Bochum. 2G oder 3G? Was gilt bei Veranstaltungen? Bei Sascha Grammel reichte diese Woche im Ruhrcongress ein Test. Ein Comedy-Star geht andere Wege.

Der Ruhrcongress ist zurück. Das Gastspiel von Sascha Grammel war am Mittwochabend die erste Großveranstaltung seit 18 Monaten. „Ein tolles Gefühl!“, strahlte Andreas Kuchajda, Chef der Hallengesellschaft BOVG. Doch der Neustart war holprig. Und die nächsten Monate bergen noch manche Herausforderungen. Im Fokus: der Umgang mit Ungeimpften. Ein Comedy-Star setzt dabei ein Zeichen.

Seit dem ersten Corona-Lockdown im März 2020 lag das Veranstaltungsgeschäft am Stadionring weitgehend brach. Ab Februar wurde der Ruhrcongress als Impfzentrum genutzt. Mehr als 250.000 Spritzen wurden hier bis Ende September gesetzt.

  • Gegen eine 2G-Regel spricht sich Thomas Schmitt aus. Sie verstößt gegen das Grundgesetz und ist auch ansonsten unsinnig, sagt der WAZ-Redakteur. Hier geht es zum Artikel.
  • Bei Veranstaltungen wird der Umgang mit Nicht-Geimpften kontrovers diskutiert. WAZ-Redakteur Jürgen Stahl spricht sich für 2G aus. Hier geht es zum Artikel.

Neustart im Ruhrcongress: Gastro-Verkauf auf Sparflamme

Die Impfstraßen sind verschwunden. Bühne frei für Sascha Grammel: Knapp 3000 Besucher feierten Deutschland erfolgreichsten Bauchredner, der seinen Puppen vom frechen Frederic bis zur liebreizenden Schildkröte Josie Witz und Leben einhauchte. Kleinere technische Pannen und Texthänger inklusive. Verständlich: Für den Berliner war es erst die zweite Live-Show seit eineinhalb Jahren.

Probleme gab es auch im Foyer. Die Gastronomie lief nur auf Sparflamme. Das hatte drei Gründe: Das ehemalige Renaissance-Hotel nebenan steht nach dem Eigentümerwechsel derzeit nicht als Caterer für den Ruhrcongress zur Verfügung. Das Personal des Stadion-Dienstleisters Aramark war durch das gleichzeitige Pokalspiel des VfL komplett gebunden. „Auch wir pfeifen personell aus dem letzten Loch. Servicekräfte sind kaum zu bekommen; unser Krankenstand liegt wegen der Erkältungswelle bei 66 Prozent“, berichtet Andreas Kuchajda. Folgen: Beim Grammel-Auftritt bildeten sich lange Warteschlangen (mit Maskenpflicht) vor den ausgedünnten Verkaufsständen. Und: „Künftig müssen wohl auch unsere Verwaltungskräfte beim Thekenverkauf aushelfen.“

Erstmals seit März 2020 war der Bochumer Ruhr-Congress am Mittwochabend wieder nahezu ausverkauft. Sascha Grammel präsentierte seine Puppen-Comedy „Fast fertig“.
Erstmals seit März 2020 war der Bochumer Ruhr-Congress am Mittwochabend wieder nahezu ausverkauft. Sascha Grammel präsentierte seine Puppen-Comedy „Fast fertig“. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Comedy-Star setzt als erste Künstlerin 2G um

Reibungslos gestaltete sich der Einlass nach den 3G-Regeln. Bei den drei Vorgaben geimpft, genesen oder getestet wird es auch bei den weiteren Veranstaltungen 2021 im Ruhrcongress bleiben. Erwartet werden u.a. noch Schlagersängerin Beatrice Egli sowie Dieter Nuhr und Helge Schneider. Das Konzert von Patricia Kelly am 13. November wurde erneut abgesagt.

