Bochum-Mitte. Was sie selbst nicht mehr brauchen, verkaufen Kinder aus Bochum am Sonntag auf einem Flohmarkt in der Ko-Fabrik. Das Geld geht an die Ukraine.

Mit den Pferden hat Leni sowieso nicht mehr gespielt und das Buch hat Emma schon gelesen. Für das Memory ist Lene schon zu alt, und Henri braucht die Spieluhr ebenfalls nicht mehr. "Ich habe meine ganzes Kinderzimmer durchgeschaut und alles rausgesucht, was ich nicht mehr brauche. Das habe ich für die Kinder in der Ukraine gemacht", sagt Lene (12).

Ihr Spielzeug verkauft sie am Sonntag (13.) in den Quartiershallen der Ko-Fabrik an der Stühmeyerstraße. Gespendet wird das Geld im Nachgang an ukrainische Hilfsorganisationen. Auch frische Waffeln und Getränke gibt es für den Frieden. 

Von Bochumer Kindern für Kinder in der Ukraine

Die Idee dazu hatten die drei Freundinnen Lotta (7), Leni (9) und Emma (8). "Wir haben sogar ein Plakat selbst gemacht", sagen die drei Freundinnen und zeigen das blau-gelbe Bild. Sich selbst mit Peace-Zeichen und Friedenstaube vor bunten Wimpeln haben die Mädchen darauf gemalt.

"Die Menschen, die im Krieg leben müssen, brauchen Hilfe von den Menschen, die im Frieden leben", sagen die Freundinnen, die sich aus der Kindertheatergruppe an der Ko-Fabrik kennen. "Uns Kindern geht es so gut und wir können viel abgeben für die Kinder in der Ukraine", sagen die Mädchen.

2100 Euro eingenommen

Sie haben viele Mistreiter gefunden: "Wir haben Anmeldungen für 20 Tische gehabt", sagt Angela Funk, eine der Organisatorinnen. Viele Bochumerinnen und Bochumer waren bereit, die Idee zu unterstützten: Am Sonntag (13.) war die Quartiershalle rappelvoll. Insgesamt kamen so 2100 Euro zusammen - und das in nur zwei Stunden Flohmarkt-Betrieb. Funk berichtet: "Den Kindern ist es besonders wichtig, dass das eingenommene Geld auch wirklich anderen Kindern zugute kommt".

Die Kinder stellten sich vor, dass das Geld beispielsweise an ein Kinderkrankenhaus gehe. Anfang der Woche werde man die Spende der "Gesellschaft Bochum Donezk" übergeben und gemeinsam auswählen, wie das Geld bei den Jüngsten im Krieg ankommen kann.

Verkauf von Komplimenten

Malte (8) hat eine ganz besondere Idee gehabt, um den ukrainischen Kindern zu helfen: "Ich verkaufe Komplimente, für 20 Cent das Stück aus meiner Schatzkiste", sagt der Junge. Insgesamt 32 Stück hat er an seinem Schreibtisch geschrieben: "Du bist ein Vulkan an Hilfsbereitschaft" steht beispielsweise darauf oder "Du bist wundervoll". "In der Ukraine ist alles kaputt, ich kann mir das nur schwer vorstellen", sagte Malte.

So geht es auch der zehnjährigen Emma. "Ich finde es am schlimmsten, dass sich die Menschen verstecken müssen und sich nicht einfach alle vertragen können", sagt sie. In der Schule habe die Lehrerin genau erklärt, dass der russische Präsident Vladimir Putin der Ukraine etwas wegnehmen wolle, was ihm nicht gehöre.

Krieg beschäftigt die Kinder 

"Wir haben auch über die Nato geredet und was passiert, wenn Putin die Nato angreift. Es ist einfach schlimm, was passiert", sagt sie. Mit dem Verkauf von aussortierter Kleidung und Teddybär-Dosen will sie in ihrem Rahmen etwas gegen den Krieg tun.

"Ich glaube, eine solche Aktion hilft den Kindern auch hier, die Situation zu verarbeiten", sagt Besucherin Sonja Krause. Eine Saatgutkugel am Stand von Lucy (11) hat sie schon ergattert. "Ich habe die Kugeln selbst gemacht. Wenn im Frühling etwas blüht, ist das viel schöner als Krieg", sagt sie. Auch bei ihr war der Ukraine-Krieg Thema in der Schule. "Wir haben eine ganze Stunde lang darüber gesprochen und machen das auch weiterhin", sagt Lucy.

Sie und ihre Mitschüler hätten viele Fragen gehabt: "Müssen wir Angst haben? Kann so etwas bei uns passieren? Wann wird alles wieder gut?", sagt sie. Darüber zu sprechen, helfe. Lucy ist schon Flohmarkt-erfahren. "Ich habe das schon bei uns in der Straße gemacht", berichtet sie. In der Vergangenheit habe sie das Geld dem Tierheim gespendet.

Die Kinder hatten weitere kreative Ideen: Auch mit dem Verkauf von selbst gemachten Regenbogen-Postkarten und mit Stoffkreide bemalten T-Shirts wollten sie den ukrainischen Kindern helfen. Lene bilanzierte: "Ich bin sowieso gerne auf Flohmärkten. Wenn ich dabei noch etwas Gutes tun kann, ist das also doppelt gut".

Noch ein Kinderflohmarkt

Trödeln für den guten Zweck kann man auch am kommenden Samstag (19.) im Gemeindezentrum St. Johannes. Von 10 bis 14 Uhr werden dann in Pastors Garten und auf der großen Wiese (Brenscheder Straße 43) Kinderklamotten verkauft. 

30 Prozent des Erlöses werden gespendet - in den vergangenen Jahren zum Beispiel ans Hospiz St. Hildegard. Weitere Infos auf der Website der Gemeinde.