Bochum. Eine super Idee: Die Straßenbahn 308/318 fährt täglich an zig Kultureinrichtungen vorbei. Im September wird die Strecke zum Klingen gebracht.

Die Idee ist so simpel wie brillant: Tag für Tag rattert die Straßenbahnlinie 308/318 quer durch die Stadt, rauf und runter von Gerthe bis zum Bahnhof Dahlhausen. Dabei kommt sie an einer ganzen Reihe bedeutender Bochumer Kultureinrichtungen vorbei, die links und rechts ihres Weges liegen: am Kulturmagazin Lothringen, am Planetarium, am Schauspielhaus, am Museum unter Tage, am Forum für Figurentheater und vielen anderen mehr.

Wie wäre es also, wenn man die 308/318 zur „Kulturlinie“ erklärte und die gesamte Strecke für eine Woche zum Klingen und zum Leuchten bringt? Mit Lesungen, Konzerten, Ausstellungen und vielen schönen Aktionen innerhalb und außerhalb der Straßenbahn?

Kulturlinie soll mitten durch Bochum fahren

Mit diesem Einfall verblüffte Sigrid Fenslage, die in Bärendorf wohnt, nicht nur die Mitglieder des dort ansässigen Kunstkiezes. Mittlerweile tüftelt und plant die halbe Bochumer Kulturszene an der ersten Auflage der „Kulturlinie“, die pünktlich zum Stadtjubiläum voraussichtlich vom 3. bis 11. September umgesetzt werden soll – falls die Corona-Lage es bis dahin zulässt.

„Als wir von dieser Idee hörten, waren wir sofort hin und weg“, erzählt die Künstlerin Uta Hoffmann von der Initiative Kunstkiez Bärendorf. „Es ist absolut verblüffend, wieviel Kunst und Kultur entlang dieser Straßenbahnlinie stattfindet. Da finden sich die etablierten Häuser ebenso wie viele freie Gruppen und Künstler, die es in der Corona-Zeit besonders schwer haben.“

Die Kreativen krempeln die Ärmel hoch

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Die Kreativen des Kunstkiezes krempelten die Ärmel hoch und begannen mit der Planung: Mittlerweile sind die Stadtwerke, die die „Kulturlinie“ als Zukunftsprojekt für zwei Jahre fördert, ebenso an Bord wie die Bogestra, die vergünstigte Tickets zur Verfügung stellen will. „Es ist großartig, wie hier alle an einem Strang ziehen“, sagt Elmar Josten vom Kunstkiez, der die Aktion gemeinsam mit Lukas und Palo Tomko federführend auf die Strecke bringt.

Und das läuft so: Während die Kulturlinie durch die Stadt kurvt, sollen in den Kulturstätten entlang der Strecke kleinere Veranstaltungen stattfinden. „Diese werden nach einem genauen Zeitplan so abgestimmt, dass die Besucher und Fahrgäste möglichst viel mitbekommen“, sagt Josten. So kann mal also etwa beim Theater Traumbaum in Gerthe eine kurze Aufführung verfolgen, dann in die Straßenbahn steigen und zum Oval Office des Schauspielhaus fahren, weiter zur Pantoffelfabrik, zur Rotunde, zum Weitmarer Schlosspark, zu den Figurenspielern der „Fidena“ und so weiter.

Konzerte und Lesungen in der Straßenbahn

Auch während der Fahrt in der Straßenbahn wird einiges los sein: Hier sind kleinere Konzerte und Lesungen geplant, die die Fahrgäste auf dem Weg zur nächsten Kultureinrichtung bestens unterhalten sollen. Man kann ein- und aussteigen, wann und wo man möchte. „Das werden aber keine Sonderwagen sein“, erklärt Josten. „Man steigt in die normale Straßenbahn, die so gestaltet wird, dass sie als Kulturlinie gut zu erkennen ist.“

All dies soll nicht viel Geld kosten: Geplant ist, dass man mit einem Tagesticket die Linie nach eigener Lust und Laune nutzen kann sowie freien Eintritt zu den einzelnen Spielstätten erhält. „Die genaue Höhe des Fahrpreises ist noch nicht bekannt, aber teuer wird das nicht“, sagt Elmar Josten, der sich sehr über die Kooperationsbereitschaft der Bogestra freut. „Die sind von der Idee genauso begeistert wie wir.“

Kulturlinie soll zwei Jahre lang jeweils im September unterwegs sein

Geplant ist, dass die Kulturlinie zwei Jahre lang jeweils während einer Woche voraussichtlich im September fahren soll. Ganz wichtig ist den Verantwortlichen vom Kunstkiez, dass die beteiligten Künstler für ihre Auftritte eine Gage bekommen. „Viele in der freien Szene hat die Corona-Zeit komplett aus der Bahn geworfen“, sagt Elmar Josten. „Für sie wollen wir Honorare in angemessener Höhe kalkulieren.“

Und die Fahrgäste können sich auf ein Kultur-Happening freuen, das lustig, aufregend, aber auch entspannt zu werden verspricht. Vom großen Vorbild, der „Extraschicht“, wollen sich die Verantwortlichen bewusst abgrenzen: „Da hetzt man oft nur von einem Termin zu nächsten“, sagt Josten. „Bei uns soll alles entschleunigter, gemütlicher zugehen.“

Info: Mitstreiter für die „Kulturlinie“ werden gesucht

Nach aktuellem Stand ist geplant, dass die „Kulturlinie“ Anfang September erstmals an den Start gehen soll und 2022 eine Neuauflage erlebt. „Je nach Verlauf der Corona-Pandemie kann es aber auch passieren, dass wir alles noch um ein Jahr verschieben müssen“, sagt Elmar Josten. „Denn mit Abstands- und Maskenpflicht macht eine solche Veranstaltung keinen Sinn.“

Mitstreiter werden noch gesucht: Wer Interesse daran hat, sich an der Kulturlinie zu beteiligen, schickt eine Mail an lukas@tomko.de