Bochum. Die Stadtwerke Bochum haben in Berlin einen Förderantrag für 32 E-Ladesäulen gestellt. Flächendeckend sollen sie über die Stadt verteilt werden.

  • 13 öffentliche E-Ladesäulen und 175 E-Mobile gibt es momentan in Bochum
  • Kritiker sagen, für den Ausbau der E-Mobilität fehle es vor allem an Ladesäulen
  • Stadt und Stadtwerke wollen das möglichst schnell ändern – mit Fördergeldern

Seit knapp vier Jahren ist Bernd Hoose überzeugter E-Automobilist. Der Umwelt zu Liebe, aber auch aus finanziellen Gründen, wie der 52-jährige Bochumer sagt. „Mit Elektrizität zu fahren, ist sehr günstig, so lange man das Fahrzeug zu Hause oder beim Arbeitgeber lädt.“ Verbrauch, Wartung und Reparaturen seien deutlich günstiger als bei einem Auto mit Verbrennungsmotor.

Nur zwei Aspekte nerven den Unternehmer aus Weitmar ebenso wie allen anderen E-Mobil-Besitzer. Tanken, oder besser gesagt Laden, lässt es sich in Bochum ebenso wie fast überall in der Republik noch nicht besonders gut. Es fehlt an Ladesäulen. Und: An neu entstehenden Ladepunkten im Land werden immer häufiger „Abzockerpreise“ verlangt.

Stadt Bochum hofft auf 64 Ladepunkte

Stadt und Stadtwerke haben sich nun zum Ziel gesetzt, „die vorhandene Ladestruktur in Bochum deutlich auszubauen“, sagt Stadtwerke-Sprecher Kai Krischnak.

Das Energieunternehmen hat zwei Anträge beim Bundesverkehrsministerium in Berlin eingereicht und hofft aus einem 300-Millionen-Euro-Programm auf die Förderung von sieben Schnellladesäulen und 25 Normalladesäulen mit jeweils zwei Ladepunkten, also von insgesamt 64 Ladepunkten. Sie sollen über das Stadtgebiet verteilt werden, um eine flächendeckende Versorgung möglich zu machen. Bis zu 40 Prozent der Anschaffung – etwa 30 000 Euro kostet eine Schnellladesäule und 1000 Euro eine Normalladesäule – würde der Bund tragen.

Bis jetzt spielt E-Mobilität in der Stadt nur eine untergeordnete Rolle, auch wenn, so Krischnak, „Bochum durchaus Vorreiter bei der E-Mobilität ist“. Immerhin 13 öffentliche Ladesäulen unterhalten die Stadtwerke schon, dazu kommen einige weitere, die privat oder von Unternehmen genutzt werden.

175 E-Mobile in der Stadt

Überhaupt hat die Stadt eine gewisse Nähe zur Elektromobilität. Das vielversprechende BoMobil wurde an der Hochschule entwickelt, die DHL stellte ihre elektrisch betriebenen Zustellfahrzeuge unlängst hier vor und der erste Taxi-Betrieb in NRW mit größerer E-Flotte ist in Weitmar beheimatet.

Stadtwerke-Sprecher Kai Krischnak: „Bochum ist durchaus Vorreiter bei der E-Mobilität.“
Stadtwerke-Sprecher Kai Krischnak: „Bochum ist durchaus Vorreiter bei der E-Mobilität.“ © Dietmar Wäsche

Nun soll die Elektromobilität, die momentan für Netzbetreiber noch kein erfolgreiches Geschäftsmodell ist, deutlich zulegen. 175 E-Mobile gibt es zwar erst in der Stadt. „Aber durch die Entwicklung der Fahrzeuge, der Batterietechnik und auch durch ein größeres Ladesäulennetz gehen wir von einem spürbaren Wachstum aus“, so Stadtwerke-Sprecher Krischnak. Zwischen 2009 und 2016 hat sein Arbeitgeber 33 000 Kilowattstunden an den Ladesäulen abgegeben. Die Kunden haben damit bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 12 kwh pro 100 Kilometer insgesamt 275 000 Kilometer zurückgelegt – mittlerweile ausschließlich mittels Ökostrom, so Krischnak.

Noch keine Wirtschaftlichkeit

Ob aus dem Nischengeschäft irgendwann einmal ein einträglicher Geschäftszweig werden kann, sei noch dahingestellt. Auch Aral, das mit mehr als 2400 Stationen bundesweit das dichteste Tankstellennetz gewoben hat, verfolgt die Entwicklung ganz genau, so Sprecher Detlef Brandenburg. „Als Mobilitätsdienstleister beschäftigen wir uns natürlich auch mit der Antriebsenergie von morgen.“

Vereinzelt würden auch E-Säulen aufgestellt, wie etwa an der A40-Raststätte Beverbach, um Erkenntnisse über das Kundenverhalten zu gewinnen. „Aber im Moment sehen wir bei 37 000 E-Autos bundesweit noch nicht die Wirtschaftlichkeit für ein flächendeckendes Netz“, so Brandenburg. Zumal Tankstellen wegen ihres begrenzten Raumangebots und der langen E-Ladezeit zumindest innerstädtisch nicht die erste Wahl für Ladesäulen seien dürften. „Das sind eher Parkhäuser, Parkplätze von Unternehmen und private Garagen.“