Bochum. Der Bochumer Verein „Kollektiv“ hat in einer spontanen Aktion einen Bus nach Krakau geschickt und dort 60 Flüchtlinge aus der Ukraine abgeholt.
Ein guter Stern muss über dem Einsatz des Bochumer Vereins „Kollektiv“ gestanden haben. „Dabei war es insgesamt eine ziemliche Hauruck-Aktion“, fasst die Aktivistin Judith Büthe zufrieden zusammen. Insgesamt 58 Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind, konnten per Reisebus aus dem polnischen Krakau nach Deutschland gebracht werden, 52 wurden in der Samstagnacht auf ihre vorab organisierten Quartiere verteilt.
„Es waren zum Teil 60- oder 70-Jährige dabei“, erzählt Büthe, „dazu viele Kinder, und fast alle hatten bestimmt vier Tage nicht geschlafen.“ Auch eine Spanierin, die schon lange in der Ukraine lebte und wieder in ihr Heimatland fliehen wollte, „strandete“ in Krakau. „Sie hatte ihr Ticket in der Hand, aber im Moment ist der Bahnhof total überlaufen. Alle versuchen, von dort wegzukommen.“
Mit viel Glück hätte die Firma „David-Reisen“ in Oelde den „Kollektiv“-Aktiven den wohl letzten Bus in ganz NRW zur Verfügung gestellt. „Und das zu super Konditionen und gerade zwölf Stunden vor dem geplanten Termin“, schildert Büthe. In die Vermittlung hätte sich tatkräftig die Bochumer Falken-Jugendorganisation eingeschaltet, die auch schon mit Kleinbussen geholfen habe.
„Nachdem wir über die Flüchtlingshilfe Quartiere für die Menschen organisiert hatten, und der Bus auf die 1100-Kilometer-Tour gestartet ist, haben wir bei mir im Wohnzimmer Tüten für die Leute gepackt, erst einmal mit dem Nötigsten, Snacks, Pflegeprodukte und etwas zum Waschen, dazu Info-Material über die Stadt und die Anlaufstellen.“
Nach der Ankunft in Bochum auf die Quartiere verteilt
Auf der Rückfahrt geriet der Bus prompt in einen langen Stau, so dass er erst in der Samstagnacht wieder vor dem Rathaus ankam. „Eine Familie ist vorher ausgestiegen, das war aber geplant, weil der Mann medizinisch versorgt werden musste“, berichtet die Helferin. „Aber dadurch konnten wir sogar noch Extra-Taschen für die Kinder fertigmachen.“
Auch nach der Verteilung auf die Quartiere, unter anderem über die islamische Gemeinde in Herne, die „Kollektiv“ schon einige Male unterstützt habe, könne der Kontakt gehalten werden. Jens Feddersen, einer der drei Bochumer Helfer, die mitgefahren waren, richtete noch unterwegs einen QR-Code und ein Chat-Fenster zur Bochumer Internetseite ein.