Bochum. Im Prozess um einen Raubmord 2019 in Bochum wurde der Angeklagte entlastet. Als Zeuge sagte ein Mörder aus: Nur er allein trage die Schuld.

Gut drei Jahre nach dem erbarmungslosen Raubmord in einem Einfamilienhaus in Bochum-Hordel sahen sich am Mittwoch vor dem Schwurgericht ein Mörder und ein mutmaßlicher Mörder wieder. Dieser als Angeklagter, jener als Zeuge. Und dabei gab es eine völlig überraschende Aussage, die den Angeklagten deutlich entlastet. Unklar aber ist, ob sie die Wahrheit ist oder nur eine Lüge, um einen Komplizen zu retten.

Der Angeklagte ist ein 36-jähriger Mann, der erst im vorigen Oktober aus seinem Heimatland Polen nach Bochum ausgeliefert worden ist; in Polen verbüßte er wegen einer ganz anderen Gewalttat eine mehrjährige Haftstrafe. Die Bochumer Staatsanwaltschaft wirft ihm jetzt Mord vor. Der Angeklagte schweigt.

Landgericht Bochum verhängte 2020 lebenslange Haftstrafe wegen Raubmordes

Der Zeuge ist ein 39-jähriger Pole. Er wurde jetzt von zwei Wachtmeistern in den Saal geführt und ist derjenige, der wegen des Raubmordes in Hordel bereits vor zwei Jahren zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, die er in der JVA Bochum verbüßt. Er ist heftig vorbestraft und war damals drogensüchtig.

Der jetzige Angeklagte (rechts) neben seinem Verteidiger Martin Gentz aus Bochum.
Der jetzige Angeklagte (rechts) neben seinem Verteidiger Martin Gentz aus Bochum. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Laut Anklage sollen die beiden am 4. Februar 2019 mit Sturmhauben über dem Kopf gemeinsam den 68-jährigen Eigentümer des Hauses umgebracht und ausgeraubt haben. Das Opfer wurde niedergeschlagen, dann in Bauchlage mit Panzer-Klebeband an den Beinen und Füßen gefesselt. Die Hände wurden auf dem Rücken über Kreuz verklebt. Und vor allem: Das komplette Gesicht war in mehreren Lagen verklebt, auch Mund und Nase. Dann wurden mehrere Jacken über den Körper geworfen. Das Opfer erstickte qualvoll.

Im Prozess vor zwei Jahren hatte der 39-Jährige erklärt, dass der 36-Jährige (der damals noch nicht auf der Anklagebank saß, weil er noch in Polen war) den Rentner geknebelt habe; er selbst habe nur dessen Lebensgefährtin (damals 71) zu Boden gebracht und sie mit einer Jacke zugedeckt. Das glaubten ihm die Richter aber nicht und verhängten die Höchststrafe.

„Ich wollte sagen, dass es ausschließlich meine Schuld ist. Ich war der Ideengeber“

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Jetzt, zwei Jahre später, spricht der 39-Jährige völlig anders: Im damaligen Prozess habe er „gelogen“. „Ich wollte mich weiß waschen.“ Er allein, so der Zeuge, habe den Rentner gefesselt. „Er ist leise geworden.“

Kripo leistete akribische Puzzlearbeit

Erst mehrere Monate nach dem Mord wurden die Tatverdächtigen ermittelt. Die Kripo hatte mit hohem Auswand eine äußerst akribische Puzzlearbeit geleistet.

Der Prozess wird am 4. Mai fortgesetzt.

Zuvor hätten die beiden eine „richtige Rauferei“ gehabt, nachdem der 68-Jährige ihn im Wohnzimmer entdeckt, laut geschrien und ihn gegen den Kopf geschlagen habe. Der jetzt Angeklagte sei zu dieser Zeit im Obergeschoss gewesen, um dort nach Wertsachen zu suchen.

Man habe damals lediglich „Gold und Geld“ in dem Haus erbeuten wollen, ein Mord sei nicht geplant gewesen. „Ich hatte nicht vor, jemanden zu töten.“ Auch als er und sein Komplize das Haus wieder verlassen hätten, habe er gedacht, dass der Rentner lediglich ruhig sei und noch lebe. „Es tut mir sehr leid. Ich schäme mich.“

Erbeutet worden seien damals nur „wertlose Sachen“, sagte der Mörder im Zeugenstand.