Bochum. Diese Hilfe beeindruckt: Der Schwimmverein Blau-Weiß hat zwölf Frauen und Kinder aus der Ukraine nach Bochum geholt. Fortsetzung folgt.

Mehr als 6000 Kilometer saß Peter Bayer in den letzten Tagen hinterm Steuer. Und doch könnte er sogleich wieder losfahren. Mit Herz und Leidenschaft zählt er zu den Mitgliedern des SV Blau-Weiß, die bisher zwölf Geflüchtete aus der Ukraine nach Bochum gebracht haben.

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Die Hilfsaktion nahm ihren Anfang in Rumänien. In Bukarest traten Deutschlands Wasserballerinnen Mitte Februar zur EM-Qualifikation an. Als Mannschaftsarzt mit dabei: Dr. Christian Müller-Mai, Vorsitzender des SV Blau-Weiß Bochum. Einer der Gegner: die Ukraine. „Dass man sich so schnell und unter derart dramatischen Umständen wieder hören sollte, konnte zu jenem Zeitpunkt niemand ahnen“, schildern die Wasserballer.

Hilfsaktion in Bochum: Autohaus stellte das Fahrzeug

Vier Tage nach dem Turnier begann der Krieg. „Wir saßen zusammen und fragten uns: Was können wir als Verein tun?“, erzählt Müller-Mai. Schnell war die Mission klar: Wir nutzen unsere sportlichen Kontakte und bieten unsere Unterstützung an.

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Ein befreundeter Wasserballtrainer in Lwiw (Lemberg) berichtete am Telefon von zahlreichen Geflüchteten bereits in den ersten Kriegstagen. Die Bochumer ließen keine Zeit verstreichen. Das Autohaus Tiemeyer stellte einen vollgetankten VW-Bus zur Verfügung. Peter Bayer und Sportkamerad Lovro Roncevic machten sich vor einer Woche zur polnisch-ukrainischen Grenze auf.

Zwei weitere Frauen sind auf dem Weg nach Bochum

Reichlich chaotisch entwickelten sich die nächsten Tage. „Erst war von zwei, dann von fünf Wasserballerinnen die Rede, die wir abholen sollten. Dann wurde kurzfristig mehrfach der Grenzübergang gewechselt, an dem wir uns einfinden sollten“, sagt Peter Bayer.

Letztlich wurden es zwei Touren mit zwei Autos, bei denen insgesamt zwölf Geflüchtete auch aus anderen Landesteilen in Sicherheit gebracht wurden: sieben Wasserballerinnen zwischen 13 und 21 Jahren sowie zwei Mütter mit drei Kindern. „Zwei weitere Sportlerinnen, 16 und 24 Jahre, konnten sich aus dem umkämpften Mariupol retten und sind derzeit auf dem Weg zu uns“, sagt SV-Wasserball-Fachwart Frank Lerner. Auch der Sohn des russischen Nationaltrainers soll nach Bochum kommen. Lerner: „Die Eltern haben ihn in ihrer Not allein auf die Reise geschickt. Dabei ist der Junge gerade mal 16.“

Für eine Wohnung wird die Einrichtung benötigt

Großartig funktioniert der Zusammenhalt der blau-weißen Familie. Mit 6500 Mitgliedern verfügt der Verein über ein engmaschiges Netzwerk. „Kein Problem“ sei es gewesen, alle Geflüchteten zunächst bei Familien unterzubringen, sagt der Vorsitzende. Jetzt gehe es darum, Wohnungen bereitzustellen.

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Eine Wohnung für drei Personen wäre bezugsfertig. Was fehlt, ist die Einrichtung. Wer helfen kann, meldet sich bei Frank Lerner unter unter 0157/58 89 24 29. Infos online: www.bw-bochum.de. So bitter es sei, die Traurigkeit und tiefe Sorge der Mädchen und Frauen zu sehen, die ihre Familien überstürzt verlassen mussten: „Wir hoffen, dass wir noch weitere Geflüchtete nach Bochum holen können“, sagt Christian Müller-Mai und weiß: „Der Sport verbindet. Weltweit.“

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Nina Nübel organisiert am 3. April mit der DJK Teutonia Ehrenfelder den Aktionstag „Sport für die Ukraine“.
Nina Nübel organisiert am 3. April mit der DJK Teutonia Ehrenfelder den Aktionstag „Sport für die Ukraine“. © Nübel

Zahlreiche weitere Hilfsaktionen in Bochum sind angelaufen

Derweil sind zahlreiche weitere Hilfsaktionen angelaufen. Ein Bochumer Transportunternehmen will am Wochenende 50 Frauen und Kinder aus dem rumänisch-ukrainischen Grenzgebiet in einem Reisebus abholen. Nina Nübel organisiert mit der DJK Teutonia Ehrenfeld am 3. April den Aktionstag „Sport für die Ukraine“. Wer spendet (ab 15 Euro), kann von 11 bis 17 Uhr an Gesundheitskursen in der Turnhalle der Don Bosco-Grundschule teilnehmen (Anmeldungen: triathon@djk-ehrenfeld.de).

Bisher sind 486 Ukrainer in Bochum registriert

Mit dem Verein „Das Kollektiv“ unterstützt Judith Büthe Geflüchtete in aller Welt, zuletzt in Calais. Aktuell wollen die Aktivisten den ukrainischen Flüchtlingen helfen, die in Bochum angekommen sind. Bis Donnerstag haben ich 486 Ukrainer registriert.

Dazu wurde eine Homepage erstellt, die alle verfügbaren Hilfsangebote und -gesuche bündeln und eine Übersicht für Ukrainer und Bochumer gleichermaßen schaffen soll. Die Internetadresse: ukraine-hilfe-bochum.de

„Die Website wird mit 120 bis 200 Aufrufen täglich super angenommen. Die Menschen geben positives Feedback und bringen sich ein“, berichtet Judith Büthe.

Die Initiative „Pro Steinkuhl“ sucht helfende Hände für die Renovierung von 50 möblierten Wohnungen, die die städtische Wohnungsgesellschaft VBW für die Geflüchteten bereitstellt (Mail an pro-steinkuhl@web.de). „Singen für den Frieden“, heißt es am 19. März ab 18 Uhr in der Bodega „Iulians Wein“ an der Universitätsstraße 91. Dreieinhalb Stunden wird gesungen und musiziert. „Alle Spenden gehen an die Ukraine-Hilfe“, kündigen die Inhaber Cristina und Max Nuss an (iulianswein.de).