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Comedy-Star Carolin Kebekus wird laut BOVG am 26. Januar 2022 die erste Künstlerin sein, bei der 2G gilt. „Wegen der unsicheren Lage“ hätten sich die Kölnerin und ihr Team gemeinsam dazu entschlossen, teilt die Veranstaltungsagentur Emschertainment (Gelsenkirchen) mit. Carolin Kebekus „liegt es fern, Menschen Vorschriften zu machen. Aber unter 3G-Bedingungen lässt sich ihre Tour nicht umsetzen und sie kann und will nicht erneut verschieben“.

Auch der VfL denkt über 2G-Regel nach

Auch beim VfL Bochum denkt man über eine zeitnahe Einführung der 2G-Regel nach. Damit könnte der Verein das Stadion nach aktuellem Stand voll auslasten.

Zunächst müsse jedoch die neue Corona-Schutzverordnung abgewartet werden, erklärt VfL-Sprecher Jens Fricke.

Es sei „eher unwahrscheinlich“, dass 2G bereits beim nächsten Heimspiel gegen Hoffenheim am 6. November gilt. Damit bliebe es bei 20.000 erlaubten Zuschauern.

Kartenpreis wird erstattet

Das mehrfach verschobene Kebekus-Gastspiel ist bereits seit 2021 ausverkauft. Wer eines der 3000 Tickets besitzt, aber weder geimpft noch genesen ist, muss im Januar draußen bleiben, kann sich den Eintritt aber erstatten lassen – frühzeitig, „damit noch die Möglichkeit besteht, die Karte weiterzuverkaufen“, bittet Emschertainment.

„Im Ruhrcongress wird es 2022 eine Auslastung geben wie nie zuvor. Dabei wird es zunehmend in Richtung 2G gehen“, glaubt BOVG-Geschäftsführer Andreas Kuchajda. Lars Berndt widerspricht. Der Chef der Bochumer Veranstaltungsagentur Lars Berndt Events will „möglichst niemanden ausschließen“ und an 3G festhalten.

Die Spider Murphy Gang gastiert am 6. November in der Zeche. Es gilt 3G. Vor dem Bochumer Club wird eine Teststation aufgebaut.
Die Spider Murphy Gang gastiert am 6. November in der Zeche. Es gilt 3G. Vor dem Bochumer Club wird eine Teststation aufgebaut. © Lars Berndt Events

Spider Murphy Gang: Konzert in der Zeche mit eigenen Teststelle

So auch am Samstag, 6. November, wenn Berndt die 18-monatige Zwangspause beendet. In der Zeche präsentiert er um 19 Uhr die Spider Murphy Gang („Skandal im Sperrbezirk“). „Der Nachholtermin kommt zustande, weil wir die volle Kapazität mit 800 Plätzen ausschöpfen können, anders als einen Tag später in Köln. Dort ist der Termin abgesagt“, sagt der Konzertmanager. Restkarten für 50 Euro gibt es es noch an der Abendkasse.

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Dabei kommt Lars Berndt den Ungeimpften sogar entgegen. Neben der Zeche wird zum Einlass ab 17 Uhr eine Corona-Teststation aufgebaut. Mit zehn Euro kosten die Schnelltests hier weniger als in anderen Zentren (meist 15 Euro). „Ich möchte nicht, dass Fans vor verschlossenen Türen stehen müssen“, sagt der Veranstalter.

Verbraucherberatung: Alte Gutscheine werden ab Januar ausgezahlt

Derweil hält die Verbraucherberatung in Bochum einen Tipp für Inhaber von „Uralt-Tickets“ bereit. „Wer vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie Veranstaltungskarten gekauft hatte, erhielt für die ausgefallenen Events häufig lediglich einen Gutschein statt der gewünschten Rückerstattung“, erklärt Leiterin Andrea Thume. Wer den Gutschein bis zum 31. Dezember 2021 noch nicht eingelöst hat, könne sich den Betrag zu Beginn des neuen Jahres auszahlen lassen.

„Diese Lösung gilt rückwirkend für Freizeitveranstaltungen und Freizeiteinrichtungen, für die vor dem 8. März 2020 Tickets gekauft worden sind“, so Andreas Thume. Der Veranstaltungstermin sei dabei unerheblich.