Bochum. Die Wiedersehensfreude an Schulen in Bochum ist groß, auch wenn die Sorge vor Schulschließungen bleibt. Schüler erzählen, wie es ihnen geht.

Schlangen bilden sich im Neuen Gymnasium Bochum an der Querenburger Straße. Mit Abstand und Maske warten Schülerinnen und Schüler auf ihren neuen Stundenplan, machen sich danach auf den Weg in ihre Klassen- und Kursräume. Die Wiedersehensfreude bei Kindern, Jugendlichen und Lehrkräften ist groß – ebenso wie die Hoffnung auf ein Schuljahr ohne Distanzunterricht.

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„Wir hoffen auf Normalität“, sagt Paul Ecke (17). Er ist Schüler der Q 2 und macht im nächsten Jahr sein Abitur. „Trotzdem bleibt die Sorge, dass es wieder Distanzunterricht gibt“, ergänzt Julia Hägele (17), die dieselbe Stufe besucht. Damit sprechen sie wohl für einen Großteil der Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler in Bochum.

Joscha Kedzia, Tugce Öztürk, Paul Ecke und Julia Hägele machen in diesem Jahr ihr Abitur. Sie erzählen von Sorgen und Hoffnungen.
Joscha Kedzia, Tugce Öztürk, Paul Ecke und Julia Hägele machen in diesem Jahr ihr Abitur. Sie erzählen von Sorgen und Hoffnungen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Schulstart in Bochum: „Hoffentlich können wir diese ,Normalität’ lange aufrecht erhalten“

Felix (10) hatte am Mittwoch (18. August) seinen ersten Schultag am neuen Gymnasium in Bochum.
Felix (10) hatte am Mittwoch (18. August) seinen ersten Schultag am neuen Gymnasium in Bochum. © WAZ | Rau

Schulleiter Oliver Bauer begrüßt an diesem verregneten Mittwochmorgen die neuen Fünftklässlerinnen und -klässler sowie deren Eltern. „Ich freue mich auf den Präsenzunterricht, wenn auch mit Masken, Tests und Abstand. Hoffentlich können wir diese ,Normalität’ lange aufrecht erhalten“, sagt er mit Blick auf das kommende Schuljahr. Noch ist er optimistisch, es habe vor den Ferien nur sehr vereinzelt Corona-Fälle und keine Infektionsketten am Neuen Gymnasium gegeben. „Wir hoffen, dass das so bleibt.“

Felix (10) hat seinen ersten Schultag am Neuen Gymnasium: „Ich bin schon ein bisschen aufgeregt, ich freue mich aber“, sagt der Fünftklässler. Distanzlernen war in den vergangenen Monaten nicht unbedingt sein Fall: „Das war eher langweilig. Ich hoffe, wir dürfen dieses Jahr in der Schule bleiben.“ Das sieht auch Felixs Mutter Elke Weidehoff so. „Bisher bin ich aber guten Mutes.“

Bochumer Grundschülerinnen fürchtet sich vor erneuter Quarantäne

Einen knappen Kilometer weiter starten rund 25 Mädchen und Jungen in das vierte Schuljahr. In Vierergruppen sitzen sie an Tischen im Gebäude der Friederikaschule, gerade steht Mathe auf dem Stundenplan. „Wir haben dafür gesorgt, dass Kinder, die befreundet oder zusammen in der OGS sind, zusammensitzen“, erklärt Klassenlehrerin Maike Hennecke. Denn: Wird eine Schülerin oder ein Schüler positiv auf das Coronavirus getestet, müssen derzeit nur Sitznachbarn in Selbstisolation. „Ich war schon einmal zwei Wochen in Quarantäne, das will ich nicht noch mal“, erzählt eine Viertklässlerin. Zustimmend nicken einige Mädchen und Jungen neben ihr.

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Die Wiedersehensfreude im Klassenraum der 4a ist groß. „Die Gemeinschaft hat einfach gefehlt. Nun dürfen auch wieder Ausflüge gemacht werden, zum Beispiel zum Spiel- oder Fußballplatz. Das nutzen wir“, erzählt Lehrerin Hennecke. „Wir freuen uns, wieder hier zu sein“, sagen ebenfalls die Schülerinnen und Schüler, die es sowohl genießen, ihre Freunde zu sehen, als auch wieder Unterricht zu haben.

Schulstart: Bildungsgewerkschaft GEW ist besorgt

Die NRW-Landesregierung möchte den Schulbetrieb in Präsenz unabhängig von der Inzidenz sicherstellen. Seit dem 12. April gilt eine Pflicht zur Testung in den Schulen, für die nicht genesen oder geimpft sind.

Die Bildungsgewerkschaft GEW zeigt sich besorgt: Der Betrieb startet in Bochum unter ungünstigen Voraussetzungen. „Mehr Präsenz ist eine richtige und dringende Forderung. Aber weder Lehrer*innen noch Schüler*innen und ihre Eltern haben es verdient, in unsichere Schulen geschickt zu werden“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Landesregierung und Stadt als Schulträger müssen aus Sicht der Bildungsgewerkschaft jetzt nachlegen. Das betreffe vor allem die Ausstattung mit Lüftungsgeräten.

„Das Distanzlernen war schwieriger. Nicht alle haben zuhause genug Hilfe bekommen“, berichtet ein Schüler. „Hoffentlich gibt es nicht wieder Distanzlernen“, sagt ein zweiter. Ein weiterer Junge ergänzt: „Für mich war das zwar nicht so schlimm, für meine Mutter aber sehr stressig.“

Schulzeit während Corona bedeutet Verzicht

Die vergangenen Monate bedeuteten für die Schülerinnen und Schüler in Bochum Verzicht – so auch am Neuen Gymnasium. „Wir vier sind ja alle auch in der SV. Sonst gab es immer alle anderthalb bis zwei Monate eine Aktion. Es ist schade, dass das alles nicht mehr ging“, erzählen Tugce Öztürk und Joscha Kedzia aus der Q 2, die neben Paul Ecke und Julia Hägele auf dem Schulhof stehen.

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Einen Lichtblick gibt es in nächster Zeit: Bleiben die Regeln so wie jetzt, dürfen die bald anstehenden Kursfahrten nach Berlin oder München stattfinden. Eine Mottowoche und der Abiball sind in Planung. Ob die Umsetzung klappt, wird die Zukunft zeigen.

Oliver Bauer leitet das Neue Gymnasium Bochum.
Oliver Bauer leitet das Neue Gymnasium Bochum. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Das Abitur rückt näher: „Uns ist es wichtig, keinen Stoff zu verpassen“

Noch wichtiger wäre den vier Zwölftklässlern aber im Hinblick auf ihr Abitur die Sicherheit, nicht wieder in den Distsanzunterricht zurückzumüssen. „Uns ist es wichtig, keinen Stoff zu verpassen“, sagt Paul Ecke. Das sieht Joscha Kedzia auch so, er gibt außerdem zu bedenken: „Es ist natürlich trotzdem wichtig, weiter verantwortungsvoll mit der Pandemie-Situation umzugehen.“