Bochum. Der Bochumer Zoo startet die „Tierpark App“. Ein interaktives Programm für Zoobesucher mit einem Handy. Auch für Menschen mit Behinderung.

Ab sofort bietet der TierparkBochum eine weitere Attraktion an. Sie ist bisher einzigartig und derart innovativ, dass sie von anderen Zoos in Deutschland und der Welt übernommen werden könnte. Es geht um die neue „Tierpark-App“, die jetzt in den für Smartphones gängigen App-Stores kostenlos heruntergeladen werden kann. Suchwörter: Tierpark Bochum.

Die neue Errungenschaft des Tierparks wurde mehr als drei Jahre lang entwickelt und stärkt seinen Status als Umwelt- und Bildungszentrum ganz enorm: Die Smartphone-Anwendung ist hochgradig interaktiv und verknüpft die reale Welt im Zoo mit digitalen Angeboten. Und sie vermittelt nicht nur Informationen zu den Tieren, sondern kann auch richtig Spaß machen, weil sie auch spielerisch genutzt werden kann.

Die App richtet sich an Menschen mit und ohne Behinderung

Der sehbehinderte Johannes Willenberg ertastet an einer der sieben interaktiven Erlebnisstationen die Form des Erdmännchens.
Der sehbehinderte Johannes Willenberg ertastet an einer der sieben interaktiven Erlebnisstationen die Form des Erdmännchens. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Entwickelt wurde die App für Menschen mit Behinderungen (gehbehindert, blind oder taub) sowie für Menschen ohne Einschränkungen – Erwachsene wie Kinder. Jedem bietet die App gezielt auf ihn zugeschnittene Angebote. Zoo-Sprecherin Miriam Kreimeyer sagte der WAZ: „Wir haben die Inhalte der App so aufbereitet, dass jeder Lerntyp das Tierwissen nach seinen persönlichen Bedürfnissen und nach seinem Geschmack aufnehmen kann. Das reicht vom klassischen Lesetext über Audios und Videos bis hin zu Spielen.“

Der Tierpark spricht von einem „inklusiven Tierpark-Erlebnis“ und einem „intelligenten Informationssystem“. Die App kann auch zu Hause genutzt werden, aber noch mehr Funktionen sind direkt vor Ort im Tierpark möglich, denn dort sind mehrere Sender installiert, mit deren Hilfe die Besucher wertvolle Infos zur richtigen Zeit und am richtigen Ort auf das Handy gespielt bekommen. Voraussetzung: Das Handy sollte guten Empfang haben (WLAN liefert der Tierpark) und auf GPS-Empfang eingestellt werden. Dann kann es schon losgehen.

Interaktive Erlebnisstationen ergänzen die Bochumer Tierpark-App

Über das Tierpark-Gelände verteilt, stehen sieben „interaktive Erlebnisstationen“ die sich jeweils speziell mit einer Tierart genau befassen. Etwa vor den Erdmännchen und den Flamingos. Diese Stationen ergänzen die neue App mit Lernspielen, digitalen Tieranimationen, Videos mit Untertiteln für Hörgeschädigte, Tastmodellen oder Beschilderungen in Blindenschrift. Ein verlegtes Blindenleitsystem erleichtert zusätzlich die Orientierung im Park.

Erneuter Vandalismus im Tierpark Bochum- „Sind schockiert“Wer bei digitalen Programmen nicht besonders auf Zack ist, muss erst eine Zeit lang üben, um die vielen Anwendungsmöglichkeiten, die die App bietet, zu erkennen und richtig zu nutzen.

Zur Präsentation der App vor geladenen Gästen am Mittwoch erschien auch Beate Telgheder aus Witten, sie ist blind. Der WAZ sagte sie: „Ich erwarte von der App, dass sie mit einem Sprachassistenten steuerbar ist. Ich muss sie erst noch testen, aber es war gerade beim ersten Versuch nicht so einfach.“

Bürgermeisterin Gaby Schäfer (SPD): „Diese App ist ein ganz, ganz, ganz besonderes Projekt. Mehr als nur

Zwei Firmen haben die App mitentwickelt

Das App-Projekt wurde außer vom Tierpark selbst vom Stahlverarbeitungsunternehmen Hoba Steel aus Holzwickede sowie von der Bochumer Software-Firma Netzfactor GmbH am Springorumpark entwickelt- „Wir haben mit zwölf Leuten seit einem Jahr nichts anderes gemacht“, sagt Geschäftsführer Prof. Dr. Jörg Muschiol.

Zu den Kosten der App-Entwicklung hielt man sich bei der Präsentation bedeckt. Nur dies: Es gab 400.000 Euro europäische Fördergelder.

Die App bekam auch schon einen ersten Preis vom NRW-Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie. An dem Wettbewerb nahmen fast 9000 geförderte Projekte teil.

ein digitaler Lageplan.“

Bochumer Zoodirektor betont die Gleichberechtigung aller Besucher

Auch Zoodirektor Ralf Slabik ist begeistert: „Gleichberechtigung bedeutet für uns, dass Blinde mit den Händen jedes Detail eines Tieres ,sehen’ können – so wie es für Sehende mit dem Auge möglich ist. Ebenso bedeutet Gleichberechtigung, die Rufe eines Erdmännchens über das Hörgerät in der individuell angepassten Lautstärke wahrzunehmen. Chancengerechte Teilhabe meint, den Tierpark als Rollstuhlfahrerin oder Rollstuhlfahrer ohne Hindernisse erkunden zu können oder als Grundschülerin kindgerecht aufbereitetes Wissen zu erhalten. All das vereint die neue Tierpark-App.“