Bochum. Zwei Dezernentinnen und ein Vorstandsposten in einem städtischen Unternehmen. Mehr Frauen in Spitzenjobs gibt es im Stadtkonzern Bochum nicht.
Ein Treffen weiblicher Führungskräfte in Spitzenpositionen bei der Stadt Bochum und ihren Tochterunternehmen dürfte sich leicht koordinieren lassen. Nur drei Frauen stehen in Verwaltung und städtischen Gesellschaften ganz oben auf der Hierarchieleiter: Yvonne van den Hövel-Meyer ist Vorstandsmitglied der Sparkasse Bochum, Britta Anger und Eva Hubbert gehören dem Verwaltungsvorstand der Stadt an.
Frauen sind bei den Führungsposten unterrepräsentiert
Ernüchternd ist aus Sicht der Frauen aber nicht nur ein Blick auf die Spitze von Verwaltung und öffentlichen Unternehmen. Auch in der zweiten und dritten Reihe herrscht nicht gerade Gedränge, was den Anteil von Frauen an den Schaltstellen betrifft. Das geht aus einer Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion im Rat hervor.
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Am besten sieht es noch bei den Senioreneinrichtungen der Stadt Bochum (SBO) aus. 71 Prozent der zweiten und 100 Prozent der dritten Führungsebene bei den SBO werden von Frauen eingenommen.
Ergebnisse, die Vicki Marschall nicht überraschen. „Der Anteil von weiblichen Führungskräften in sogenannten Frauenberufen ist in der Regel höher als in technischen Berufen“, sagt das Ratsmitglied der Grünen. Immerhin seien die Ergebnisse wohl nicht schlechter als in anderen Kommune bzw. Bereichen des öffentlichen Lebens. Aber auch nicht besser. Die Anfrage an die Verwaltung habe die Grünen-Fraktion gestellt, um sich ein Bild über die Situation von Frauen in der zweiten und dritten Führungsebene machen zu können. Die Lage in der „ersten Reihe“ sei hinlänglich bekannt. Auf fast allen Chefsesseln sitzen Männer. Dabei machen Frauen mehr als die Hälfte der Einwohner Bochums aus, Ende 2020 betrug ihr Anteil exakt 50,7 Prozent.
Stetig steigender Anteil an Frauen in Führungspositionen
Auch bei der Wirtschaftsentwicklung sind Frauen im erweiterten Kreis der Spitzenpositionen überdurchschnittlich vertreten. Bei der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft sind beide Prokuristen-Stellen weiblich besetzt. Immerhin 40 Prozent beträgt der Anteil in der „dritten Reihe“.
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Unterrepräsentiert sind Frauen dagegen in der zweiten Leitungsebene bei der Bogestra (17 Prozent), bei der Sparkasse Bochum (29 Prozent), bei den Stadtwerken (27 Prozent), bei den Wasserwelten (25 Prozent), der VBW Bauen und Wohnen (20 Prozent) und beim USB (37,5 Prozent). Immerhin 50 Prozent beträgt der Anteil beim Schauspielhaus.
Frauen in Spitzenpositionen und der „Thomas-Effekt“
Nach Vorstellung der Grünen sollte in den Aufsichtsräten der Unternehmen und im Austausch mit dem Stadtrat darüber nachgedacht werden, wie der Anteil von Frauen in den Führungsebene gesteigert werden könnte. Vicki Marschall verweist auf den sogenannten Thomas-Effekt.
Der hat nichts mit Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) zu tun. Vielmehr geht es um eine Studie der „AllBright-Stiftung“. Eines der zentralen Ergebnisse; verkürzt gesagt: Aufsichtsräte sind in der Regel Männer. Und Männer schlagen für entscheidende Posten in Unternehmen meistens Männer vor. Vom „Thomas-Effekt“ ist die Rede, weil die Vornamen der Aufsichtsratschefs in deutschen Unternehmen ebenso wie bei den Firmenchefs oft Thomas, Christian und Stefan lauten.
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Dennoch: „Ich glaube schon, dass Frauen in kommunalen Unternehmen eher bessere Möglichkeiten haben, Spitzenpositionen einzunehmen“, so Marschall. Nicht zuletzt weil andere Aufgaben und Ziele, wie etwa Familie und Erziehung, sich noch besser mit dem Beruf vereinbaren lassen als in der freien Wirtschaft.
Langfristig sollen Frauen die Hälfte der Topjobs erledigen
„Tendenz steigend“ könnte die Überschrift für die Entwicklung von Frauen in Spitzenjobs bei der Bochumer Stadtverwaltung sein. Demnach gibt es auf der zweiten Führungsebene, bei Amts-, Instituts- und Betriebsleitungen, einen Frauenanteil von mittlerweile 33 Prozent (2021; 2020: 26 Prozent) und auf der dritten Führungsebene (Abteilungsleitungen) von 41 Prozent (2020: 37).
Damit ist Bochum noch weit von den eigenen Zielen entfernt. Im Gleichstellungsplan ist davon die Rede, dass mittel- bis langfristig Frauen 50 Prozent der Führungsstellen innehaben sollten. Um das zu erreichen, werde einige Maßnahmen verfolgt, so etwa ein Führungsnachwuchsprogramm, Fortbildungsangebote, Coaching und Mentoring im Stadtkonzern.
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39 Prozent der städtischen Spitzenjobs haben Frauen inne
Aber: Aus Sicht der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt, Regina Czajka, gibt es eine positive Entwicklung, die auch im Bereich der Sachgebiets- und Teamleitungen (Anstieg von 31,8 auf 40 Prozent seit 2016) abzulesen sei. Von den insgesamt 241 Führungspositionen in der Stadtverwaltung werden derzeit 94 von Frauen und 147 von Männern ausgeübt. Der Frauenanteil ist seit 2016 (32,5 Prozent) auf 39 Prozent gestiegen.
Die Gleichstellungsbeauftragte „würde der Personalentwicklung im Haus und auch im Stadtkonzern unter dem Aspekt der Frauenförderung noch mehr Stellenwert geben“. Zumal sich bei externen Ausschreibungen mittlerweile „ein nicht so ‘gutes’ Bewerber- und Bewerberinnenfeld“ zeige.
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Zwei Frauen im Verwaltungsvorstand der Stadt
Immerhin: In der „ersten Reihe“ der Verwaltung agieren neben Oberbürgermeister Eiskirch, dem Verwaltungschef, nicht nur Männer. Zwei der sechs Dezernate werden von Frauen geleitet: Eva Hubbert (59) ist als Kämmerin für die Finanzen der Stadt zuständig. Sie hat im Oktober 2017 die Nachfolge von Manfred Busch angetreten. Britta Anger leitet seit Mai 2009 das Dezernat für Soziales, Jugend und Gesundheit, Ende 2016 wurde sie für eine weitere Amtsperiode bis 2025 gewählt. Die 61-Jährige ist damit das dienstälteste Mitglied im Verwaltungsvorstand der Stadt.