Bochum. In manchen Bezirken Bochums könnte eine Unterbringung Geflüchteter in Turnhallen notwendig werden. Diese Kapazitäten hat die Stadt.
Die Stadt Bochum wird Geflüchtete aus der Ukraine wohl auch in Turnhallen und Wohncontainern unterbringen. Wie Sozialdezernentin Britta Anger dem Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales am Donnerstagnachmittag berichtete, würde die Beherbergung in Turnhallen „voraussichtlich bei hohem Zuzug in mehreren Stadtbezirken notwendig“. Bei welchen Bezirken das der Fall sein könnte, konnte Anger auf Nachfrage noch nicht sagen.
Flüchtlinge in Turnhallen: Stadt Bochum plant Unterbringung
Mehr als 1700 Menschen aus der Ukraine seien bereits in Bochum eingetroffen, erläuterte die Sozialdezernentin. Mit 4000 bis 5000 Personen – aktuell vornehmlich Frauen und Kinder – sei insgesamt zu rechnen. Ein Großteil sei bislang von Bekannten oder sonstigen Ehrenamtlichen privat untergebracht worden.
Unterbringung ukrainischer Geflüchteter
Die Gemeinschaftsunterkünfte der Stadt – in der Schule und Turnhalle Unterstraße sowie der Halle Dördelstraße – haben eine Kapazität von 581 Plätzen, hier sind 198 Betten bereits belegt.
Außerdem wurden im Hotel H+ bereits 158 Menschen, im Hotel City Max 20, in sonstigen Wohnungen 40 und in der Unterkunft an der Wohlfahrtsstraße 19 Personen untergebracht (ein Container ist hier noch frei).
Außerdem sind an der Herzogstraße aktuell drei Menschen untergebracht – hier sind fünf Quarantäne-Container noch frei.
Aktuell kämen täglich rund 100 weitere Flüchtlinge in der Stadt an – viele am Hauptbahnhof, wo sie die Bahnhofsmission und Ehrenamtliche von „Bochum Solidarisch“ in Empfang nehmen – mittlerweile sogar montags bis sonntags von 9 bis 22 Uhr.
Wegeleitsystem für Geflüchtete am Hauptbahnhof geplant
In Kooperation mit der Bogestra und der Deutschen Bahn solle am Hauptbahnhof ein übersichtliches Wegeleitsystem in der nächsten Woche eingerichtet werden, erläutert die Dezernentin. Auch Shuttle-Busse würden eingesetzt – beispielsweise wenn der ÖPNV am Tag eines VfL-Spiels ohnehin sehr beansprucht sei.
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Anger erklärte auch, weshalb manche privaten Unterbringungsangebote von der koordinierenden Ehrenamtsagentur keine Rückmeldung erhielten: „Es gibt auch zweifelhafte Angebote. Wenn jemand sagt ,Ich will nur ein Kind’ oder ,nur eine Frau,’ wird darauf nicht eingegangen.“ Thema im Ausschuss war außerdem die Sicherheit der ankommenden Frauen am Bahnhof, wo manche bereits von Männern mit anderen Absichten angesprochen worden seien.
Einer von drei Anträgen – die im Vorfeld der Ausschusssitzung eingegangen waren – bezog sich auf die Unterstützung der Willkommenshilfe am Hauptbahnhof Bochum. 20.000 Euro solle die Bahnhofsmission für ihre zusätzliche Arbeit erhalten, hatten SPD- und Grünen-Mitglieder beantragt – der Ausschuss nahm den Antrag ohne Änderungen einstimmig an.
Bürger von „Bochum Solidarisch meldet sich in Sitzung zu Wort
Nach vielen Wortbeiträgen der anwesenden Lokalpolitiker und -politikerinnen ergriff auch ein an der Sitzung teilnehmender Bürger das Wort: „Den Stand am Hauptbahnhof haben zu 80-90 Prozent Ehrenamtliche gestemmt – auch ich engagiere mich dort“, so der Bochumer, „Das Ehrenamt findet bei der Stadt keine entsprechende Würdigung!“ Sonja Lohf, sozialpolitische Sprecherin der Grünen, versicherte daraufhin: „Diese 20.000 Euro dienen auch Ihrer Anerkennung.“
Obwohl sich die Lokalpolitiker zu Beginn der Sitzung parteiübergreifend dafür aussprachen, in dieser Debatte in Zeiten der Ukraine-Krise „keinen Parteienwettbewerb oder Wahlkampf zu betreiben“ – so Marcus Stawars (CDU) –, lieferten sich Kenan Yildiz (CDU) und Gaby Schäfer (SPD) zu den anderen eingebrachten konkurrierenden Anträgen ein Wortgefecht.
Am Ende der Sitzung einigten sich die Ausschussmitglieder allerdings darauf, die übrigen Anträge „formell zurückzustellen“, so die Vorsitzende Anna di Bari (Grüne), „Die Verwaltung soll die beiden Anträge durchsehen, um zu überprüfen, was sich davon schon erübrigt hat.“