Bochum-Langendreer. Cooler Name, frisches Konzept: Im Spätsommer will die Gastronomin Marie Nürenberg das beliebte Restaurant in Bochum wiedereröffnen. Was plant sie?
Lockdown und kein Ende: Wie fast alle Bochumer Kultureinrichtungen steht der Bahnhof Langendreer während der Corona-Pandemie weitgehend still. Doch es gibt auch gute Nachrichten aus dem soziokulturellen Zentrum am Wallbaumweg. Für die beliebte Kneipe wurde eine neue Pächterin gefunden. Die 39-jährige Marie Nürenberg hält hier ab sofort die Fäden in der Hand – und sie hat viele schöne Pläne mit dem ehemaligen Wartesaal.
Die Kneipe im Bahnhof stand ohne Leitung da, nachdem der ehemaligen Pächterin Ende des vergangenen Jahres vorgeworfen wurde, mehrfach Posts der AfD auf ihrem privaten Facebook-Profil geteilt zu haben. Die Pächterin bestritt die Vorwürfe vehement, räumte nach längerem Streit zum 31. Dezember aber schließlich das Feld.
Restaurant im Bahnhof Langendreer in Bochum stand eine Weile leer
Seitdem stand das Restaurant leer. Während Corona hätte es ohnehin nicht öffnen dürfen, was der nachfolgenden Pächterin Marie Nürenberg die Gelegenheit bot, an einem neuen Konzept zu tüfteln. „Momentan stecken wir noch knietief in den Planungen, aber im Spätsommer wollen wir öffnen“, sagt sie. „Ich möchte hier eine Gastronomie entwickeln, in der sich jeder willkommen und wertgeschätzt fühlt. Sowohl die Gäste, als auch die Mitarbeiter.“
Marie Nürenberg kennt sich in der Gastronomie bestens aus. Anfang der 2000er Jahre absolvierte sie eine Ausbildung zur Restaurantfachfrau bei der Brauerei Tauffenbach. Anschließend leitete sie drei Jahre lang ein Modegeschäft und ist seit 2007 selbständige Event-Gastronomin mit einem besonderen Hang zu Langendreer und dem bunten Leben hier. „Die Menschen mag ich total, und ich freue mich darauf, bald ein Teil dieses Stadtteils und ein Teil dieses multikulturellen Zentrums zu sein.“
Kneipe soll zum Ausbildungsbetrieb werden
Unter ihrer Regie soll sich in dem Restaurant einiges verändern. Den Thekenbereich möchte sie neu und mit etwas wärmeren Farben gestalten, Vintagemöbel sollen für eine gemütlichere Atmosphäre sorgen. Dazu plant sie, die Kneipe künftig zu einem Ausbildungsbetrieb zu machen, um auch junge Leute von der Gastronomie zu begeistern. „Das soll eine richtige Kaderschmiede werden“, meint sie. „Auch Langzeitarbeitslose sollen hier die Chance bekommen, kreativ tätig zu werden.“
Die Speisekarte soll aus Klassikern der alten Bahnhofs-Küche bestehen, also gutbürgerlich und mediterran sein. Daneben möchte sie frische und saisonale Produkte anbieten und neue Trends setzen, etwa den in den USA beliebten Smashburger. 30 bis 50 Prozent der Speisen sollen zudem vegetarisch oder vegan sein. Und ganz wichtig: „Für jeden Geldbeutel ist etwas dabei, damit jeder bei uns einkehren und sich wohlfühlen kann.“ Auch an eine günstige Mittagskarte und einen Brunch am Sonntag ist gedacht.
Enge Zusammenarbeit mit Konzerthalle und Kino
Daneben soll das Getränkeangebot künftig deutlich erweitert werden: Craftbeer und eine umfangreiche Weinkarte sind ebenso geplant wie diverse Cocktails, Whiskey-Tastings und selbstgemachte Limonaden. Dies soll mit dem Kulturprogramm im Bahnhof besser harmonieren, als es bisher der Fall war: „Wir wollen eng zusammenarbeiten“, verspricht Nürenberg. „Wenn in der Halle etwa eine irische Band spielt, dann werden wir dazu die passende Karte anbieten. Wenn im Kino ein besonderer Film läuft, dann gibt es bei uns dazu ein Menü.“
All dies soll zeitlich besser miteinander verzahnt werden als zuvor. Denn früher saß man nicht selten in der Kneipe und wartete ungeduldig auf sein Essen, während nebenan schon das Konzert begann, das man eigentlich nicht verpassen wollte. „So etwas geht gar nicht“, sagt Nürenberg. „Das habe ich beim Catering gelernt. Da zählt auch jede Minute.“
Marie Nürenberg ist im Bahnhof angekommen, um zu bleiben. „Ich hoffe sehr, dass dies meine letzte berufliche Station ist“, meint sie. „Für die nächsten 20 Jahre plane ich nichts anderes mehr.“
Info: Welchen Namen trägt die Kneipe künftig?
Als „Kneipe im Bahnhof Langendreer“ ist das Restaurant in Bochum und weit darüber hinaus bekannt. Unter neuer Leitung soll auch ein neuer Name gefunden werden. Welcher genau, ist allerdings noch nicht ganz klar.
Eine Idee ist, die Kneipe künftig unter dem Titel „Richtig gutes Zeug“ zu führen. „Das ist ein Song von Deichkind, den ich sehr liebe“, sagt die Pächterin Marie Nürenberg. Auch der Name „Die rote Kiste“ wurde schon erwogen. „Der Untertitel mit der Kneipe wird aber in jedem Fall bestehen bleiben.“