Bochum. Jetzt ist der Krieg ganz nah: Die ersten 95 Flüchtlinge aus der Ukraine sind in Bochum angekommen. Was nun gebraucht wird – und was nicht.
In Bochum sind die ersten 95 registrierten Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen – 60 allein am Samstag. Sie wurden in der zentralen Anlaufstelle beraten, die die Stadt kurzfristig am Harpener Feld eingerichtet hat. 27 der Flüchtlinge wurden in einem Hotel untergebracht, in dem die Stadt 150 Plätze angemietet hat. Die übrigen Menschen fanden vorerst eine private Unterkunft. Das, so wird vermutet, gilt auch für zahlreiche weitere Flüchtlinge: vielfach bei den rund 1000 Ukrainern, die in Bochum leben.
„Wir wissen nicht, wie viele Menschen kommen und unsere Hilfe brauchen“, sagte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) Ende vergangener Woche. Die ersten Zahlen vom Wochenende deuten darauf hin, dass Hunderte weitere Flüchtlinge schon in den nächsten Tagen eintreffen könnten – auf eigene Faust (ein Visum wird nicht benötigt) oder offiziell zugewiesen über die Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) am Gersteinring.
Bochumer Hilfe im Ukraine-Krieg: Gewerbehalle dient als Anlaufstelle
Wer nach Bochum kommt, soll sich zunächst am Harpener Feld 28 einfinden. Die Gewerbehalle, die seit 2020 als Corona-Behandlungs- und -Testzentrum genutzt wurde, steht jetzt allen Geflüchteten aus der Ukraine für eine erste Orientierung zur Verfügung. „Sie wird mit Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen besetzt: Ausländeramt, Amt für Soziales, Kommunales Integrationszentrum usw. Fragen zu Hilfen, Wohnungsangeboten, Impfmöglichkeiten, Krankenversicherung und vieles mehr werden dort beantwortet“, verspricht die Stadt.
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Wohnraum gebe es für den Anfang genug, heißt es im Rathaus. Zusätzlich zu dem Hotel (welches, wird aus Sicherheitsgründen nicht veröffentlicht) seien an der Unterstraße 50 Ersatzflächen reaktiviert worden. „Weitere Objekte werden geprüft.“ Alle Wohnungsgesellschaften seien dem Aufruf von OB Eiskirch gefolgt und stellten Wohnungen für Flüchtlinge bereit. Die Bochumer Ehrenamtsagentur berichtet von einer Welle privater Angebote für Wohnungen und Zimmer (0234 95 70 99 49, E-Mail: spontanhilfe@bochum.de).
Gesellschaft Bochum-Donezk startet neue Hilfstransporte
Beispiellos ist die Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger. Die Gesellschaft Bochum-Donezk hat dank der Unterstützung von mehr als 100 Ehrenamtlern bisher vier Transporter mit Hilfsgütern ins Kriegsgebiet geschickt. In der nächsten Woche werden der fünfte und sechste Lkw folgen, kündigt der Verein an.
Apotheker warnen vor Jodtabletten
Seit dem russischen Angriff auf ein Atomkraftwerk in der Ukraine berichten die Apotheker in Bochum von einer erhöhten Nachfrage nach Jod-Tabletten.
„Ich rate jedoch dringend davon ab, sich durch eine selbstständige Einnahme der Tabletten vor einer vermeintlichen Belastung mit radioaktivem Jod zu schützen“, warnt Sprecherin Inka Krude.
Erwachsene über 45 Jahren sollten grundsätzlich keine hochdosierten Jodtabletten einnehmen. Sie erhöhten das Risiko für schwerwiegende Schilddrüsenerkrankungen.
Sachspenden werden wieder ab Montag (7.) an der Herner Straße 146 angenommen. „Wir können zur Zeit aus Platzmangel leider keine Kleidung, Kinderwagen etc. annehmen“, heißt es auf der Homepage. Der Schwerpunkt liege aktuell bei der Versorgung mit Lebensmitteln und medizinischen Hilfsmitteln. Ausführliche Informationen und das Spendenkonto gibt es auf bochum-donezk.de
VfL Bochum findet mit Spendenaktion rege Resonanz
Der VfL Bochum zählt zu den vielen Unterstützern, die sich für die Menschen in der Ukraine starkmachen. Neben einer 50.000-Euro-Spende über das Portal betterplace.org richtete der Klub in den vergangenen Tagen Sammelstellen am Stadion ein – zuletzt vor dem Heimspiel gegen Fürth. Alle Spenden sind für die Gesellschaft Bochum-Donezk bestimmt. „Die Resonanz ist groß“, freute sich Mitarbeiter Florian David am Samstag mit Blick auf Dutzende Kartons und Tüten mit Textilien, Decken oder Windeln.