Bochum-Nord. Die Grünen luden zur Bürgerdiskussion über das Netz 2020 der Bogestra. Das Problem bleibt die Eingleisigkeit der Straßenbahn an der Endstelle.

Das Konzept für den optimalen Öffentlichen Nahverkehr ist eingängig, aber es hakt im Alltag und vor Ort, wie sich bei der Bürgerdiskussion der Grünen im Bochumer Norden zum Netz 2020 zeigte. Bogestra-Chefplaner Richard Ziolkowski skizzierte kurz die Idealziele: Minimale Umsteigezahlen, kurze Reisezeit und minimale Gesamtkosten. Die Grünen hielten schon mit dem Titel der Veranstaltung im Bochumer Kulturrat, „ÖPNV im Bochumer Norden nicht abhängen“ und ihrem übergreifenden Verkehrskonzept entgegen, dass bis dahin noch viel zu verbessern wäre.

Die Eingleisigkeit am Nordende auf der Strecke der 308/318, neuerdings ergänzt durch die Linie 316, stellt dabei das zentrale Problem im Bezirk dar, ein dichterer Takt als 15 Minuten sei dadurch schon nicht möglich, stellte Ziolkowski dar. Grundsätzlich habe man im Bezirk mit der Umstellung auf das Netz 2020

Richard Ziolkowski, Chefplaner der Bogestra, stellte sich den Fragen beim Bürgerdialog im Bochumer Kulturrat.
Richard Ziolkowski, Chefplaner der Bogestra, stellte sich den Fragen beim Bürgerdialog im Bochumer Kulturrat. © FFS | Olaf Ziegler

aber auf sämtlichen Strecken Verbesserungen erzielt.

Neue Verbindungen

„Sehr gut angenommen sind jetzt schon die drei Linien, die neuerdings durch Kornharpen führen“, nannte der Planer als Beispiel, und auch die Führung der Linie 316 direkt bis Hamme und nach Herne. „Allerdings nicht an Samstagen“, lautete der Konter aus dem Publikum, denn da sei eine halbe Stunde Wartezeit im Hauptbahnhof durchzustehen.

„Unzumutbar“ nennen die Anwohner an der Endstelle Schürbankstraße, was ihnen die Eingleisigkeit in Verbindung der neuen Taktung beschert. Wo als Ausnahme bis zur Fahrplanumstellung zwei Bahnen zur selben Zeit die Ein- und Ausfahrten zu den Grundstücken trafen und diese blockierten, sei dies nun fast die Regel.

In Notfällen sei ein Durchkommen für Rettungsfahrzeuge nicht möglich, die Fahrgäste müssten außerhalb des eigentlichen Haltestellenbereiches ein- und aussteigen.

Die Grünen hatten zum Diskussionsabend unter dem Motto „Abgehängt - der ÖPNV im Bochumer Norden
Die Grünen hatten zum Diskussionsabend unter dem Motto „Abgehängt - der ÖPNV im Bochumer Norden" eingeladen. © FFS | Olaf Ziegler

Der Umlauf, also die Begegnung und damit der Wechsel der Bahnen, bereite tatsächlich Schwierigkeiten auf dieser extrem langen Verbindung von Hattingen und Dahlhausen bis nach Gerthe, musste Ziolkowski einräumen.

Beschwerden

Die bisher größte Netzumstellung in der Geschichte des Verkehrsunternehmens mit neuen Fahrplänen, Linien und Strecken für das Netz 2020 sei bisher positiv verlaufen, bilanziert Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns kurz nach dem Start. Ganz zufrieden seien aber nicht alle Kunden. Es habe bisher rund 250 schriftliche Beschwerden gegeben.

Die meisten seien Fragen zu neuen Strecken, es gebe aber auch viele Beschwerden zum Wegfall von Frühfahrten. Gerade da sollen mögliche Nachbesserungen geprüft werden. Die Bogestra hat sich einen Rahmen von drei Monaten für die Nachprüfung im neuen Fahrplan vorbehalten.

An der koordinierten Schaltung werde aber gearbeitet. Als äußerst problematisch erleben Fahrgäste und Vorbeifahrende auch die Situation bei Schulschluss im Schulzentrum an der Heinrichstraße an der dortigen Haltestelle.

Weiter nach Herne und Castrop

Gerade diese soll nach Vorstellung der Grünen zu einer „Mobilitätsstation“ ausgebaut werden. Das Konzept, schilderten Bezirksfraktionsvorsitzender Christian Schnaubelt und Ratsmitglied Martina Foltys-Banning, beinhalte bis zum Jahr 2030 weitere Busverbindungen nach Hiltrop und Herne und den zweigleisigen Weiterbau auf der Trasse der 308/318 nach Castrop. Zumindest aber eine Schnellbusverbindung nach Castrop-Hauptbahnhof und damit einen Anschluss an das nördliche Ruhrgebiet sei unbedingt wünschenswert.

„Gerthe West“ besonders im Blick

Diskutieren wollen die Grünen auch eine stärkere Anbindung des Ruhrparks mit seinen sechs Millionen Besuchern im Jahr, einen S-Bahn-Anschluss im Bereich der neuen Buselohbrücke für Altenbochum und Kornharpen. Die Planung für das neue Gebiet „Gerthe West“ biete die Chance für ein integriertes Mobilitätskonzept zur Entlastung des Gerther Zentrums und zur Anbindung der geplanten Bebauung im Westen des Bezirks.

Die Grünen sammeln Anregungen zum Netz 2020 unter der E-Mail-Adresse mail@gruene-bochum-nord.de, um sie an die Bogestra und das Tiefbauamt weiterzuleiten. Die Antworten sollen auf www.gruene-bochum-nord.de veröffentlicht werden.