Bochum. Wegen eines überaus brutalen Raubmordes steht jetzt in Bochum ein 36-Jähriger vor Gericht. Er schweigt. Die Hinterbliebenen saßen ihm gegenüber.

Brutal, eiskalt und ohne jede Gnade: Das war ein Raubmord vor gut drei Jahren in dem beschaulichen Bochumer Ortsteil Hordel. Seit Montag steht deshalb ein dritter Mann vor dem Bochumer Schwurgericht, nachdem vor zwei Jahren bereits zwei andere verurteilt worden waren – einer von ihnen (37) zu lebenslanger Haft.

Diese Höchststrafe droht jetzt auch einem 36-Jährigen, der damals dabei gewesen sein soll. Der verheiratete Vater zweier Töchter hatte während des ersten Prozesses wegen ganz anderer Gewaltdelikte in Strafhaft in seinem Heimatland Polen gesessen, wurde aber im vorigen Oktober nach Bochum ausgeliefert.

Bochumer Mordopfer war im Schützenverein sehr aktiv

Der tödliche Einbruch ereignete sich am Nachmittag des 4. Februar 2019 im Einfamilienhaus eines 68-jährigen Rentners in der Sechs-Brüder-Straße. Er war im Ortsteil sehr bekannt, weil er seit Jahrzehnten im Schützenverein aktiv war, als Kompanieführer.

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Als er gegen 15.45 Uhr vom Garten aus in sein Haus kam, erblickte er zwei Männer mit Sturmhauben. „Was ist denn hier los!?“, rief er. Wenig später lag er bäuchlings auf dem Boden und kämpfte vergeblich um sein Leben. Die Täter hatten ihn mit einem mitgebrachten Brecheisen („Kuhfuß“) niedergeschlagen, dann die Arme auf dem Rücken und die Beine mit Panzer-Klebeband gefesselt und damit auch das Gesicht umwickelt – in vier Lagen. So fest, dass die Nase verbog.

Gefesselter Rentner flehte: „Ich tue doch nichts, ich sag doch nichts!“

Vorsitzender Richter Jens Happe leitet die Hauptverhandlung des Schwurgerichts Bochum.
Vorsitzender Richter Jens Happe leitet die Hauptverhandlung des Schwurgerichts Bochum. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

„Ich tue doch nichts, ich sag doch nichts!“, hatte das Opfer vorher noch gefleht. Doch die Täter zeigten kein Erbarmen, denn sie wollten ungestört das Haus nach Wertsachen durchsuchen. „Ich krieg keine Luft!“ lauteten die letzten Worte. Wenige Minuten später war der wehrlose Mann qualvoll erstickt. Außerdem hatten die Einbrecher noch drei Jacken über den Sterbenden oder bereits Toten gelegt.

Bereits kurz vor dem Mord hatten die beiden Einbrecher die gehbehinderte Lebensgefährtin (71) in der Küche gewaltsam zu Boden gebracht und ihr ebenfalls eine Jacke über den Kopf geworfen. In Todesangst verharrte sie dort zwei grausame Stunden lang, bis die Täter verschwanden.

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Laut Anklage erwarteten die Täter in dem Haus eine hohe Bargeldsumme und Edelmetalle. Tatsächlich sollen sie aber nur geringe Beute, persönliche Sachen mit nur ideellem Wert, und angeblich 1000 Euro in Bar mitgenommen haben.

Im Haus hatte die Einbrecher „alles verwüstet, alles durchwühlt“

Angeklagter war 2020 per Video im Gericht zugeschaltet

Der Angeklagte war bereits an einem Tag im ersten Prozess im Februar 2020 bei der Verhandlung in Bochum zugegen gewesen – per Videoübertragung aus der Haft in Polen. Das Gericht hatte ihn damals vernommen wollen, doch er machte keine Angaben.

Der damalige Hauptangeklagte (37) hatte ihn zu Beginn des Prozesses im Oktober 2019 als den Haupttäter im Haus des Rentners benannt; er habe das Opfer geknebelt. Laut Anklage sollen ihn aber beide getötet haben.

Im Haus war nachher „alles verwüstet, alles durchwühlt“, sagte am Montag ein Sohn (48) des Opfers im Zeugenstand. Die Täter hätten die Schubladen „nicht aufgemacht, sondern rausgerissen“. Goldmünzen in einem versteckten Tresor im Haus hätten sie aber nicht entdeckt. Neben dem 48-Jährigen nehmen auch ein weiterer Sohn des Opfers und die Tochter an dem Prozess als Nebenkläger teil.

Der Angeklagte schwieg zum Prozessauftakt. Im April 2020 war bereits der Täter, der mit dem Kuhfuß zugeschlagen hatte, zu „lebenslänglich“ verurteilt worden. Ein 24-Jähriger, der die beiden Mörder mit einem Pkw zu dem Haus gefahren hatte, bekam dreieinhalb Jahre Haft.

Das Gericht hat Sitzungen bis 23. Juni terminiert.