Bochum-Gerthe. Der zweigleisige Ausbau der Straßenbahnen 308/318 in Bochum-Gerthe wird vorerst nicht vom Land bezuschusst. Dennoch gibt es eine gute Nachricht.

Die Idee zum zweigleisigen Ausbau der Straßenbahnlinien 308/318 in Gerthe schlummert schon seit langem in den Schubladen der Bogestra. Nun hat der Ausbau aufgrund des Neubaugebiets „Gerthe West“ aus Sicht von Politik und Verwaltung eine noch höhere Priorität. Wegbrechende Fördermittel werfen das Projekt nun aber empfindlich zurück. Dennoch gibt es einen Hoffnungsschimmer.

Die Straßenbahnen im Bereich Heinrichstraße / Schürbankstraße werden seit der Fahrplanumstellung Ende 2019 nur noch im 15-Minuten-Takt bedient. Aufgrund der eingleisigen Strecke – für beide Fahrtrichtungen gibt es nur ein Gleis – zwischen Gerthe-Mitte und Schürbankstraße kann eine Verdichtung zum 7,5-Minuten-Takt nicht realisiert werden.

Verlängerung der Bahnlinien bis Cöppencastrop

Seit Jahren drängt der Bezirk Bochum-Nord auf einen zweigleisigen Ausbau und eine Verlängerung der Linien 308/318 von der Schürbankstraße bis Cöppencastrop. Bislang verkehren auf dieser Strecke nur Busse. Die Planung ist auch Teil des Verkehrskonzeptes für den Bochumer Norden.

Die Verwaltung hat die Erstellung einer Vorplanung für den zweigleisigen Ausbau der Straßenbahnstrecke in Gerthe in Kombination mit einer Verlängerung bis Cöppencastrop für das Sonderförderprogramm „Planungsvorrat“ des Landes NRW angemeldet. Der Antrag wurde leider nicht in die Liste der präferierten Projekte aufgenommen. Die genauen Ablehnungsgründe sind – abgesehen von einer hohen Anzahl an Anträgen bei vergleichsweise niedrigem Gesamtvolumen des Fördertopfes – nicht bekannt.

Stadt Bochum vermisst die Strecke im Vorgriff

Allerdings: Zur Beschleunigung des Straßenbahnprojekts hat die Verwaltung bereits planungsvorbereitende Schritte ergriffen und die ursprünglich ebenfalls zur Förderung angemeldete Erstellung eines Aufmaßes (Vermessung als Grundlage für die Planung) als Eigenleistung eingeplant. Mit Vorliegen der Planungsgrundlagen könne dann nach Abschluss der Verkehrsuntersuchungen für Gerthe-West schneller in den eigentlichen Schritt der Planerstellung eingestiegen werden.

Stadtsprecherin Tanja Wißing: „Wir haben einen Weg gefunden, die Maßnahme zu beschleunigen. Unsere Mitarbeiter vom Vermessungsamt sind jetzt einige Wochen damit beschäftigt, den Straßenraum, alle Höhen und Tiefen, auszumessen. So sind wir auf dem richtigen Weg.“ Die Stadt plane, erneut einen Förderantrag zu stellen. Denn das Förderprogramm des Landes wurde in der Frist verlängert und aufgestockt.

Beim VRR und in Arbeitskreisen werben

Für die Förderung und Umsetzung des Vorhabens erscheint aus Sicht der Verwaltung ein Werben für das Projekt durch die politischen Vertreterinnen und Vertretern in den Gremien des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr oder in sonstigen Arbeitskreisen des Landes NRW als hilfreich. Die CDU-Fraktion versprach in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Nord, sich im VRR-Aufsichtsrat dafür einzusetzen.

Die Bogestra begrüßt die Initiative der Stadt. Sprecher Christoph Kollmann: „Das ist eine gute Nachricht, wenn die Verwaltung sagt, sie trete mit Eigenmitteln in Vorleistung. Der Gleisausbau hat eine hohe Bedeutung für den Stadtteil. Wir sind bereit, uns einzubringen.“ Die Bogestra sei Beteiligter, was die fachliche Unterstützung angehe. „Die Federführung hat die Stadt Bochum“, so Kollmann.

Politiker im Bochumer Norden reagieren enttäuscht

Grünen-Fraktionschef Christian Schnaubelt ist dennoch enttäuscht: „Ich dachte, wir wären weiter. Noch vor einem Jahr hieß es, es sei alles geplant. Vielleicht gibt es andere Förderquellen. Nicht nur ,Gerthe-West’ macht den Ausbau nötig. Das Schulzentrum wird ausgebaut, gebraucht wird eine bessere Anbindung ans VfL-Stadion.“

Alexander Krüger (SPD-Fraktion) findet es schade, dass das Projekt nicht ins Förderprogramm aufgenommen wurde. „Wir bekommen nicht nur mehr Bedarf durch ,Gerthe-West’. Die Fahrgastzahlen werden auch steigen wegen der kommenden Kliniken-Großküche im Gewerbegebiet auf Lothringen und die Pflegeschule im ehemaligen Maria-Hilf-Krankenhaus.“ Die CDU-Fraktion versprach, das Thema im VRR-Aufsichtsrat anzugehen.