Bochum. Das Leben wird immer teurer. Wird der Freizeitspaß zum Luxus? In der Bochumer Kultur gibt es die ersten Preiserhöhungen. Die WAZ hat nachgefragt.
Miete, Energie, Lebensmittel, Telefon: „Dafür muss jeder Haushalt zuerst Sorge tragen. Alles andere muss in Zeiten wie diesen erstmal warten“, sagt Andrea Thume, Leiterin der Bochumer Verbraucherberatung. Zurückstehen müssten demnach auch Freizeitaktivitäten. Werden Kino und Konzerte, Artistik und Ausflüge in der Krise zum Luxus?
Varieté et cetera startet mit 2-Euro-Zuschlag in die Jubiläumsstaffel
Das Varieté et cetera steht vor einer besonderen Spielzeit. „90’s Flashback“: So heißt die Herbststaffel, mit der ab 9. September das 30-jährige Bestehen gefeiert wird. Die Kartenpreise werden um zwei Euro erhöht. Der Sonntags-Brunch (inklusive Show) kostet 54 statt 48 Euro. „Anders sind die massiven Kostensteigerungen nach den langen Corona-Lockdowns nicht aufzufangen“, sagt Varieté-Chefin Silvia Cabello und hält ein Trostpflaster bereit: Künftig wird wieder donnerstags gespielt. Dann gibt’s Tickets ab 30 Euro (Schüler/Studenten 15 Euro). „Das liegt sogar noch unter den alten Preisen.“
Auch der Starlight Express kündigt eine Preiserhöhung an – allerdings erst zum 1. Januar 2023 und nicht in allen Kategorien, so Sprecherin Manuela Wolf. Es werde Tickets zum Einstiegspreis von 59,90 Euro geben.
Auch interessant
Capitol-Kino: Eintritt ist gestiegen – Filmfans kommen trotzdem
Bei einem Euro Zuschlag belässt es das Capitol-Kino auf der Kortumstraße. „Wir sparen bei den Energiekosten, wo wir nur können. Aber eine Anpassung war unausweichlich“, sagt Theaterleiterin Siegrid Switala.
+++ Alles wird teurer – was das für Bochum heißt, das lesen Sie hier +++
Der Standardpreis für Erwachsene liege jetzt bei zwölf Euro. Auch bei Popcorn & Co. sei es zu „moderaten Erhöhungen“ gekommen. „Die Leute müssen sich Kino noch leisten können, gerade jetzt“, sagt die Chefin und freut sich: „Die Besucherzahlen sind dank attraktiver Filme wie ,Thor’ oder ,Bibi & Tina’ sehr ordentlich.“
Auch interessant
Musikforum geht ohne Änderungen in die neue Spielzeit
Stabil bleiben die Preise im Musikforum. Selbstverständlich muss auch in der Spielstätte der Bochumer Symphoniker spitz gerechnet werden. „Wir richten uns jedoch nach der Entgeltordnung der Stadt. Eine Erhöhung müssten der Kulturausschuss und der Rat beschließen“, erklärt Bosy-Sprecherin Christiane Peters. Dazu ist es bisher nicht gekommen. Heißt: In der am 2. September beginnenden Spielzeit ändert sich nichts. „Wir bleiben bezahlbar“, versichert Peters. Die teuerste Karte kostet 44 Euro. Schüler und Studenten genießen Klassik live schon ab sechs Euro.
Auch interessant
Tierpark setzt auf steigende Besucherzahlen
Einen „gesamtgesellschaftlichen Auftrag“ erkennt Ralf Slabik, Direktor des Bochumer Tierparks. „Nicht auch noch wir!“: So könnte die Entscheidung beschrieben werden, die Eintrittspreise (8 Euro, Kinder 4,50 Euro) vorerst nicht anzutasten. „Die Menschen haben uns in der Pandemie herausragend unterstützt: durch hohe Besucherzahlen und Spenden.“ Er würde sich „geradezu schäbig“ vorkommen, die Mehrkosten, unter denen der Park zweifelsfrei ächzt, einfach auf die Besucher abzuwälzen. „Wir setzen darauf, dass die Menschen noch häufiger zu uns kommen.“ Dann würde die Rechnung aufgehen.
Auch interessant
Tickets für neue Hallenveranstaltungen werden wohl teurer
Mit steigenden Kartenpreisen müssen Fans im Ruhrcongress und in der Jahrhunderthalle rechnen. Dass Pop, Rock, Schlager und Comedy derzeit auf Vor-Corona-Niveau zu erleben sind, hat einen Grund: Bei den meisten Gastspielen handelt es sich um Nachholtermine, in der vergangenen Woche zum Beispiel bei Carolin Kebekus. Neu eingestellte Veranstaltungen bedürften einer veränderten Kalkulation, weiß Andreas Kuchajda, Geschäftsführer der Hallengesellschaft BOVG. Ergebnis: Die Besucher müssen wohl tiefer in die Tasche greifen.
Auch interessant
Das trifft die Branche zur Unzeit. Nach wie vor deutlich zu spüren ist die Angst vor einer Corona-Infektion. Selbst bei Publikumslieblingen wie Esther Münch bleiben bei der aktuellen „Walli-Woche“ im Gerther Zauberkasten Plätze leer. Das könnte sich im Herbst und Winter durch weiter steigende Inzidenzen und Preise forcieren, ahnt Kuchajda. „Für Künstler wird es schwerer, über ihr Stammpublikum hinaus Hallen zu füllen. Die Zeit der Selbstläufer ist vorbei.“
Hallenbad: Stabile Preise – aber kälteres Wasser
Abtauchen? In den Bochumer Hallenbädern keine schlechte Idee. Am Eintritt haben die Wasserwelten als Betreiber nicht geschraubt. Sehr wohl aber am Temperaturregler. Das Wasser ist jetzt ein Grad kälter.
Auch interessant
Wer’s warm und heiß mag: Das Freizeitbad Heveney bietet weiterhin unbeschränkten Badespaß und Sauna – allerdings für einen zusätzlichen „Energie-Euro“.