Bochum. Zugewachsene Wege, marode Substanz: Der Stadtpark bietet ein ungepflegtes Bild. Bürger beklagen das, die Stadt auch. Doch es fehlt an Geld.

Im Stadtpark Bochum zu flanieren, macht momentan nicht wirklich Spaß, und daran ist nicht das graue Wetter schuld. Vielmehr der ungepflegte Zustand der Grünanlage, die doch eigentlich ein Bochumer Schmuckkästchen sein sollte. Tatsächlich kann man beim Rundgang zwischen Klinik- und Bergstraße den Eindruck haben, die Stadt habe die Pflege ihres Stadtparks mehr oder weniger aufgegeben. Zugewucherte Wege, ungemähte Rasenflächen, marode Substanz.

Stadtpark in Bochum wirkt an vielen Stellen ungepflegt

Noch legt der Sommer beschwichtigend seine grüne Decke über die Schwachstellen, aber man kann darauf wetten: Wenn das Laub fällt, wird der Gammel-Look im Wortsinn sichtbar werden. Beispiele gefällig? Der einst so anheimelnde Rosengarten ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Die Pergolen sind weg, die Rosenstöcke in den Beeten klein und unscheinbar. Mittendrin sprießen Wildkräuter, vulgo: Unkraut.

Ein schauerliches Bild bietet das Schwanen-Becken in der Nähe des Eingangs an der Straße Alter Stadtpark. Hier sprudelt aus dem Schnabel der Vogel-Skulptur schon seit Jahren kein Wasser mehr, inzwischen sind auch die Beton-Einfassungen, die Bruchsteinmauern des Beckens sowie das Becken selbst in einem erbarmungswürdigen Zustand. Fette Absperrbaken stehen drum herum, aber aufhalten können sie die Graffiti-Sprayer nicht, die die einst in Toskana-Rot leuchtende Begrenzungsmauer in ein unansehnliches Etwas verwandelt haben.

Der Saum des Stadtpark-Teichs ist mit Wildblumen und -kräutern zugewachsen und wirkt unansehnlich. Der Stadtpark in Bochum vergammelt, die Stadt hat zu wenig Geld für die Pflege.
Der Saum des Stadtpark-Teichs ist mit Wildblumen und -kräutern zugewachsen und wirkt unansehnlich. Der Stadtpark in Bochum vergammelt, die Stadt hat zu wenig Geld für die Pflege. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Wasserspielplatz kann wegen technischen Defekts nicht genutzt werden

Ganz zu schweigen vom Wasserspielplatz, einst ein super Planschtreff für die ganz Kleinen, direkt neben dem Spielplatz. Auch dort: alles ausgetrocknet, alles öde. Die Wasserrinnen mit Belag und Blättern vollgestopft. Am Technik-Häuschen – gleichfalls von oben bis unten besprüht – informiert ein Schild: „Der Wasserspielplatz kann leider wegen eines technischen Defekts nicht in Betrieb genommen werden.“

Die WAZ-Redaktion erreichten noch viel mehr Hinweise von enttäuschten Bürgerinnen und Bürgern, auch in Facebook-Foren wie „Du bist Bochumer, wenn…“ wurde der verkommene Zustand des Stadtparks vielfach beklagt. „Warum unternimmt die Stadt nichts dagegen?“, wird gefragt. Die Frage ist so einfach wie die Antwort erwartbar: Es fehlt an Geld für die Pflege.

Dahlien-Garten wurde abgeschafft, Pflege war zu aufwendig

Michael Grothe, der stellvertretende Leiter des Grünflächenamtes, redet, von der WAZ darauf angesprochen, gar nicht drumherum. „Die Stadt stellt nicht genug Gelder für den Park zur Verfügung“, sagt Grothe, es sei alles auf Kante genäht. Die Reparatur des Schwanen-Beckens musste immer wieder geschoben werden. Auch der einstmals prächtige Dahlien-Garten wurde stillgelegt, sprich: abgeschafft. Die arbeitsintensive Pflege der Dahlien – die Knollen müssen zum Winter hin ausgegraben und eingelagert werden – sei mit dem gegenwärtigen personellen Aufwand nicht zu leisten, so Grothe.

Stadtpark Bochum

Nach dem Essener Stadtgarten ist der Bochumer Stadtpark der älteste kommunale Landschaftsgarten im Ruhrgebiet. Er wurde zwischen 1869 und 1876 auf dem Gelände der Gemeinschaftsweide (Vöde) im Stil eines englischen Gartens angelegt.

