Bochum. Bochum hat große Ziele. Es will bei der Digitalisierung zu den Besten gehören – und Neuland betreten. Etwa mit der digitalen Bürgerkonferenz.

Bürgerbeteiligung hat viele Facetten. Bochum hat jetzt eine neue davon ausprobiert. Mit Erfolg. Die Resonanz auf die erste digitale Bürgerkonferenz ist überwiegend positiv – bei den Machern ebenso wie bei den mehr als 350 von 371 geladenen Bochumerinnen und Bochumern, die auf Einladung der Stadt am Sonntag daran teilgenommen haben.

Viele Teilnehmer, geringe Aussteigerquote

Vier Stunden lang hat die Verwaltungsspitze in der Jahrhunderthalle zugehört, was die via Internet zugeschalteten Bürger in Foren und Workshops an Ideen und Wünschen zum Thema „Smart City Bochum“ eingebracht haben. Ein Treffen im virtuellen Raum. Die Rückmeldungen am Ende des Austauschs reichten vom Lob für die „tolle Organisation“ bis zur Erkenntnis, dass so ein Meeting „Lust auf mehr“ mache. Die Gastgeber stellten derweil erstaunt fest, dass die Aussteigerquote, also die Zahl der Teilnehmer, die vorzeitig die Konferenz verließen, verschwinden gering ist. Das sei außergewöhnlich, hätten die Experten des mit der Organisation betrauten IT-Unternehmens Netzfactor gesagt.

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In einem kurzen Video wurden die Botschaften einiger Teilnehmern am Ende der Konferenz zusammengefasst. Eine davon lautet: Es gehe nicht darum, die zu erreichen, die ohnehin schon überdurchschnittlich hohes digitales Interesse haben. Es gehe darum, die Hemmschwelle der digitalen Angebote so gering wie möglich zu halten, damit möglichst viele Bürger Gebrauch davon machen. Was dabei helfe: Das Angebot sollte so einfach wie möglich aufgebaut sein.

Das Ziel: In Sachen Digitalisierung zu den Besten gehören

Andere Botschaften lauten: Die bei der Stadt schon vorhandenen Daten sollten so gut wie möglich aufbereitet zur Verfügung gestellt werden; Stichwort „Open Data“. Und: Wie wäre es, wenn über die Bochum-App erfasst und honoriert werden könnte, wie intensiv Bürger das Fahrrad nutzen? Schließlich komme das nicht nur dem einzelnen, sondern der Umwelt zugute.

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In Workshops haben Vertreter der Stadt mit den Teilnehmern über die unterschiedlichsten Themen gesprochen. Die einen saßen in der Jahrhunderthalle, die anderen zu Hause. Getroffen haben sich alle im virtuellen Raum.
In Workshops haben Vertreter der Stadt mit den Teilnehmern über die unterschiedlichsten Themen gesprochen. Die einen saßen in der Jahrhunderthalle, die anderen zu Hause. Getroffen haben sich alle im virtuellen Raum. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

„Wir haben alles dokumentiert“, sagt Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD). Jetzt gehe es darum, die Ergebnisse auszuwerten. Bochums Anspruch ist nicht geringer, als mit seinem digitalen Angebot zu den Besten unter den deutschen Großstädten zu gehören. Bis zur Spitzengruppe ist es zwar noch ein gehöriges Stück. Aber laut einer Studie des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien Bitkom ist die Stadt digital so gut aufgestellt wie keine andere im Ruhrgebiet. „Aber es gibt in vielen Bereichen noch Luft nach oben“, räumt Eiskirch ein.

Digital-Chefstratege seit einem Jahr dabei

Auch deshalb hat Bochum eine digitale Strategie entworfen. Und deshalb wurde vor einem Jahr in Denes Kücük ein sogenannter „Chief Digital Officer“ (CDO) engagiert, sozusagen der Chef für alle digitalen Entwicklungen. Und nun ist die Stadt dabei, etwas auf den Weg zu bringen, was, so der Oberbürgermeister, noch einzigartig in Deutschland ist. Sie hat im Mai eine „Digital Unit“ – am Englisch-Sprech kommt niemand vorbei, der das Thema Digitalisierung behandelt – ins Leben gerufen. Mitarbeiter von Stadt, Stadttöchtern und IHK sollen als Team gemeinsam digitale Themen vorantreiben und umsetzen. „Wir meinen es ernst mit der Digitalisierung“, so Eiskirch.

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Einer der nächsten großen Schritte soll die Bochum-App sein – eine Software, mit der möglichst viele digitale Angebote von Stadt und städtischen Unternehmen genutzt werden können. Mit Hochdruck, so heißt es, werde daran gearbeitet.

Ganz oben auf der Wunschliste: Fortschritte beim Verwaltungsservice

Die Erkenntnisse von Sonntag werden dabei helfen, die Wünsche der Bürger noch besser zu berücksichtigen. Die interessieren sich vor allem für drei Themenbereiche: Technikstandort Bochum, Digitalisierung und Klimawandel sowie Open Data. Und in einer Umfrage am Ende der Veranstaltung waren es drei Themenbereiche, in denen es nach Ansicht der Teilnehmer möglichst schnell zu Fortschritten kommen sollte: beim Verwaltungsservice, bei Bildung und Technik sowie bei Mobilität und Verkehr.