Bochum. Es gibt große Photovoltaikanlagen in Bochum. Ganz viele Dächer, die für die Energiegewinnung genutzt werden könnten, bleiben aber leer.

Das passiert auch nicht alle Tage. Als der Frischelogistiker Nagel vor einigen Wochen seine Photovoltaikanlage in Bochum offiziell in Betrieb genommen hat, kam ein Minister zu Besuch. Andreas Pinkwart (FDP), in der NRW-Landesregierung zuständig für das Ressort Wirtschaft, drückte mit auf den Start-Button.

Ein bisschen mag es der Wahlkampf gewesen sein, der den FDP-Mann nach Bochum gelockt hat; ein bisschen sicher auch seine Repräsentationspflicht. Vor allem ging es ihm aber wohl darum, anhand eines Exzellenzbeispiels auf das Potenzial der Photovoltaik aufmerksam zu machen. 68 Terawattstunden Strom könnte in Nordrhein-Westfalen jährlich erzeugt werden, wenn alle dafür geeigneten Dächer auf Häusern und Hallen mit Anlagen bestückt würden. „Genutzt werden aber nur vier Terawattstunden“, so Andreas Pinkwart. Will sagen, riesige Mengen grüner Strom werden heute erst gar nicht produziert.

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546.763 Tonnen CO2 ließen sich einsparen

Auch nicht in Bochum. 1963 Anlagen mit einer Leistung von 29.763 kWp gibt es im Netz der Stadtwerke Bochum. 7100 Haushalte können damit versorgt werden. Das Potenzial ist um ein Vielfaches größer.

Kataster gibt einen Überblick

Stadt Bochum und Stadtwerke Bochum haben mit dem „SolarRadar der Stadtwerke Bochum“ ein Solarkataster für Bochum erstellt.

Jeder interessierte Bochumer kann auf einen Blick sehen, ob sich eine Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach lohnt. Zu finden ist die Übersicht unter www.stadtwerke-bochum.de/solarradar .

Es gibt nach Auskunft der Stadt gut geeignete PV-Anlagenflächen im Umfang von 4.516.665 Quadratmetern, geeignete PV-Anlagenflächen im Umfang von 3.638.916 Quadratmeter und immerhin 1.402.521 Quadratmeter noch bedingt geeignete Flächen. Alles in allem ließen sich insgesamt 1.049.43 kWp in Bochum erzeugen, also 35 Mal so viel wie bislang erst genutzt. Damit ließen sich deutlich mehr als die knapp 200.000 Haushalte in Bochum versorgen. Und: „Dies entspräche einem CO2-Einsparungsbetrag von insgesamt 546.763 Tonnen“, so die Stadt. Ein immenser Beitrag für den Umweltschutz.

Pionier Hannibal-Center baut weitere PV-Anlagen

Leuchtende Beispiele gibt es in der Stadt. Logistiker Nagel hat zwei Millionen Euro in die neue PV-Anlage investiert und hat noch Ausbaureserven. Er nutzt den produzierten Strom vor Ort selbst und spart so 1200 Tonnen CO2 jährlich ein. Der Wohnungsgigant Vonovia hat seine neue Firmenzentrale in Altenbochum mit einer PV-Anlage auf dem Dach versehen. Die Stadtwerke Bochum haben die frühere Deponie Kornharpen mit Solarpaneelen vollgestopft. Und auch einer der Pioniere der Photovoltaik in Bochum, das Hannibal-Center der Unternehmerfamilie Uhle, stockt weiter auf. 2009 wurde in Hofstede ein großer Teil des Centers mit Solarmodulen bestückt – insgesamt 10.000 Einheiten auf einer Fläche von 28.000 Quadratmetern.

Das Wohnungsunternehmen Vonovia hat seine neue Firmenzentrale in Altenbochum mit Solarmodulen versehen
Das Wohnungsunternehmen Vonovia hat seine neue Firmenzentrale in Altenbochum mit Solarmodulen versehen © www.blossey.eu | Hans Blossey

„Damit haben wir immer noch die größte Photovoltaikanlage in Bochum“, sagt Senior-Chef Gerhard Uhle nicht ohne Stolz. Und anders als Logistiker Nagel, der die gesamte Energie zum Eigenbedarf produziert, wird der grüne Strom von Hannibal bislang komplett in das Bochumer Netz eingespeist. Das wird sich ändern. Weitere Flächen auf den Hannibal-Gebäuden werden gerade mit Photovoltaik bestückt. Ein Teil der Energie soll dabei etwa als Pkw-Ladestationen verwendet werden.

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Förderprogramm mit 30.000 Euro

Im Privatbereich hält sich die Verbreitung von Photovoltaikanlage allerdings eher in Grenzen, auch wenn etwa eine Einspeisevergütung für nicht selbst genutzten Strom lockt, der ans öffentliche Netz weitergegeben wird.. Daran ändert auch das jüngste Anreizprogramm für Solarstrom nichts. 30.000 Euro stellt die Stadt Bochum aus einem kommunalen Fördertopf zur Verfügung, um noch ungenutzten PV-Potenziale in der Stadt zu erschließen. Das ist nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn auf vielen Dächern der etwa 57.000 Wohngebäude in der Stadt liegen keine PV-Module.

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