Bochum. Wegen äußerst schwerer Verbrechen stehen drei junge Bochumer vor Gericht. Ein Opfer ist jetzt gelähmt. Tatort war oft auch der Bahnhof Höntrop.
Die Gewalttaten, die Staatsanwalt Danyal Maibaum in seiner Anklage vorliest, zählen zu den schwersten, die in den vergangenen Jahren in Bochum begangen worden sind. Eines der vielen Opfer (21) ist halbseitig gelähmt und „dauerhaft auf Pflege und Versorgung“ angewiesen, so Maibaum. Einer der drei Angeklagten (18, 18, 19) soll ihm in der Innenstadt einen Schraubenzieher ins Gehirn gestoßen haben, sechs Zentimeter tief.
Laut Anklage war dies eine Racheaktion, weil es einige Tage zur einen handfesten Streit um ein Mädchen wegen eines persönlichen Interesses an ihr gegeben haben soll. Daraufhin hätten zwei der Angeklagten beschlossen, den 21-Jährigen zu töten.
Angeklagte wurden in den Wohnungen ihrer Eltern in Bochum festgenommen
Am Abend des 22. März 2021 trafen beide Seiten dann im Bereich der Arndt- und Bleichstraße, unweit des Elisabeth-Krankenhauses, aufeinander, heißt es. Dort eskalierte alles in Gewalt, bis am Ende der Schraubenzieher zum Einsatz kam. Auch Brüche im Gesicht und einen Stich in die Brust hatte er erlitten. Eine Not-OP rettete dem jungen Mann das Leben.
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Zwei Tage später wurden zwei der jetzt Angeklagten in ihren elterlichen Wohnungen im Bochumer Osten festgenommen. Sie kamen in U-Haft. Ihnen wird jetzt versuchter Totschlag vorgeworfen.
Bei den Ermittlungen einer Mordkommission stellte sich heraus, dass sie teilweise noch in viel mehr Verbrechen verwickelt sein sollen. So wurde in einem ihrer Handys ein Video entdeckt, das einen äußerst brutalen Raubüberfall am S-Bahnhof Höntrop zeigt.
In der Nacht vom 6. auf den 7. März wurde dort ein unbekannter Mann gnadenlos zusammengeschlagen und zusammengetreten – auch gegen den Kopf – und dabei gefilmt. Erst als eine S-Bahn in den Bahnhof einfuhr, wurde vom Opfer abgelassen. Bis heute hat sich der sicherlich schwer verletzte Mann nicht an die Polizei gewandt.
Zahlreiche Raubüberfälle am Bahnhof in Wattenscheid-Höntrop
Wegen dieses Gewaltexzesses wurde am 27. April auch ein dritter Tatverdächtiger (18) festgenommen; er sitzt wie der mutmaßliche Schraubenzieher-Täter bis heute in U-Haft. Ebenfalls wegen des Vorwurfs des versuchten Totschlags.
Raubopfer wurden erheblich verletzt
Lebensgefährliche Messerattacke- Gericht stellt Prozess einIhm werden noch aber noch mehrere weitere Raubüberfälle am Bahnhof Höntrop zur Last gelegt, die er mit weiteren, jetzt noch nicht angeklagten Mittäter verübt haben soll: am 13. Februar gegen Mitternacht, am 12. März um 21.30 Uhr sowie am 22. April um 22.15 Uhr. Von einem Kopfstoß mit dem Knie ist in der Anklage die Rede, von Drohungen mit einem Messer, von Faustschlägen ins Gesicht und von Tritten auch dann noch, als das Raubopfer bereits am Boden lag. Beute sind zum Beispiel teure Handys, eine EC-Karte, Geld und Ausweisdokumente.
Die Opfer wurden erheblich verletzt; zumindest eines, ein 26-jähriger Bochumer, der auf den Zug wartete, musste stationär ins Krankenhaus. Sogar sein Parka wurde zerrissen und geraubt.
Angeklagte haben sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert
Frühzeitiges Geständnis würde eine Strafe abmildern
Richterin Isabelle Hoffmann gab den Angeklagten nach Verlesung der Anklage mit auf den Weg nach Hause beziehungsweise ins Gefängnis: „Je frühzeitiger Sie sich einlassen, vielleicht sogar geständig, desto gewichtiger ist ein solches Geständnis.“
Das sei wichtig für die Höhe einer Strafe. Alle drei würden im Falle eines Schuldspruchs wohl nach Jugendstrafrecht verurteilt.
Schließlich werden dem 18-Jährigen zwei weitere Überfälle vorgeworfen, einer ereignete sich am 24. Februar um 22.35 Uhr an der Kleingartenanlage Bergmannsheil. Dort wurde ein Mann auf einer Bank ausgeraubt. Er erlitt eine Gehirnerschütterung und Schmerzen im Gesicht.
Am Mittwoch wurde vor der 5. Jugendstrafkammer nur die Anklage verlesen. Zu den Vorwürfen geäußert haben sich die Angeklagten noch nicht. Das soll zumindest teilweise am nächsten Sitzungstag (27. September) geschehen.
Beweismittel für die Anklage sind unter anderem Whatsapp-Nachrichten und weitere Handy-Videos von Raubtaten.