Bochum-Bergen. In der Hilda-Heinemann-Schule in Bergen werden 160 Kinder mit Behinderungen unterrichtet. Beim Inklusionstag sind Lehrer anderer Schulen zu Gast.
Dieser Montagmorgen ist eher trübe, doch die Tigerklasse der Hilda-Heinemann-Förderschule in Bochum-Bergen ist schon gut in Fahrt: Sieben Schüler der Jahrgangsstufe 4 sind gekommen, um gemeinsam mit zwei Lehrern und einer Assistentin eine lohnende Unterrichtsstunde zu erleben. Es wird im Stuhlkreis gespielt, gerechnet, gemalt – und dann machen David und Albert ordentlich Stimmung und zeigen ihre Künste als „Beatboxer“. Großer Applaus von allen, und die beiden Jungs strahlen bis über beide Backen.
Mitten unter ihnen ist auch Claudia Krieger. Die Lehrerin an der Werner-von-Siemens-Schule ist an diesem Morgen an der Eifelstraße zu Besuch, um sich beim „kooperativen Inklusionstag“ ein genaueres Bild von der Förderschule zu machen. Denn Inklusion, also das gemeinsame Lernen von Schülern mit und ohne Behinderung, ist an vielen Schulen ein großes Thema und funktioniert vielfach durchaus gut. Doch einmal in einer Förderschule für geistige Entwicklung zu Gast zu sein, in denen die Klassen viel kleiner und die Betreuung wesentlich enger ist als an einer herkömmlichen Schule, ist auch für Claudia Krieger neu: „Aber auch sehr spannend“, ergänzt sie.
Gedankenaustausch mit den Kollegen
Den Inklusionstag, den die Hilda-Heinemann-Schule zum ersten Mal anbietet, hat die Lehramtsanwärterin Lara Elke organisiert. Neun Lehrer aus den Schulen im Umkreis sind ihrer Einladung gefolgt: Sie hospitieren in Klassen, besichtigen ausgewählte Förderräume und treffen sich zum gemeinsamen Gedankenaustausch mit ihren Kollegen vor Ort. „Einige Lehrer kamen schon vorher auf mich zu, weil sie gern bei uns eigene Erfahrungen sammeln wollen“, erzählt Lara Elke.
Vorteile und Schwierigkeiten von Inklusion
Claudia Siebering unterrichtet eine dritte Klasse an der Maischützenschule und kennt sich mit den Vorteilen, aber auch mit den Schwierigkeiten von Inklusion bestens aus. 20 Kinder umfasst ihre Klasse, darunter sind vier mit Förderbedarf. Um hier das Gleichgewicht zu halten, bekommt sie Unterstützung von einer Förderlehrerin – dies aber nur ein bis zwei Stunden täglich. „Klar wäre es schöner, wenn wir die Kinder viel intensiver im Zweierteam betreuen könnten, um individuell auf jeden Schüler eingehen zu können, aber das lässt das Personal einfach nicht zu“, sagt sie.
Heinemann-Schule ist viel in der Stadt unterwegs
Die Hilda-Heinemann-Förderschule an der Eifelstraße 15 ist viel in der Stadt unterwegs: So gab es bereits Kooperationen und gemeinsame Auftritte etwa mit der Musikschule. Auch im Schauspielhaus und beim Klavierfestival Ruhr waren die Schüler schon zu Gast.
Mit den Schülern des Heinrich-von-Kleist-Gymnasiums gibt es zudem ein regelmäßiges Fußballturnier. „Das macht den Schülern enormen Spaß und den Lehrern natürlich auch“, sagt Schulleiter Frank Bader.
„Der Grundgedanke von Inklusion ist toll. Die Förderkinder profitieren auch oft von der Gemeinschaft mit den anderen Kindern und umgekehrt. Allein, es fehlt an Lehrkräften, die das auch umsetzen könnten“, meint Siebering. Mit Klassenassistenten, die oft ein Freiwilliges Soziales Jahr in den Schulen absolvieren, könne das kaum aufgefangen werden: „Die leisten oft eine super Arbeit, aber natürlich sind das keine ausgebildeten Pädagogen.“
Persönlichkeitsentwicklung stärken
Das sieht auch Frank Bader, Schulleiter der Hilda-Heinemann-Schule, so. 160 Schüler im Alter von 6 bis 20 Jahren werden derzeit an seiner Schule unterrichte: „Mit all den Schwierigkeiten, die dies in den unterschiedlichen Altersstufen vom Kind über Teenager bis zum jungen Erwachsenen mit sich bringt“, sagt er. „Die Persönlichkeitsentwicklung der einzelnen Schüler zu stärken, ist ungeheuer wichtig.“ Gemeinsame Kooperationen mit anderen Schulen gibt es bereits und sollen weiter ausgebaut werden.