Bochum. Die Verbraucherberatung in Bochum ist in Corona-Zeiten so gefragt und gefordert wie nie. Das sind die Top 5 der größten Sorgen der Bürger.
Die Verbraucherberatung in Bochum ist in Corona-Zeiten gefordert wie nie. Bis zu einen Monat müssen Bürger auf Beratungsgespräche warten. „Nahezu alle Fragen und Probleme drehen sich um die Folgen der Pandemie“, sagt Leiterin Andrea Thume.
Die Beratungsstelle an der Großen Beckstraße ist seit März für den Publikumsverkehr geschlossen. Termine (sie finden wegen der besseren Belüftung jetzt in den Büros im Obergeschoss statt) müssen telefonisch, per Mail oder mit Hilfe eines Zettelkastens draußen am Eingang vereinbart werden. Das hält die Bochumer nicht davon ab, zuhauf den Rat der Experten zu suchen. „In dringenden Fällen klappt das innerhalb weniger Tage. Sonst kann es aber drei Wochen und länger dauern. Dabei schalten wir auch die Kollegen in den Nachbarstädten ein“, sagt Andrea Thume.
Was sind die größten Corona-Nöte in Bochum? Andrea Thume nennt fünf Schwerpunkte:
Corona-Sorge 1: Reisen
Wo kann ich – auch innerhalb Deutschlands – noch Urlaub machen? Wann muss ich in Quarantäne? Wird in dieser Zeit mein Lohn weitergezahlt? Habe ich einen Anspruch auf Rückerstattung meiner Anzahlung? Das Thema Reisewarnungen und Beherbergungsverbot ist derart arbeitsintensiv, dass die Verbraucherzentrale zusätzlich zu den Beratungen vor Ort eine Hotline eingerichtet hat: 0211/33 99 5845 (montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr).
Corona-Sorge 2: Eintrittskarten und Abos
Kann ich wegen Corona den Vertrag für mein Fitnessstudio kündigen? Wann erhalte ich das Geld für ein ausgefallenes Konzert zurück? Wann muss ich mich mit einer Gutschrift zufrieden geben? Für die Berater ein Dauerbrenner, zumal wegen steigender Infektionszahlen nun auch immer mehr Nachholtermine für Veranstaltungen auf der Kippe stehen.
Corona-Sorge 3: Flugtickets
„Etliche Kunden warten seit Monaten auf Rückerstattungen der Fluggesellschaften. Gerade bei internationalen Airlines gibt es massive Probleme“, schildert Andrea Thume. Ohne Rechtsschutzversicherung sei eine Klage mitunter unkalkulierbar. Die Verbraucher-Anwälte schätzen die Chancen juristisch ein. Aktuell sind sie allerdings für vier Wochen ausgebucht.
Corona-Sorge 4: Abzocke im Netz und am Telefon
„Viele Menschen sind zu Hause und haben Zeit. Da haben fragwürdige Portale und Werber leichtes Spiel“, beobachten die Verbraucherschützer. Vermeintliche Geldgewinne am Telefon entpuppen sich als Abo-Falle für Zeitschriften. Dating-Portale verheißen baldiges Liebesglück. „Am Ende hat man einen sündhaft teuren und völlig nutzlosen Zwei-Jahres-Vertrag am Hals“, warnt Andrea Thume.
Corona-Sorge 5: Schulden
Arbeitnehmer verlieren ihren Job oder müssen mit ihren Familien langfristig mit Kurzarbeit über die Runden kommen. Kredithaie schnappen zu und offerieren schnelles Geld auch ohne Bonität. Doch: Statt nachhaltiger Hilfe geht’s immer weiter abwärts. Als „mieses Geschäft mit der Armut“ geißelt Andrea Thume dieses Gebaren, von dem Menschen mit Migrationshintergrund besonders häufig betroffen seien.
Bedrückend ist für die Berater ein Trend, der sich in der Universitätsstadt Bochum seit Monaten manifestiert: Immer mehr Studierenden geht das Geld aus. „Vielfach wird das Studium über einen oder mehrere Jobs finanziert. Die fallen wegen Corona zusehens weg, vor allem in der Gastronomie. Miete, Strom und andere Fixkosten laufen aber weiter. Die Zahl der Stromsperren steigt in Bochum auch deshalb wieder an“, beschreibt Andrea Thume die Notlage. Oft bleibe nur ein Ausweg: das Studium abzubrechen, um beim Jobcenter Anspruch auf Hartz IV zu haben.
Vorteile bei der Energieberatung
Bei allen Corona-Nachteilen gibt es auch einen Vorteil. Energieberaterin Stephanie Kallendrusch nimmt den Energie-Check in Bochumer Haushalten (er ist Voraussetzung für die Gewährung von Fördergeldern) jetzt per Video-Schalte vor. „Allein seit September gab es 56 Beratungen“, sagt Andrea Thume. „Das wäre mit Vor-Ort-Terminen niemals möglich gewesen.“