Essen. Vor sechs Wochen konnten die Kinos im Ruhrgebiet wieder öffnen – nach acht langen Monaten Corona-Pause. Doch kehren auch die Zuschauer zurück?
Weit über ein halbes Jahr mussten die Kinos wegen der Corona-Pandemie schließen. Sechs Wochen nach der Wiedereröffnung ziehen einige Betreiber ein verhalten positives Fazit: „Uns war allen klar, dass es nicht sofort den großen Ansturm des Publikums geben wird“, sagt Marianne Menze, Geschäftsführerin der Essener Filmkunsttheater, zu denen auch die Lichtburg gehört. „Doch die Reaktionen unserer Gäste sind super! Vielen freuen sich, endlich wieder ins Kino gehen zu dürfen.“
„Nomadland“ mit Frances McDormand zieht viele Besucher in die Kinos
Im Programmkino-Bereich seien es vor allem zwei Filme, die auf besonderes Interesse des Publikums stoßen: Das oscargekrönte Drama „Nomadland“ mit Frances McDormand und der ebenfalls oscardekorierte „Rausch“ von Thomas Vinterberg. „Die laufen wirklich gut!“, sagt Michael Meyer, Chef der Gelsenkirchener Schauburg und der Bochumer Kinos Casablanca, Metropolis und Capitol. „Andere Filme hängen da etwas hinterher.“
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So habe sich „Fabian“, die sehenswerte Literaturverfilmung nach Erich Kästner, an der Kinokasse zunächst schwergetan – was aber auch an der opulenten Lauflänge von knapp drei Stunden liegen könnte. „Doch das Angebot an neuen Filmen ist riesig“, meint Meyer. „Da wird in den nächsten Wochen noch viel passieren.“
Viele Kinderfilme wie „Catweazle“ mit Otto Waalkes sind gefragt
Von einem regelrechten „Filmstau“ berichtet auch Petra Rockenfeller, Betreiberin der Lichtburg Oberhausen. „Unser großes Problem bei der letzten kurzzeitigen Wiedereröffnung vor einem Jahr war, dass kaum gute Filme da waren, weil die Verleiher viel zurückhielten. Das ist diesmal völlig anders, es wird wieder viel mehr ins Marketing investiert.“
Gerade die Filme für Kinder wie etwa „Catweazle“ mit Otto Waalkes würden in der Oberhausener Lichtburg stark nachgefragt: „Viele Familien kehren mit großer Begeisterung zurück und freuen sich, dass bei uns endlich wieder was los ist.“ Das habe bei manchen Vorstellungen schon zu Kapazitätsproblemen geführt: Wegen der Abstandsregeln dürfen in den Sälen derzeit maximal 40 bis 50 Prozent der Plätze verkauft werden, der Rest bleibt frei. „Da waren wir manchmal schnell ausverkauft.“
Große Hoffnungen lasten auf dem neuen Bond-Film
Dass ein Neustart mitten im Sommer womöglich nicht die beste Jahreszeit ist, merken indes einige Betreiber an. „Das war bestimmt nicht ganz glücklich, und trotzdem sind wir mit der Besucherzuspruch unterm Strich ganz happy“, meint Simone Scheidler vom Filmforum Duisburg. „Draußen ist gerade einfach mehr los als drinnen, das sieht man jeden Tag an der Außen-Gastro“, sagt Marianne Menze. Mit Blick auf den Herbst ist sie aber optimistisch: „Immer vorausgesetzt, es kommen keine weiteren Einschnitte, mache ich mir da überhaupt keine Sorgen.“ Große Hoffnungen setzt sie vor allem auf den Start des neuen James-Bond-Films „No time to die“, der aktuell für den 30. September geplant ist. „Bond wird krachen.“