Bochum. Innenminister Reul sucht pensionierte Ermittler mit guter Spürnase. Mehr als 1000 ungeklärte Mordfälle sollen analysiert werden. Auch in Bochum.
Innenminister Herbert Reul (CDU) sind ungeklärte Mordfälle ein Graus. Mit einer neuen Datenbank, pensionierten Mord-Ermittlern und neuesten wissenschaftlichen Methoden will er sogenannte Cold Cases lösen. Die Polizei Bochum rollt bereits sechs „kalte“ Fälle wieder auf. Weitere könnten folgen.
Seit 2017 erstellt das Landeskriminalamt eine Datenbank für bislang nicht geklärte Tötungsdelikte. „Wir haben bereits 27 Fälle aus dem Zeitraum 1990 bis heute ans LKA gemeldet“, sagt Polizeisprecher Marco Bischoff. „Im nächsten Schritt gehen wir noch einmal 20 Jahre zurück.“
Polizei Bochum ermittelt in sechs alten Mordfällen neu
In Düsseldorf werden die Kriminalfälle in einem ersten Schritt erneut unter die Lupe genommen: Gibt es Widersprüche in den Akten? Macht es Sinn, Zeugen noch einmal zu vernehmen? Bringen Tatort oder Täterverhaltensanalysen neue Erkenntnisse? Kann moderne Kriminaltechnik helfen? Bischoff: „Die DNA-Analyse spielt natürlich eine große Rolle dabei.“
NRW- Neues mobiles Datenlabor soll Polizeiarbeit erleichternBislang sind dem LKA von den Polizeibehörden des Landes Nordrhein-Westfalen 1160 Tötungsdelikte aus den vergangenen 50 Jahren gemeldet worden, die digital erfasst und analysiert werden sollen. 261 sind bereits in der Cold-Case-Datenbank, für 23 gilt: Die Polizei ermittelt erneut.
In Bochum betrifft das allein sechs der 27 gemeldeten Delikte. Die Staatsanwaltschaft leitet die Verfahren. Um welche Fälle es geht, wird nicht mitgeteilt. Täter könnten schließlich auf die Ermittlungen reagieren.
Innenminister sucht 28 pensionierte Ermittler mit guter Spürnase
Weil die Cold-Case-Arbeit aber neben dem Tagesgeschäft anfällt, in Bochum laufen im Kriminalkommissariat 11 zurzeit bereits Ermittlungen zu zwölf Tötungsdelikten, will Reul die Behörden im Land unterstützen und dazu 28 pensionierte Ermittler reaktivieren. „Wir suchen Leute mit einer immer noch guten Spürnase, die Lust haben, jeden Stein noch mal umzudrehen, um die Täter zu kriegen“, sagt der Minister. Spätestens im Oktober soll die Sonderkommission der Alt-Ermittler ihre Arbeit aufnehmen.
„Wir sind deutschlandweit die Ersten und Einzigen, die die Aufarbeitung von ungelösten Fällen derartig strukturiert und zielgerichtet anpacken“, sagt Reul. Und auch, warum ihm das so wichtig ist. Die Angehörigen der Opfer hätten „ein Recht darauf, dass diese Fälle aufgeklärt werden, wenn es eine neue Spur gibt.“
Stadtpark-Mord in Bochum wurde nach 22 Jahren aufgeklärt
„Mord verjährt nicht“, nennt Bischoff die wichtigste Antriebsfeder für die Kripo. Wie erfolgreich hartnäckige Ermittlungen und neue Fahndungen sein können, kennen Zuschauer des Fernseh-Dauerbrenners „Aktenzeichen XY... ungelöst“. Immer wieder werden nach der Sendung alte Fälle gelöst.
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Bemerkenswert ist aber auch ein Bochumer Fall aus dem Jahr 1975: der sogenannte Stadtpark-Mord. 22 Jahre nach der grausamen Ermordung einer Millionärin in ihrer Villa an der Burggrafenstraße am Stadtpark überführte der Abgleich von Fingerabdrücken den Täter. Der damals 71-Jährige Rentner war wegen Betruges aufgefallen. 2007 wurde der Mann aus der Oberpfalz schließlich zu lebenslanger Haft verurteilt – 32 Jahre nach der Tat.