Der Park wurde in zwei Abschnitten 1889–1894 und 1903–1908 erweitert. Heute sind Alter und Neuer Park harmonisch verbunden. Der Stadtpark umfasst 311.402 m² Fläche, gehört zu den größten seiner Art in Nordrhein-Westfalen und steht im Ganzen unter Denkmalschutz.

Gleiches gelte für die Grünpflege insgesamt: „Dafür müsste man mehr Manpower haben oder Pflegeleistungen an Dritte vergeben“, sagt Grothe. Weder für das Eine noch für das Andere gebe es Ressourcen im Etat.

So bleibt auch dem stellv. Amtsleiter nur, darauf zu achten, dass wenigstens die gröbsten Mängel beseitigt werden. Unterspülte Wege, zum Beispiel, die zum Teil ausgebessert worden sind. Oder die Generalsanierung des Stadtparkteichs (Entschlammung), der „umgekippt“ war und für ein Fischsterben gesorgt hatte. Nun wird wenigstens das in Angriff genommen.

Sanierte Flächen wechseln sich abrupt mit ausgewaschenen, unebenen Wegen ab.
Sanierte Flächen wechseln sich abrupt mit ausgewaschenen, unebenen Wegen ab. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Verkompliziert wird alles, weil neben dem Grünflächenamt das Tiefbauamt (Teich) und die zentralen Dienste (technische Unterhaltung) für den Park zuständig sind. Wie hoch die Pflege- und Unterhaltungsausgaben insgesamt sind, sei so nur schwer zu berechnen, heißt es aus der Verwaltung.

Verschiedene Ämter sind für den Park verantwortlich

So wird etwa die Teichpflege (Reinigung von Unrat, Äste, Laub) vom Technischen Betrieb vorgenommen. Die Entwässerungsüberwachung obliegt aber dem Tiefbauamt, das z.B. Messungen (Sauerstoff, Cyanobakterien) vornimmt und Wasserproben auswertet. Außerdem muss in Trockenperioden der Teich mit Wasser befüllt werden. Schlussendlich fallen Betriebskosten für mobile Belüfter bzw. die Fontänen an. So kommen rund 7000 Euro pro Jahr zusammen.

Gutachten zur Sicherung des Stadtparks liegt lange vor

Benötigt würde ein Vielfaches mehr, weiß stellv. Amtsleiter Grothe, und verweist auf den Gutachter-Plan, der vor Jahren mit Blick auf den langfristigen Erhalt des denkmalgeschützten Stadtparks vorgelegt wurde. Darin sind alle Schwachstellen und deren Lösungen beschrieben – nur, wer sie bezahlen soll, das sagt das Gutachten natürlich nicht.

Das Grünflächenamt habe Zuschüsse für die Grün- und Gestaltungspflege beim Land beantragt. „Da sind wir aber nie zum Zuge gekommen“, sagt Michael Grothe. Andere Städte stünden schließlich vor denselben Problemen. Alle fordern Geld fürs Grün, das es offenbar nicht gibt.

Stadtpark Bochum soll Teil der IGA 2027 im Ruhrgebiet werden

Nicht nur wegen des ungepflegten Erscheinungsbildes, noch aus einem weiteren Grund besteht Handlungsbedarf. 2027 soll sich der Stadtpark im Rahmen der IGA Metropole Ruhr, der dezentralen Internationalen Gartenausstellung im Ruhrgebiet, so adrett präsentieren wie es sich für eine Großstadt mit 365.000 Einwohnern geziemt.

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Der Stadtpark wird dann Teil des Projekts „Route der Parks und Gärten“: Vier Grünanlagen sollen über Radwege verbunden werden und unterschiedliche Parktypen in Bochum darstellen. Das sind neben dem Stadtpark der Westpark und der Schlosspark Weitmar, dazu der Botanische Garten. Zumal vor diesem Hintergrund, so Grothe, habe die Politik signalisiert, dass man über zusätzliche Finanzspritzen nachdenken müsse.

Ob und wann das passiert, weiß niemand. Nur, dass der einzigartige Bochumer Stadtpark Monat für Monat mehr verkommt, das kann jeder sehen, der offenen Auges zwischen Schwanen-Becken und Spielplatz seine Runden dreht.