinsichtlich seiner Ressourcen könnte der Technische Betrieb, der die Grünpflege übernimmt, aber insgesamt besser aufgestellt sein. Eigenes Fachpersonal und externe Unternehmen kümmern sich um die Grünpflege. "Für die Eigenleistung stehen dem Technischen Betrieb aktuell 127,5 Vollzeitstellen in der Grünpflege zur Verfügung", informiert Sprecherin Zogass.

In den Sommermonaten würden außerdem zehn Saisonkräfte in der Grünpflege zum Einsatz kommen. "Aufgrund des Fachkräftemangels können jedoch nicht immer alle unbesetzten Stellen unmittelbar wiederbesetzt werden", sagt sie.

Sonnenbrand bei Pflanzen

Bei einem Sonnenbrand zeigen Pflanzen braune, korkige Stellen, vor allem an den Blättern. Früchte können je nach Art gelblich verfärbt sein.

Wenn möglich sollte man die Pflanze sofort aus der Sonne nehmen und an einen geschützten Ort stellen. Außerdem ordentlich mit Wasser versorgen. Wenn sich die Blätter nicht mehr erholen, ist es ratsam, sie zu entfernen, da sie die Pflanze ansonsten unnötig Kraft kosten.