Altenbochum/Riemke. Die Paul-Dohrmann-Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung wurde vor 25 Jahren als erste Schule ihrer Art in Bochum gegründet. Was sich verändert hat.

Als die Paul-Dohrmann-Schule 1996 gegründet wurde, da hieß sie noch gar nicht so. Auch sonst war vieles anders: Mit dem Bedarf für 40 Schüler wurde eine "Schule für Erziehungshilfe" an der Wasserstraße ins Leben gerufen. Eine vergleichbare Schulform für Kinder mit Förderbedarf im emotionalen und sozialen Bereich gab es damals in Bochum noch nicht, Kinder mussten auf die Nachbarstädte ausweichen.

In den ersten zwei Jahren wurde das weiße Gebäude mit roten Ziegelsteinen, das einst ein Teilstandort der Matthias-Claudius-Schule war, aufwändig saniert. Die ersten Klassen der Paul-Dohrmann-Schule wurden auf Räume in anderen Schulen verteilt.

Langer Weg zum Namen

"Schnell wurde klar, dass wir einen Namen brauchen, mit dem wir beispielsweise auch an Fußballturnieren oder Wettbewerben teilnehmen können", sagt der stellvertretende Schulleiter Christian Holzhauer, der seit 2000 dabei ist. So wurde die Grundschule zur "Schule an der Wasserstraße".

Doch auch dabei blieb es nicht: "Der Bedarf war von Anfang an viel größer, sodass 2006 ein zweiter Standort in Wattenscheid eröffnete", erinnert sich Holzhauer. Auf Vorschlag des Schulleiters Matthias Michels wurde Pädagoge Paul Dohrmann zum Namensgeber. Das passte: Der Schulrat aus Hannover hatte sich zu seinen Lebzeiten besonders für den Aufbau moderner Hilfs- und Sonderschulen eingesetzt.

Klassen mit 12 Schülern

Mittlerweile befindet sich der zweite Standort an der Hiltroper Straße in Riemke, insgesamt besuchen 110 Kinder die Schule. "Wir nehmen das ganze Jahr über auf", sagt Holzhauer. Denn die Kinder bringen ihre Besonderheiten mit sich: In einer Regelschule sind sie entweder in ihrer eigenen Entwicklung gefährdet gewesen, oder haben die Entwicklung ihrer Mitschüler gefährdet.

"Dazu zählen Kinder mit ADHS, Autismus oder Traumatisierung", erklärt Holzhauer. An der Paul-Dohrmann-Schule, wo Klassen nur aus 8-12 Schülern bestehen und sich insgesamt 20 Lehrer und zwei Sozialpädagogen um die Schüler kümmern, sind die Kinder besser aufgehoben. Heute trägt die Schule den Beinamen "Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung".

Schüler mit Erfolgsgeschichten

"Als ich studiert habe, hieß das Fach noch Verhaltensgestörtenpädagogik", erinnert sich Holzhauer. Doch es gab einen Paradigmenwechsel: "Der Blick ist nicht mehr defizit-orientiert, sondern richtet sich auf die Förderung", erklärt Holzhauer, der Mathe und Sachkunde unterrichtet.

Unterrichtet wird in Anlehnung an den Grundschullehrplan. "Wir individualisieren stark und holen die Kinder dort ab, wo sie stehen", so der Lehrer. Ziel bleibt es, die Kinder ins allgemeine Schulsystem zurückzuschulen. "Besonders schön ist es, wenn ehemalige Schüler zu Besuch kommen und Erfolgsgeschichten mitbringen", sagt Holzhauer.

Besuch nur auf Elternwunsch

Manche könnten von einem Studium oder einer Ausbildung berichten oder seien inzwischen selbst Eltern geworden. "Ein ehemaliger Schüler hat mir mal geschrieben: Sie sind streng, aber ich habe gemerkt, dass ich jeden Tag etwas schlauer geworden bin", sagt Holzhauer und schmunzelt.

Während Kinder in vergangenen Zeiten der Paul-Dohrmann-Schule noch zugewiesen werden konnten, kommen die Schüler heute nur noch auf Elternwunsch. "Das ist ein großer Fortschritt", findet Holzhauer. In der offenen Ganztagsbetreuung, die von der "Stiftung Overdyck" getragen und als Jugendhilfemaßnahme vom Jugendamt mitfinanziert wird, stehen 60 Plätze zur Verfügung.

Sanierung des Riemker Standorts

Während des Lockdowns habe man sich Sorgen gemacht, dass Schüler in häuslich belastende Situationen geraten könnten. "Wir haben den Betrieb für die meisten Kinder aufrechterhalten und alle anderen Familien zweimal wöchentlich aufgesucht und Material vorbeigebracht", erklärt der Pädagoge.

Feiern sind für das Jubiläum nicht geplant, einen Ausblick in die Zukunft gibt es aber: Der Standort an der Hiltroper Straße wird bald komplett saniert werden. "Das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1908 wird von Keller bis Dach renoviert", kündigt Holzhauer an.

Über den Namensgeber

Der Namensgeber Paul Dohrmann lebte von 1900 bis 1957 und war Pädagoge und Schulbuchautor.

Er unterrichtete in Niedersachsen an einer sogenannten Hilfsschule, wurde Rektor einer Volksschule und schließlich Schulrat der Stadt Hannover.

Paul-Dohrmann-Schulen gibt es außerdem in Berlin, Dortmund, Hannover, Hamm, Waltrop und Elmshorn.