Bochum. Keine andere Stadt im Ruhrgebiet ist so smart wie Bochum. Das hat der Branchenverband Bitkom in seinem jüngsten Smart-City-Index ermittelt.

Dresden - Freiburg - Bochum. Drei Städte, drei Gemeinsamkeiten. Alle drei haben in der Rangliste der smartesten Großstädte Deutschlands den Aufstieg in die Top Ten geschafft. Bochum bleibt im Smart-City-Index als Siebter die smarteste Stadt im Ruhrgebiet vor Gelsenkirchen (11.), Dortmund (22.), Duisburg (37.) und Essen (39.). Neun Plätze hat die Stadt gegenüber dem Vorjahr gut gemacht.

Bochum klettert von Platz 39 über 18 auf Rang 7

Der Branchenverband Bitkom, dem 2000 Unternehmen aus den Bereichen IT, Kommunikation und Digitales angehören, untersucht seit 2019 den Digitalisierungsgrad deutscher Großstädte. Nach Platz 39 im ersten Jahr und Rang 18 im Vorjahr hat Bochum erneut einen großen Sprung gemacht. Die Stadt führt dies vor allem auf die „enge und zielgerichtete Zusammenarbeit der städtischen Unternehmen in der Smart City Innovation Unit“ zurück, wie es heißt.

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Stärken machten die Digitalexperten vor allem in den Bereichen Mobilität, Verwaltung sowie IT und Kommunikation aus (Grafik). So verteilen sie etwa die volle Punktzahl für die digitalen Parklösungen in der Stadt, für den digitalen Handel und für die internen Prozesse innerhalb der Stadtverwaltung. Echte Pluspunkte seien auch das Bürgerservice-Portal und das Open-Data-Portal. Beides biete den Bochumerinnen und Bochumer einen schnellen und unkomplizierten Zugang zu lokalpolitischen Themen und Serviceangeboten der Stadt.

Mobilität: Nur zwei Weltstädte sind besser

„Ich freue mich riesig über dieses tolle Ergebnis. Unsere Stadt wird jeden Tag digitaler und bekommt durch die Platzierung zusätzlichen Rückenwind“, so Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD). Allerdings mahnt er auch: „Wir wissen sehr genau, dass wir auf diesem Weg keinen Moment nachlassen dürfen.“

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Besonders gut schneidet Bochum bei der Mobilität ab. Punkten kann die Stadt neben den Parklösungen auch mit Logistikangeboten auf der letzten Meile, Sharing-Angebote und der möglichst nahtlosen Verknüpfung unterschiedlicher Verkehrsträger, der sogenannten Multimodalität. Nur die Weltstädte Hamburg und Berlin stehen nach Einschätzung von Bitkom bei der Mobilität noch besser da.

Luft nach oben bei „Energie und Umwelt“

Smarte Technologien werden aus Sicht des SPD-Fraktionschefs im Rat der Stadt, Burkart Jentsch, auch für eine erfolgreiche und nachhaltige Stadtentwicklung immer wichtiger. „Ein gutes Beispiel sind etwa die Tests mit smarten Straßenlaternen in Bochum. Sie können ganz unterschiedliche Daten sammeln, wie etwa zur Luftqualität, Temperatur oder auch erfassen, ob angrenzende Parkplätze frei sind. Sie könnten dadurch beispielsweise nicht mehr zeitgesteuert leuchten, sondern bei Bedarf, also auch dann, wenn ein Gewitter aufzieht und es dunkel wird.

Den schwächsten Eindruck hinterlässt der Ruhrgebiets-Primus noch im Bereich „Energie und Umwelt“. „Da gibt es noch Luft nach oben“, sagt Felix Lange, einer der Autoren der Bitkom-Studie. Defizite machen die Experten etwa bei Energielösungen aus. So würden Photovoltaik-Anlagen noch zu wenig genutzt. Pilotprojekte wie die Nutzung von Geothermie wie bei der Energieversorgung von Mark 51/7 seien eher die Seltenheit.

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Ladesäulennetz ist noch bescheiden

Deutlich zurück hinter anderen Städten wie etwa dem Index-Spitzenreiter Hamburg bleibt auch die Ausstattung mit Ladeinfrastruktur für Elektromobile. Die Hansestadt weist 620 Ladesäulen aus, Bochum gerade einmal 41.

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Digitalisierung mit Konzept

Der Digitalverband Bitkom analysiert für den Smart City Index Großstädte ab 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner in den fünf Kategorien Verwaltung, Energie und Umwelt, IT und Kommunikation, Mobilität sowie Gesellschaft mit mehr als 11.000 Datenpunkten.

Untersucht werden die digitalen Angebote der Städte, angefangen von Online-Bürger-Services über Sharing-Möglichkeiten für Mobilität und intelligente Ampelanlagen bis hin zur Breitbandverfügbarkeit.

In Bochum hat der Rat im März 2021 dasSmart-Ciy-Konzept beschlossen. Darin ist die digitale Strategie der Stadt beschrieben. Im Mai wurde die Smart City Innovation Unit gegründet, die für die Umsetzung von 80 Projekten zuständig ist.

Digital besser werden will Bochum u.a. mit etlichen Projekten, für die die Stadt Fördergelder vom Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat (BMI) als eine von 28 Modellregionen eingeworben hat. 15 Millionen Euro stellt Berlin dafür zur Verfügung. Genutzt werden soll es u.a. dazu, den Ausbau des freien Wlan-Empfangs in der Stadt zu verbessern und eine Verknüpfung mit dem Online-Handel lokaler Geschäfte zu schaffen, eine automatisierte Vorprüfung von Bauanträgen umzusetzen und ein Online-Portal für alle 80 Schulen aufzubauen.

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Gelsenkirchen schneidet in einem anderen Ranking besser ab

Nicht ganz so erfolgreich schneidet Bochum im übrigen in einer anderen Digitalstudie ab. Die Unternehmensberatung Haselhorst Associates hat nach eigenen Angaben die 403 größten Städte Deutschlands von 30.000 Einwohnern an untersucht. Bewertet hat sie zehn Bereiche: angefangen von digitaler Wirtschaft und Handel über digitale Gesundheit bis zum digitalen Tourismus. Danach gehört Bochum auf Platz 18 immerhin noch zu den Top 20 in Deutschland, ist im Ruhrgebiet aber nur die Nummer zwei hinter Gelsenkirchen (6.) und vor Dortmund (19.).