Bochum. Fragen zu Corona-Impfungen gibt es viele. Ein Bochumer Ärztenetz informierte Bürger online. Schlechte Noten gab es dabei für Tests an Schulen.

Welches Risiko gehe ich mit Astrazeneca ein? Wie lange bin ich nach einer Impfung vor Covid-19 geschützt? Wie sicher sind überhaupt Schnelltests? Fragen rund um Corona-Tests und -Impfungen gibt es viele. Das Medizinische Qualitätsnetz Bochum (MedQN) informierte am Mittwoch rund 40 interessierte Bürger, die online an einem Gesundheitsseminar teilnahmen.

Das Thema: „Impfung gegen SARS-CoV-2 und Immunität“. Zu Gast war Prof. Burkhard L. Herrmann. Der Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologe und Diabetologe sowie Mitglied der Medizinischen Fakultät des Universitätsklinikums Essen führt eine Facharztpraxis und ein Labor in Bochum. Das MedQn ist ein Netzwerk von 150 Fach- und Hausärzten in Bochum.

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Die WAZ hat die wichtigsten Fragen und Antworten aus dem Webinar aufgeschrieben:

Was sagt ein negativer Schnelltest aus?

Dass man aktuell nicht infektiös ist. Bereits nach etwa sechs Stunden, spätestens am nächsten Tag ist ein negatives Ergebnis nicht mehr aussagekräftig.

Wie zuverlässig sind Schnelltests?

Eine Infektion in den ersten drei Tagen wird nicht angezeigt. Laut Robert-Koch-Institut werden zudem nur 65 Prozent der positiven Ergebnisse bei weiteren Untersuchungen bestätigt. Falsche positive Testergebnisse sind nicht so schlimm, falsche negative indes schon.

Reicht es dann, Lehrer und Schüler zwei Mal die Woche zu testen?

Es ist ein Kompromiss mangelnder Ressourcen. Sicherer wäre es, jeden Tag zu testen. Am nächsten Tag ist der Test nicht mehr verwertbar. Es erinnert ein wenig daran, mit Schrot in die Luft zu schießen – und zu hoffen, eine Taube zu treffen. Sicherer wäre es, kontinuierlich eine Maske zu tragen, das ist besser als jeder Schnelltest.

Prof. Burkhard L. Herrmann sieht Schnelltests an Schulen kritisch. „Sicherer wäre es, kontinuierlich eine Maske zu tragen.“  
Prof. Burkhard L. Herrmann sieht Schnelltests an Schulen kritisch. „Sicherer wäre es, kontinuierlich eine Maske zu tragen.“   © Herrmann

Wie wirksam sind die Impfstoffe?

Biontech/Pfizer (95%), Moderna (94%) und Astrazeneca (76%) haben nach zwei Impfungen eine hohe Wirksamkeit. Bei allen dreien wird nach drei Wochen ein schwerer Verlauf der Erkrankung zu nahezu 100 Prozent verhindert. Immunsuppressiva können die Impfwirkung allerdings abschwächen.

Können geimpfte Personen andere Menschen anstecken?

Nach der ersten Impfung ist das bei einer Infektion möglich, zwei Wochen nach der zweiten Impfung findet aber keine relevante Übertragung mehr statt.

Wie sinnvoll sind dann Schnelltests bei Personen, die zwei Impfungen erhalten haben?

Eine zweite Impfung ist höher zu bewerten als ein negativer Schnelltest.

Wie lange sind Geimpfte vor Covid-19 geschützt?

Der Schutz reicht nach derzeitiger Studienlage über mindestens sechs bis neun Monate. Eine dritte Impfung kann anschließend erforderlich werden. Langzeitstudien werden folgen.

Wie groß ist das Thrombose-Risiko bei einer Impfung mit Astrazeneca?

Es betrifft sechs bis zehn Geimpfte von einer Million. Es handelt sich also um eine sehr seltene Nebenwirkung. Zum Vergleich: Bei einer Covid-19-Infektion ist das Risiko zehnfach höher. Weniger bekannt ist, dass selbst Heparin Thrombosen auslösen kann und zwar bereits bei 200 von einer Million Menschen.

Unter 60 Jahre alte Menschen sollen nach einer ersten Impfung mit Astrazeneca wegen des Thrombose-Risikos bei der zweiten Impfung ein anderes Vakzin erhalten. Ist das ein Problem?

Nein, möglicherweise ist es sogar ein Vorteil. Dazu laufen Studien.

Der zeitliche Abstand der Impfungen ist von wenigen Wochen auf zwölf Wochen angewachsen. Warum?

Die ersten zeitlichen Vorgaben waren Ergebnisse von Studien mit mehreren Tausend Menschen. Mittlerweile sind Millionen geimpft und wir wissen, dass ein größerer Abstand einen besseren Impfschutz bedeutet.

Wie bewerten Sie den Impfschutz, wenn beide Impfungen innerhalb von drei Wochen erfolgt sind?

Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit besteht auch hier ein sehr guter Schutz.

Mehr zur Notbremse:

Wer Covid-19 durchlebt hat, soll erst nach sechs Monaten geimpft werden. Warum?

Dieser zeitliche Abstand hat politische Gründe, er ist dem knappen Impfstoff geschuldet. Eine Impfung kann deutlich früher erfolgen.

Ist es angeraten vor einer Impfung Schmerzmittel zu nehmen, um Nebenwirkungen zu vermeiden.

Nein, Paracetamol oder Ibuprofen sollten nicht prophylaktisch genommen werden. Das könnte einen negativen Einfluss auf die Immunantwort haben. Bei Symptomen nach der Impfung kann dies allerdings genommen werden, aber nicht vorher.

Darf eine bereits zwei Mal geimpfte Person eine nicht geimpfte Person in einem Altenheim besuchen?

Eine Übertragung des Virus ist dabei nahezu ausgeschlossen. Das Risiko sich selbst zu infizieren liegt unter zehn Prozent. Ein schwerer Verlauf ist aber nicht zu erwarten. Die AHA-L-Regel ist aber nach wie vor einzuhalten.

Sollte in Deutschland auch Sputnik V zum Einsatz kommen?

Wenn wir den Impfstoff bekommen könnten, sollten wir ihn nutzen. Für die rasche Pandemiebekämpfung ist das sehr sinnvoll.