Düsseldorf. Die Sorgen um die Sicherheit der Schüler nehmen zu, der Ruf nach Distanzunterricht wird lauter. Worauf wartet NRW?

Die Sorgen um die Sicherheit der Schüler im Wechselunterricht nehmen zu. Mehrere Vorstöße von Kommunen, sofort wieder zum Distanzunterricht zurückzukehren, wurden vom Land NRW zurückgewiesen. Doch die geplante „Bundesnotbremse“, die Distanzunterricht ab einer Inzidenz von 165 vorsieht, gibt den Kritikern neue Argumente.

Elternverband Leis: "Wechselmodelle sind die schlechteste Alternative"

„Ich wäre angesichts der aktuellen Lage dafür, die Schüler vorerst wieder flächendeckend in den Distanzunterricht zu schicken. Das wäre nur konsequent“, sagte die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, auf Nachfrage dieser Zeitung.

Auch Ralf Radke von der Landeselternschaft der integrierten Schulen (Leis NRW) sieht das so: „Ja, Distanzunterricht für alle wäre jetzt gut. Wechselmodelle sind die schlechteste Alternative. Sie fressen viele Ressourcen und gehen zu Lasten von Quantität und Qualität des Unterrichts.“

Landeseltern Gymnasien: "Schaut auf die Inzidenz von Kindern und Jugendlichen"

Die Landeselternschaft der Gymnasien plädiert sogar dafür, bei Schulschließungen nicht auf den allgemeinen Corona-Inzidenzwert zu schauen, sondern auf den speziellen Inzidenzwert unter Kindern und Jugendlichen. Die seien offenbar inzwischen besonders gefährdet und könnten zudem noch nicht geimpft werden. „An keinem Ort sitzen in der Pandemie Menschen in geschlossen Räumen enger und so lange zusammen wie in den Klassenräumen, auch im Wechselmodell“, warnt Franz-Josef Kahlen von der Landeselternschaft der Gymnasien.

Hälfte der Kommunen über der Inzidenz 165

In NRW lagen am Mittwoch laut der Statistik des Landeszentrums Gesundheit 27 von 53 Kommunen über dem Inzidenzwert von 165, ab dem der neuen „Bundesnotbremse“ zufolge Distanzunterricht eingeführt werden müsste.

Xueling Zhou aus dem Vorstand der Landesschülervertretung (LSV) erklärte auf Nachfrage: „Erst wenn Schülerinnen und Schüler ohne große Ansteckungsgefahr zur Schule gehen können, sollen diese für den Wechselunterricht geöffnet werden.“ Die Einschätzung, wann diese Voraussetzung erfüllt sei, müsse durch Experten, zum Beispiel Virologen, erfolgen. Diese Entscheidung müsse allerdings „für jede Kommune individuell“ entschieden werden.

„Der Inzidenzwert von 165 ist durch die Politik gesetzt“, so Stefan Behlau, NRW-Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE). Nun müssten schnell klare Regeln her, wann die Notbremse greife. Schulen und Eltern hätten ein Recht auf verlässliche und transparente Informationen durch die Politik.

Immer lauter wird auch der Ruf von Eltern und Schülern, auf Klassenarbeiten bis zu den Sommerferien zu verzichten.