Bochum.. Unzufrieden sind die Kornharpener mit dem ÖPNV. Viele andere Stadtteile können sie nur über Umwege erreichen. Verbesserungen sind in Sicht.
Es fährt ein Bus nach Kornharpen. Einer, ein einziger, wohl gemerkt. Die Linie 368 braucht 20 Minuten von der Innenstadt bis zur Haltestelle Kornharpen; zwei Minuten weiter, an der Endhaltestelle, liegt der Ruhrpark. Doch die Verbindung in die Stadtmitte – oder in den Ruhrpark – ist nicht der Grund dafür, dass Kornharpens Nahverkehr im WAZ-Stadtteil-Check einen sehr deutlichen letzten Platz belegt.
An der vorletzten Haltestelle der 368, kurz hinter der Kreuzung Wieschermühlenstraße/Zur Burkuhle/Kornharpener Straße, wartet an diesem kalten Tag Horst Fischer, den man getrost als eine Institution im Stadtteil bezeichnen kann. Der 68-Jährige hat das „Kornharpener Initiative Team“, kurz KIT, mitgegründet und setzt sich gemeinsam mit Klaus Peter Lentzsch (70) und weiteren Ehrenamtlern leidenschaftlich für die Belange der knapp 8000 Bewohner ein. Und trotzdem äußert er zur Begrüßung erst einmal Unverständnis über die schlechte Bewertung. Denn es tue sich ja etwas. Es werde bald einiges besser.
Kirchenbus fährt Senioren zum Gottesdienst
Aber gut, der Vollständigkeit halber fasst er den Ist-Zustand noch einmal zusammen: „Die Kornharpener kommen aus ihrem Loch hier kaum heraus.“ Riemke hat die Campuslinie U35, das Gleisdreieck hat die Qual der Wahl zwischen verschiedenen öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Kornharpener aber, so Fischer, könnten Gerthe nicht gut erreichen oder Grumme, und selbst ins benachbarte Harpen sei es für jene, die kein Auto hätten, aber auch nicht gut zu Fuß seien, eine halbe Weltreise.
In ihrem „kleinen, inselartigen“ Stadtteil fühlen sich viele Anwohner vom öffentlichen Nahverkehr förmlich abgeschnitten. Ohne den Kirchenbus hätten viele Senioren nicht einmal die Möglichkeit, zum Gottesdienst zu kommen, sagt Klaus Peter Lentzsch. Auch Schulkinder müssten teils lange Wege und Umwege zurücklegen, erst recht die Studenten, die zur Ruhr-Uni fahren wollen.
Zwei zusätzliche Buslinien geplant
Diese „missliche Lage“, wie Fischer es nennt, prangert das KIT schon lange an – und mittlerweile ist tatsächlich etwas ins Rollen gekommen. Zwei Busse nämlich. Noch rollen sie zwar nur im städtischen Nahverkehrsplan, doch schon Ende des Jahres sollen die zusätzlichen Verbindungen Realität werden.
Überrascht seien sie gewesen, erzählt Klaus Peter Lentzsch, dass so viele ihrer Forderungen von Stadt und Bogestra berücksichtigt worden seien. „Wenn das wirklich so kommt, machen wir ein Fass auf.“
Anschluss an wichtigen Knotenpunkt
Es wird kommen, bestätigen Bogestra und Stadtverwaltung auf WAZ-Anfrage: „Im Netz 2020 ab Mitte Dezember 2019 wird es in Kornharpen drei Buslinien mit neuen Direktverbindungen geben.“
Im Einzelnen sind das die Linie 358, die vom Ruhrpark über Altenbochum und Querenburg bis zur Ruhr-Uni fährt, die 368, deren Taktung „verdichtet“ wird, und die 395 vom Ruhrpark am Ruhrstadion vorbei zum Hannibal-Einkaufszentrum und weiter bis nach Herne.
„Die 395“, schwärmt Horst Fischer, „bringt enorme Vorteile, auch wenn sie erst einmal nur alle 60 Minuten fährt.“ Künftig könne man Kornharpen sternförmig in alle Richtungen verlassen. Am wichtigsten ist für Fischer die Verbindung zur Rottmannstraße, „ein wichtiger Knotenpunkt!“, weil es dort Anschluss an die Straßenbahn 308 Richtung Gerthe gibt und an die Linie 336 Richtung Grumme, Harpen und Lütgendortmund, und, und, und. Horst Fischer kann sie alle aufzählen, die Linien und Taktungen und Anschlüsse und Richtungen.
Engagement hat sich bezahlt gemacht
Dass sich das Engagement des Kornharpener Initiative Teams auf diese Weise bezahlt gemacht hat, freut Horst Fischer und Klaus Peter Lentzsch sichtlich. Sie seien schließlich nie auf Konfrontation aus gewesen, sondern hätten versucht, mit allen Beteiligten konstruktiv zusammenzuarbeiten. Das klingt nach „wunschlos glücklich“. Tatsächlich haben Fischer und Lentzsch rein gar nichts zu mäkeln. Sie wollen erst einmal abwarten, wie sich das neue Angebot im Alltag bewährt. Falls es am Ende doch Grund zur Beanstandung geben sollte: Die „Insulaner“ wissen ja mittlerweile, wie man’s macht.