Bochum. Die Impfungen in Bochum nehmen Fahrt auf. Die Hausärzte erwarten die doppelten Impfmengen. Im Ruhrcongress wird unter Vollauslastung gespritzt.
Während die Sieben-Tage-Inzidenz in Bochum besorgniserregend steigt (Inzidenz aktuell: 175,8), nehmen die Corona-Impfungen weiter auf. Die Haus- und Fachärzte können in der nächsten Woche auf deutlich mehr Impfdosen zurückgreifen als zuletzt. Das Impfzentrum im Ruhrcongress arbeitet weitgehend unter Vollauslastung. Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um das aktuelle Impfgeschehen in Bochum.
Wie viele Bochumerinnen und Bochumer sind schon geimpft?
27.728 Frauen und Männer haben die Erst- und Zweitimpfung erhalten. „Das ist einmal das volle Ruhrstadion“, sagt Björn Sperber, Leiter des Impfzentrums. Damit liegt die Impfquote in Bochum bei 7,4 Prozent – etwas höher als im NRW-Schnitt (6,8). Insgesamt meldet die Stadt 115.303 Impfungen.
Bei den Über-70-Jährigen läuft es rund
Sind die Über-80-Jährigen inzwischen durchgeimpft?
Sie machen den Großteil der Doppel-Impfungen aus. „In dieser Altersgruppe wird jetzt nur noch vereinzelt geimpft“, sagt Björn Sperber. Aktuell sind am Stadionring die über 70-Jährigen an der Reihe. 32.200 Bochumer sind zwischen 70 und 79 Jahre. Anders als beim Ü-80-Chaos verlaufe die Terminvergabe „reibungslos und oft sehr kurzfristig“, so Sperber. Es mache sich bezahlt, dass die Kassenärztliche Vereinigung (KV) die Software verbessert und die Jahrgänge gestaffelt hat. Ab Freitag (23..), 8 Uhr, werden Termine für die Jahrgänge 1950 und 1951 vergeben.
Wer wird im Ruhrcongress sonst noch geimpft?
Medizinisches Personal sowie besondere Berufsgruppen, etwa Kita-Erzieher sowie Lehrer an Grund- und Förderschulen. Täglich werden 1800 bis 2000 Impfungen vorgenommen. Elf der zwölf Impfstraßen sind in Betrieb. Mobile Impfteams sind weiterhin parallel u.a. bei bettlägerigen Patienten, in der Tagespflege sowie in Alten- und Pflegeheimen im Einsatz. Dass es dort trotz nahezu abgeschlossener Impfkampagne zu Ansteckungen kommen kann, zeigt aktuell der Corona-Ausbruch im SBO-Heim in Werne mit 19 Infizierten und drei Todesfällen.
Hausärzte erwarten in der nächsten Woche 7600 Impfdosen
In welchem Maße wird bei den niedergelassenen Ärzten geimpft?
Der Auftakt war schleppend. In den ersten drei Wochen standen für Bochum jeweils knapp 3500 Dosen zur Verfügung. 10.361 Impfungen in Praxen weist die Kassenärztliche Vereinigung seit Monatsbeginn für Bochum aus. Das muss, das wird sich ändern, sagt KV-Bezirkschef Dr. Eckhard Kampe. Am Donnerstag erhielt er die Nachricht, dass der Bund für die nächste Woche 7600 Biontech-Dosen für Bochum zugewiesen hat. Sie verteilen sich auf 230 Haus- und Fachärzte, die inzwischen in die Impfkampagne eingestiegen sind (anfangs wares es 150). Macht 33 Dosen pro Arzt.
Was sagen die Hausärzte?
„Wir müssen viele Patienten nach wie vor vertrösten und beschwichtigen“, sagt Dr. Wilhelm Vermaasen, Vorsitzender des Bochumer Hausärztevereins. Insbesondere chronisch Kranken und Patienten mit Vorerkrankungen unter 70 Jahren sei schwer zu vermitteln, dass die bisher zugeteilten Dosen nur für „kärglich wenige“ Impfungen reichten. Vermaasen spricht von „Mangelwirtschaft“ – und appelliert: „Weg mit der Priorisierung, weg mit der überbordenden Bürokratie!“ Dazu bräuchten die Ärzte aber endlich ausreichend Impfstoff.
Astrazeneca hat in Praxen schweren Stand
Wie reagieren die Patienten?
Ein WAZ-Leser (unter 70, mit Vorerkrankungen) schildert seine vergeblichen Versuche, beim Hausarzt eine Impfung zu ergattern. „Korrekterweise verimpft er seine wenigen Dosen an seine Risikopatienten“, schreibt der Bochumer. „Von denen sind aber mit Sicherheit viele über 70 und hätten somit auch im Impfzentrum Ihre Impfung bekommen können. Die jüngeren Risikopatienten gucken in die Röhre.“
Was tut sich bei Astrazeneca?
Hausärzte berichten von massiven Vorbehalten und Ängsten vieler Patienten. In den für nächste Woche angekündigten Lieferungen für die Praxen ist Astrazeneca laut KV-Chef Kampe nicht mehr enthalten. Im Impfzentrum, so Björn Sperber, wird Astrazeneca nur Beschäftigten über 60 aus besonders gefährdeten Berufsgruppen verabreicht. Entsprechend groß sei die Termintreue. „Von Biontech bleibt abends kaum etwas übrig. Und wenn, greifen unsere Nachrückerlisten mit den priorisierten Personengruppen.“