Bochum-Werne. 3000 Badegäste besuchen samstags das Freibad Werne. Anwohner beklagen Chaos rund um die Freibad-Einfahrt. Dieses könnte sich verschärfen.

Die Hitze flimmert auf dem Asphalt, über den der vierjährige Jakob seine blaue Schwimmnudel Richtung Freibad-Eingang schleift. Neben und hinter ihm rangieren zahlreiche Autos vor und zurück – auf der verzweifelten Suche nach einem Parkplatz. An diesen heißen Juni-Tagen erfreuen sich Bochums Freibäder wie das in Werne großer Beliebtheit. Anwohner vor Ort beklagen allerdings chaotische Zustände rund um die Freibad-Einfahrt in einem dicht bewohnten Wohngebiet.

Park-Chaos vor dem Freibad Werne in Bochum

„Eine absolute Katastrophe“, beschreibt Christian Krampitz von der Fraktion Für Bochum (FFB) die Situation vor Ort. Beim Stadtpicknick hätten ihm zahlreiche Werner Bürger ihr Leid geklagt: Insbesondere an heißen Wochenenden wie dem vergangenen treibe es die Massen in das frisch sanierte Freibad Werne. „Von Zuständen wie in einer Legebatterie“ habe man ihm berichtet. Die Freibäder der Bochumer Wasserwelten wurden am Samstag und Sonntag von fast 12.000 Menschen besucht, allein am Samstag kamen in das Freibad Werne 3178 Menschen.

Jakob kennt den Weg – schnurstracks ab ins Wasser des umgebauten Freibads Werne in Bochum.
Jakob kennt den Weg – schnurstracks ab ins Wasser des umgebauten Freibads Werne in Bochum. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Besonders ärgerlich für die Anwohner: die „Parkanarchie“ rund um die Straße Bramheide, so Krampitz. „Die Menschen haben einfach überall geparkt: auf Rasenflächen, Privatgrundstücken, in Einfahrten oder im Parkverbot“, berichtet der Bezirksvertreter. Einige Badegäste hielten diese Einschränkungen und Regeln wohl für uninteressantes Beiwerk.

Badegäste parken auf der Wiese

Vor Ort am Mittwochnachmittag bestätigen Freibad-Besucherinnen ebenso wie Anwohner die schwierige Park-Situation um das Bad, so auch Tamara, die – heilfroh einen Parkplatz gefunden zu haben – mit ihrer Tochter Amila die Schlange vor dem Eingang ansteuert. „Als wir neulich samstags hier waren, mussten wir immer wieder um den Block fahren“, sagt die 26-Jährige.

Amila (5) und Mutter Tamara sind heilfroh, am Mittwochnachmittag auf Anhieb einen Parkplatz gefunden zu haben.
Amila (5) und Mutter Tamara sind heilfroh, am Mittwochnachmittag auf Anhieb einen Parkplatz gefunden zu haben. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Es ist ja auch sehr chaotisch, wenn man noch das Kind im Auto hat, das unbedingt ins Wasser will“, sagt Tamara.

Anwohnerin Annalena ärgert sich, dass sich die Badegäste nach einigen Runden durch die Werner Nachbarschaft mit ihren Autos in die Vorgärten stellen. „Warum schafft man nicht mehr Parkplätze? Es ist doch zu erwarten, dass die Leute hier im Sommer nur so rein rennen“, fragt sich die 17-Jährige. „Wer hier mit dem Auto vors Freibad fährt, hat schon keine Lust mehr.“

Tiefbauamt stellt Einbahnstraßenschilder um die Freibad-Einfahrt auf

Schon seit 1995 stellen das Tiefbauamt beziehungsweise die Technischen Betriebe mit dem Beginn der Freibadsaison Einbahnstraßen-Schilder auf der Bramheide auf. „Diese wurden damals aufgrund von Verkehrsbehinderungen durch verstärkten Besuchsverkehr und entsprechende Anwohnerbeschwerden während der Saison angeordnet“, erklärt eine Stadt-Sprecherin auf Anfrage.

Der Freibadbetreiber, die Wasserwelten Bochum, betonen, mit dem Neubau des Freibads sei schließlich ein neuer Parkplatz mit 64 Auto- und 172 Fahrradstellplätzen direkt vor dem Besuchereingang an der Bramheide geschaffen worden. „Damit liegt die Anzahl über dem erforderlichen Stellplatznachweis beim Bauantrag: Demnach wären nur 60 Pkw- und 120 Fahrradparkplätze notwendig gewesen“, betont Wasserwelten-Sprecher Kai Krischnak. 2019, vor der Sanierung, habe es bloß zehn Fahrrad-Stellplätze, 15 Auto-Parkplätze vor der ehemaligen Turnhalle und keine Stellplätze wie heute gegeben.

„Ich bin ein Glückskind“, freut sich Karin Vesper, die mit ihrem Enkel Jakob das Freibad besucht, „Ich habe prompt unter einem Baum einen Parkplatz gefunden!“ Vor dem Umbau des Freibads und der Einrichtung neuer Parkflächen habe sie „deutlich weiter auswärts parken müssen“. Sie sei erleichtert, dass in der Straße keine reinen Anliegerparkplätze eingerichtet wurden.
„Ich bin ein Glückskind“, freut sich Karin Vesper, die mit ihrem Enkel Jakob das Freibad besucht, „Ich habe prompt unter einem Baum einen Parkplatz gefunden!“ Vor dem Umbau des Freibads und der Einrichtung neuer Parkflächen habe sie „deutlich weiter auswärts parken müssen“. Sie sei erleichtert, dass in der Straße keine reinen Anliegerparkplätze eingerichtet wurden. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Nachbarin Doris findet, das Einbahnstraßensystem funktioniere gut. Nach dem Umbau habe sich die Situation um das Bad herum schon etwas verbessert. Dem kann Anwohner Hans Joachim Lauf zustimmen – und doch sei an besonders frequentierten Tagen in der Bramheide „die Hölle los“. Die 64 Parkplätze vor dem Bad „reichen vorne und hinten nicht“.

„Dann ist an schönen Tagen aber Holland in Not!“

Laut Bezirksvertreter Christian Krampitz könnte sich die Lage noch weiter zuspitzen. Durch den Umbau sei das Freibad Werne auch für Menschen aus weiteren Stadtteilen deutlich attraktiver geworden: Aus dem gesamten Bochumer Norden, selbst aus Lüttgendortmund kämen Badegäste. Dass das verkleinerte Freibad Werne demnächst auch die Besucherinnen und Besucher aus dem Freibad Langendreer auffangen muss, übersteige die verknappte Kapazität: „Dann ist an schönen Tagen aber Holland in Not!“ Daher werde die „FFB – Fraktion für Bochum“ das Freibad Langendreer „nicht einfach aufgeben“.

Die Wasserwelten Bochum appellieren derweil an ihre Badegäste, „die zentrale Lage des Bades in unmittelbarer Nähe zum Stadtteilzentrum Werne zu nutzen, um das Bad fußläufig, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen“, so der Sprecher.

Die enge Kreuzung und die Einbahnstraßenschilder sorgen bei vielen Badegästen vor dem Freibad Bochum-Werne für Verwirrung.
Die enge Kreuzung und die Einbahnstraßenschilder sorgen bei vielen Badegästen vor dem Freibad Bochum-Werne für Verwirrung. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann