Bochum. An Schulen in Bochum gibt es nur für fünf Prozent der Schülerinnen und Schüler Fahrradständer. Besonders zwei Stadtbezirke sind unterversorgt.

Schülerinnen und Schüler sollen den Weg zur Schule möglichst früh eigenverantwortlich bewältigen. Dafür bietet sich häufig das Fahrrad an. Die Fraktion „Die Partei & Stadtgestalter“ hat im Schulausschuss deshalb angefragt, wie viele Abstellplätze für Fahrräder es an den Schulen in Bochum gibt. Die Verwaltung gibt Antworten, die eine Unterversorgung verdeutlichen.

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Im Stadtgebiet stehen insgesamt 1802 Stellplätze an den Schulen – im Verhältnis zu über 40.000 Schülerinnen und Schüler. Gerade einmal 4,3 Prozent können ihr Rad abstellen, so die Zahlen der Stadt. Während es im Bochumer Norden, Süden, Südwesten und in Wattenscheid verhältnismäßig mehr Fahrradständer gibt, liegt der Anteil im Osten nur bei 1,9, in Mitte bei 2,89.

Grundschulen in Bochum haben häufig keine Fahrradständer

Grundlage für einen eigenständigen Schulweg sei jedoch „eine ausreichende Anzahl sicherer Radabstellanlagen im Rahmen des täglichen Schulwegs“, betont die Fraktion „Die Partei & Stadtgestalter“. Das ist in Bochum längst nicht an allen Schulen gegeben. 47 Schulstandorte verfügen überhaupt über Abstellplätze für Fahrräder, Grundschulen sind oftmals nicht versorgt. Für mehr als 10.000 Schülerinnen und Schüler gibt es gerade mal 248 gemeldete Stellplätze.

An der Widar Schule in Höntrop wurden 2016 neue Fahrradständer eingeweiht. Sie ist eine der wenigen Grundschulen, die über Stellplätze für Fahrräder verfügt.
An der Widar Schule in Höntrop wurden 2016 neue Fahrradständer eingeweiht. Sie ist eine der wenigen Grundschulen, die über Stellplätze für Fahrräder verfügt. © FUNKE Foto Services / Olaf Ziegler | Olaf Ziegler

An insgesamt zwölf Schulen in Bochum sind die Fahrradständer hundertprozentig ausgelastet, ergab eine Abfrage der Stadt Bochum – darunter vor allem Gymnasien, Berufskollegs und Realschulen. Bei der Auswertung hatte im Juni 2020 Rückmeldung von insgesamt 75 Schulstandorten, von 17 gab es keine Antworten.

Lehrkräfte können Fahrräder nicht diebstahlsicher an Bochums Schulen abstellen

Auch Lehrkräfte, die mit einem eigenen Rad zur Schule kommen, vermissen vandalismus- und diebstahlsichere Abstellmöglichkeiten für ihre oftmals hochwertigen Fahrräder, so die CDU-Fraktion im Schulausschuss. An welchen Schulen die Möglichkeit besteht, kann die Stadtverwaltung derzeit nicht beantworten. „Nach Information des Mobilitätsbeauftragten gibt es kein gesamtstädtisches Konzept dahingehend“, so die Stadtverwaltung weiter.

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Künftig soll es mehr Abstellplätze für Räder an den Schulen in Bochum geben: „Das Tiefbauamt der Stadt Bochum hat ab Dezember 2020 ein Ingenieurbüro mit der Erstellung eines neuen gesamtstädtischen Radverkehrskonzeptes beauftragt. Die Themen Schulwegpläne und Fahrradparken sollen an Schulen bei der Erarbeitung des neuen Radverkehrskonzepts berücksichtigt werden“, so die Stadtverwaltung. Das Konzept soll Anfang 2022 fertiggestellt sein.

Bei Neubauten denkt die Stadt an Fahrradständer

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Sechs weiterführende Schulen – je eine pro Stadtbezirk – seien in ein Projekt mit einbezogen. „Für diese Standorte werden Schulwegpläne mit Fokus auf dem Fahrradverkehr erstellt und Vorschläge zur Verbesserung des Fahrradparkens vor Ort gemacht“, erklärt die Stadt weiter. Teilnehmende Schulen sind die Rupert-Neudeck-Schule in Südwest, die Märkische Schule in Wattenscheid, die Heinrich-Böll-Gesamtschule in Mitte, die Graf-Engelbert-Schule in Süd, die Nelson-Mandela-Schule in Ost und die Anne-Frank-Realschule in Nord.

Diensträder für Lehrkräfte in Bochum?

Dienstfahrräder für Lehrkräfte gibt es an den Schulen in Bochum bisher nicht. „Eine ganze Anzahl von Schulen verfügt über Teilstandorte, die während eines Unterrichtstages erreicht werden müssen. An manchen Schulen wäre ein Standortwechsel mit einem Fahrrad möglich“, schlägt die CDU im Schulausschuss vor.

Die Fraktion hat deshalb im Schulausschuss angefragt, wie die Verwaltung Lehrkräften künftig Dienstfahrräder zu Verfügung stellen möchte – zum Beispiel durch Kooperationen mit einem Fahrradverleih wie Metropolrad Ruhr. Laut Stadt würde das jedoch – für Betrieb und Errichtung an den Schulen – rund 5400 Euro pro Standort im Jahr kosten.

„Ob ein Bedarf an Leihfahrrädern an Schulstandorten besteht, kann nicht sicher eingeschätzt werden“, so die Verwaltung. Durch den Betreiber Metropolrad Ruhr sei an den Schulen noch kein so hoher Bedarf erkannt worden.

Das Ziel, so die Stadt: „Schließlich sollen Vorschläge gemacht werden, wo auf dem Schulgelände wie viele dem heutigen Stand der Technik entsprechende Fahrradabstellanlagen baulich umgesetzt werden sollen.“ Bei Neubaumaßnahmen würden je nach Anzahl der Schülerinnen und Schüler Fahrradständer geschaffen, an der Grundschule Feldsieper Straße seien 262 Stellplätze vorgesehen.