Bochum. Eine aufreibende Spielzeit liegt hinter der freien Bühne in Bochum, doch statt in die Ferien geht’s hier munter weiter: etwa im Rechener Park.

Eine aufreibende Spielzeit liegt hinter den Theatermachern an der Rottstraße 5 in Bochum: Es ist die erste seit dem Corona-Lockdown, in der wieder ein halbwegs normaler Spielbetrieb möglich war. Doch was ist schon „normal“ in diesen Zeiten? „Wenn wir im Herbst nicht wieder schließen müssen, dann sind wir vielleicht mit einem blauen Auge davongekommen“, schätzt Alexander Ritter, der die kleine Off-Bühne seit drei Jahren gemeinsam mit Oliver Paolo Thomas leitet.

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Genau ein Jahr lang stand der Betrieb still, bevor es im vergangenen Oktober unter Einhaltung der vielen Corona-Regeln wieder losgehen konnte. Während andere Bühnen seither unter leeren Rängen ächzen, berichten die Theatermacher an der Rottstraße von durchaus gut besuchten Vorstellungen: „Bei einigen Zuschauern war ein regelrechter Hunger zu spüren. Sie waren dankbar, dass wir wieder da sind“, sagt Thomas. Mit einer Auslastung von etwa 70 bis 80 Prozent seien die Reihen beachtlich gefüllt.

„Das kalte Herz“ kommt in den Rechener Park

Gemeinsam mit dem Theater Kohlenpott zeigt das Rottstraße5-Theater in diesem Sommer „Das kalte Herz“ von Wilhelm Hauff als Open-Air-Aufführung. Wie schon in den letzten Jahren bei „Alice“ und „Peer Gynt“ wird die Geschichte mitten in einem öffentlichen Park gespielt, den die Zuschauer gemeinsam mit den Darstellern durchlaufen.

Mit dabei ist auch die Musikerin Linda Bockholt. Die Premiere steigt am 5. August im Schlosspark Herne. Am 12., 13. und 14. August ist die Aufführung im Rechener Park zu sehen. Karten: karten@herzimpark.de

Theater Rottstraße 5 in Bochum spielt den Sommer durch

Das kann natürlich auch an der Auswahl der Stücke liegen, wofür das Theater schon immer ein gutes Händchen hatte. Packende Stoffe, nah am Puls der Zeit: Dafür wird die Rottstraße 5 vor allem vom jüngeren Publikum geschätzt. „Fight Club“ (wieder am 17. Juli) und „American Psycho“ (30. Juli) stehen schon seit vielen Jahren auf dem Programm und sind regelmäßig ausverkauft: „Das sind mittlerweile Selbstläufer. Irgendetwas treffen wir da“, meint Alexander Ritter. „Die Stücke sind zeitlos, aber sie erzählen auch viel von unserem modernen Leben.“

Zu den Erfolgen jüngerer Zeit zählen die Tragikomödie „Die Eröffnung“ (wieder 19. August), mit dem passenderweise die letzte Spielzeit eröffnet wurde, sowie „Wir, Kinder der Sonne“ (wieder 13. August). Vor allem die Wiederentdeckung dieses Dramas von Maxim Gorki verblüffte und begeisterte immens: Der weit über 100 Jahre alte Text steckt voller Anspielungen, die haargenau in unsere Zeit passen. Erzählt wird von Demokratiefeinden, vom Hass und dem Riss in unserer Gesellschaft, eingebettet in ein leichtes, beschwingtes Ambiente.

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Mit "Wir, Kinder der Sonne" gelang dem Theater Rottstraße 5 eine sehenswerte Neuerzählung des Dramas von Maxim Gorki, die passgenau in unsere Corona-Zeit passt. Mit dabei (von links): Yvonne Forster und Monika Bujinski © Rottstr 5 Theater | Birgit Hupfeld

Einladung zum Theatertreffen nach Hamburg

Ende Juni war das Theater Rottstraße 5 damit bei den Privattheatertagen in Hamburg eingeladen. Auch das Schauspielhaus hat die Aktualität dieses Klassikers erkannt und zeigt „Kinder der Sonne“ ab Herbst in einer neuen Inszenierung.

Wie immer gilt an der Rottstraße: Die Sommerpause fällt aus. Beim „Rotten Summer“ gibt es auch in diesem Jahr die schöne Möglichkeit, die schreckliche, theaterlose Zeit sinnvoll zu überbrücken und Neues zu entdecken. Im Mittelpunkt steht dabei die im Juni verschobene Premiere von „Die fetten Jahre sind vorbei“, mit dem das Jugendensemble „Young’N’Rotten“ ab dem 29. Juli die Bühne stürmt.

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Hamster Edward kehrt im August zurück

Nicht wenige der jungen Darsteller, die an der Rottstraße ihre ersten Bühnenerfahrungen gemacht haben, sind mittlerweile an bedeutenden Schauspielschulen aufgenommen worden oder spielen an großen Theatern. Einer von ihnen ist Lukas Vogelsang, der Ende Juli bei den Salzburger Festspielen auftritt, aber nicht vergessen hat, wo er herkommt: Sein umwerfendes Solo „Das Tagebuch von Edward dem Hamster“ zeigt er wieder am 12. August.

Die Inszenierung von „Fight Club“ (mit v.l. Alexander Ritter und Felix Lampert) gehört zu den Klassikern im Repertoire des Rottstraße5-Theaters.
Die Inszenierung von „Fight Club“ (mit v.l. Alexander Ritter und Felix Lampert) gehört zu den Klassikern im Repertoire des Rottstraße5-Theaters. © Rottstr 5 Theater | Thorsten Schnorrbusch

Zu den Höhepunkten der kommenden Spielzeit zählt ein musikalischer Abend mit der Schauspielerin Maria Trautmann: Unter dem Titel „Goodbye Berlin“ erinnert sie ab Oktober an die Ära der 1920er Jahre, die von viel Musik, aber auch von Dekadenz und Lebenslust geprägt war. „Das war wie ein Tanz auf dem Vulkan und hat viel mit unserer Zeit zu tun“, sagt Oliver Paolo Thomas. Im Herbst widmen sich die Schauspieler Michael Lippold und Johanna Wieking einer ganz besonderen Figur der deutschen Geschichte: Eva Braun, Ehefrau von Adolf Hitler. „Sie wird oft nur als dummes Blondchen im Schatten des Führers dargestellt, aber das ist vielleicht etwas kurz gedacht.“